Die erste Besprechung

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Als ich die Bibliothek betrat, überkam mich wie immer ein wohliges Gefühl, es hatte sich in den letzten Jahren entwickelt und das lag wohl daran, dass ich hier sehr viel verbrachte, außerdem mochte ich die Umgebung der Bibliothek und auf ihre Weise fand ich sie schön. Vor dem Eingang blieb ich kurz stehen und blickte mich um, aber einen braunen Wuschelkopf fand ich nirgendwo. Ich seufzte und ging weiter in die Bibliothek hinein um nach Potter zu schauen.
Und tatsächlich fand ich ihn in einer Ecke in ein Quidditchbuch vertieft. Ich schaute ungläubig auf die kleine goldene Uhr an meinem Handgelenk um mich zu vergewissern, dass ich nicht zu spät war und das war ich auch nicht. Ich blieb etwas entfernt stehen, musterte ihn und mir fiel auf, dass es einen friedliche und irgendwie auch beruhigende Wirkung auf mich hatte. Wenn man ihn so dort sitzen sah, kam einem garnicht in den Sinn, dass dieser Kerl je auch nur eine Missetat begangen hätte.
Ich schüttelte den Kopf und somit auch den Gedanken weg und marschierte mit meinem gewohnten Selbstbewusstsein auf Potter zu. Ich räusperte mich und meinte : „ Hallo, was machst du denn schon hier?" Potter schaute mich verwirrt mit seinen braunen Augen an und antwortete : „ Naja, also wir wollten uns hier doch um 12 Uhr treffen, oder nicht? Deshalb bin ich hierher gekommen und da du noch nicht da warst, habe ich mich schon einmal hingesetzt und gewartet."
Ich nickte langsam und sagte dann während ich mich auf den Stuhl ihm gegenüber setzte : „ Ach egal. Dann komme ich gleich zur Sache. Wir sollten festlegen an welchem Wochenende und an welchem Tag es nach Hogsmeade gehen soll."
Ich holte eine Pergamentrolle und meine Schreibfeder, die ich vorsichtshalber mitgenommen hatte, hervor und legte sie auf den Tisch zwischen uns. Potter klappte sein Buch zu, setzte sich aufrecht hin und sagte : „ Okay, ich hatte mir schon gedacht, dass du das besprechen wollen würdest. Mein Vorschlag wäre, wir nehmen Halloween! Es ist dieses Jahr an einem Samstag und es würde auch kein Quidditchtraining überschneiden."
Erstaunlicher Weise überrumpelte mich Potter schon wieder, denn ich hatte definitiv nicht damit gerechnet, dass er seine Rolle als Schulsprecher so ernst nehmen und sich Gedanken machen würde. „ Oh, na klar. Von mir aus... ist eine gute Idee, Potter.", sagte ich leicht blinzelnd. Auf Potters Lippen bildete sich ein selbstzufriedenes Lächeln und er sagte : „ Daran könnte ich mich womöglich dran gewöhnen, also an das Kompliment. Vielleicht bekomme ich dich ja sogar noch dazu mich nicht mehr Potter zu nennen, sondern endlich James, so wie jeder andere mich nennt." Ich musste kurz schmunzeln und ärgerte mich wenige Sekunden danach schon über mich selber. Was war in letzter Zeit eigentlich los mit mir, fragte ich mich.
„Habe da mal lieber nicht zu große Hoffnungen!", sagte ich herausfordernd. „ Ich denke, dass wäre es erst einmal. Mit den anderen Dingen beschäftigen wir uns dann im Laufe der Zeit. Tschüss!" , fügte ich hinzu während ich aufstand und mich mindestens genauso schnell davon machte, wie er vor etwa zwei Wochen vor Dumbledores Büro.
So ganz wusste ich garnicht wohin ich gehen wollte, aber ich wusste, dass ich wegwollte. In letzter Zeit verhielt ich mich immer so merkwürdig wenn es um Potter ging und dass seine Art sich zwischendurch immer änderte und zu dieser neuen, ungewohnten Art wurde, half dabei auch nicht. Da ich für dieses Verhalten absolut keine erklärende Antwort hatte, beschloss ich möglichst wenig mit dem Auslöser in Berührung zu kommen und es so gut es ging zu verdrängen.
Am nächsten Tag wachte ich morgens in einer ungewöhnlichen Frühe auf und versuchte vergeblich noch einmal einzuschlafen. Nachdem ich mich für eine gefühlte Ewigkeit umhergewälzt hatte, stand ich möglichst leise auf, nahm mir mein Buch vom Nachttisch und ging in den Gemeinschaftsraum. Es war noch kein anderer im Gemeinschaftsraum und so konnte ich mich ganz einfach auf meinen