Frühstück

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Der Tag des Quidditchspiels der Gryffindors und Slytherins begann wie gewohnt mit viel Trubel und einer gewissen Anspannung, die in der Luft hing. Die meisten Mitschüler saßen schon beim Frühstück in der großen Halle und so auch Marlene, Dorcas und ich. James, Sirius, Remus und Peter, die Rumtreiber wie sie sich nannten, was Sirius mir vor kurzem stolz offenbart hatte und worauf Remus leicht die Augen verdrehte und den Kopf schüttelte, aber dennoch lachte, saßen auch bei uns und alle waren in morgendliche Gespräche verwickelt , die sich meistens um Quidditch drehten.
„Wo bleibt denn die Zeitung" , warf ich ungeduldig in die Runde während ich auf meine Armbanduhr schaute und meinem Kopf zum Eingang der großen Halle reckte. Normalerweise kam die Zeitung mit der Post immer zur nahezu exakt gleichen Zeit, aber heute war sie besonders spät dran und da ich ein kleiner Gewohnheitsmensch war, störte mich diese Tatsache am Morgen.
Naja, zumindest zum Einen deswegen und zum Anderen, weil ich zur Abwechslung mal über etwas anderes als Quidditch reden wollte und auch eine gewisse Person ein bisschen ablenken wollte, die nicht einen Happen gegessen hatte und ziemlich gedankenversunken vor sich her starrte. Und ich konnte auch ziemlich gut erahnen an was er dachte, auch wenn er seine Gedanken natürlich nicht zugeben würde.
„Du mit deiner Zeitung, Lily. Sie wird schon noch kommen, bevor wir zum Spiel gehen.... Nicht dass das etwas mit dir zutun hätte, du kommst ja eh nicht mit", sagte Marlene und fügte den letzten Satz schnell mit einem Blick auf James hinzu, der vermutlich eh nichts gehört hatte. Entschuldigend lächelte sie mich an und ich machte mit der Hand eine abwinkende Bewegung. Manchmal vergaß ich ganz, wie tollpatschig Marlene teilweise sein konnte. Sie war aber nicht halb so ungeschickt wie Peter es manchmal war, wie mir schon in der recht kurzen Zeit, die ich aktiv mit ihm verbrachte, auffiel.
Wie aufs Stichwort meiner Gedanken, fiel Peter sein Löffel mit dem er das Müsli aß, aus der Hand und die Milch bespritzte uns alle, vor allem Remus und Dorcas, die am nächsten bei ihm saßen. „Peter, du Tollpatsch!", sagte Dorcas schmunzelt und strich sich mit den Händen über ihren Rock und Remus fügte hinzu : „Du bist auch einer! So was passiert auch nur dir."
Peter hob entschuldigend die Hände und sagte mit dem Kopf leicht schief liegend : „Tut mir leid. War doch ein Versehen!"
Sobald Peter seinen Satz beendet hatte, hörte ich das gewohnte Flügelschlagen der Eulen und blickte nach oben. Eulen über Eulen kamen in die Halle geflogen und warfen Päckchen, Briefe und Zeitungen ab oder flogen sie zu ihren Besitzern. Ich hielt Ausschau nach Rose, meiner Eule, denn ich erwartete neben dem Tagespropheten auch noch einen Brief meiner Eltern. Zu Beginn meiner Schulzeit in Hogwarts fanden sie die Methode der Zauberer, Post zuzustellen ziemlich aufregend und ungewöhnlich, aber mittlerweile waren auch sie schon daran gewöhnt und erschraken auch nur noch ganz selten, wenn mitten am Tag auf einmal eine Eule vor dem Küchenfenster saß.
Ich entdeckte Rose und ich selben Moment segelte sie zu mir hinab. Sie setzte sich auf meine Schulter und ich nahm den Brief entgegen, den sie mir so erwartungsvoll entgegenstreckte. Sie fing an meinen Haaren zu knabbern und weil ich mir sicher war, dass richtiges Essen leckerer schmeckte, gab ich ihr etwas von der großen Auswahl, die vor mir auf dem Tisch stand. Gleich darauf kam die Zustellungseule für den Tagespropheten, verharrte etwas über James und lies die Zeitung genau vor seine Nase plumpsen. James schreckte hoch und schaute sich verwundert um und während ich der Zustellungseule ein kleines Stück Wurst gab und fünf Knuts in die kleine Tasche, die ihr ans Bein gebunden war, steckte, sagte ich neckisch : „Guten Morgen, Teamkapitän! Erzähl mal, was wäre die schlimmste Niederlage, die ihr servieren könntet?" Ich wusste, dass er sich in seiner Trance alle Möglichkeiten wie das Spiel ausgehen könnte bildlich vor Augen geführt hatte, ganz egal wie unwahrscheinlich sie waren.
James schilderte uns eine sehr... kreative Version seiner Befürchtungen und sie endete mit einer kolossalen Demütigung der Gryffindors, den Slytherins mit dem Quidditchpokal und jahrelange Schande für das Gryffindor-Quidditchteam. Ich hatte während ich seiner Geschichte mit einem Ohr zuhörte, den Brief meiner Eltern geöffnet und begann ihn aufmerksam zu lesen. Meine Mutter schrieb, dass sich mein Vater erkältet hatte und nun den ganzen Tag im Bett lag und eine Million Taschentüchern verbrauchte. Ich musste leicht schmunzeln als ich diese Stelle las, da mir sofort Bilder von Zuhause in den Kopf schossen und ich mir die Szene ziemlich gut vorstellen konnte. Sie schreib auch, dass ich mir trotzdem keine Sorgen machen musste, weil mein Papa sich wohl etwas anstellte und es nichts ernstes sei. Männer seien ja dafür bekannt, wenn sie krank waren ihren Drang fürs Dramatische zu entdecken, meinte sie. Meine Mama erzählte, dass sie mich Zuhause vermissten, aber sie auch hofften, dass ich viel Neues lernte und Spaß hatte. An dieser Stelle konnte ich den Gedanken, dass Petunia dies wohl kaum hoffte, nicht unterdrücken.
Dennoch freute ich mich sehr über den Brief und war froh, dass alles soweit gut war. Zufrieden legte ich den Brief beiseite und gerade passend beendete James seine Schilderung. Untereinander wechselten wir alle, bis auf James, amüsierte Blicke und Marlene schüttelte den Kopf als sie sagte : „Du nimmst diese ganze Sache erheblich zu ernst, James. Mach dich locker und denk nicht so viel nach, sonst tust du das doch auch nicht. Ich werdet bestimmt gewinnen!" „Und außerdem geht es doch vor allem um den Spaß, und nicht ums Gewinnen. Auch wenn es natürlich schön wäre, das Gesicht der Slytherins beim Verlieren zu sehen", fügte Dorcas hinzu.
Ich knuffte James in die Seite und meinte aufmunternd : „Und zufällig weiß ich, dass das Quidditchteam einen echt guten Teamkapitän hat, der das Team mit einer 99 prozentigen Chance zum Sieg führt." James legte seinen Kopf schief, schaute mich an, atmete tief durch und sagte mit seiner zurückgewonnenen Selbstsicherheit : „Na gut, bei so einem Teamkapitän brauche ich mir dann doch nicht mehr allzu so viele Gedanken machen." Ich nickte zufrieden und wandte mich dem Tagespropheten zu, den die Zustellungseule gebracht hatte, die inzwischen schon längst wieder davon geflogen war.
„Und wenn ihr erstmal gewonnen habt, besorgen wir Butterbier, ein paar Snacks und ganz vielleicht auch ein kleines bisschen Feuerwhiskey" , sagte Sirius feierlich und klatschte mit den Rumtreibern ein.
„Sag mal, wo und wie wollt ihr das denn besorgen?", fragte Dorcas neugierig und leicht skeptisch. James, Sirius, Remus und Peter wechselten verschwörerisch grinsend Blicke und alle sagten wie aus einem Mund : „Das wirst du wohl nie erfahren."

The Story of Prongs and Lils Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt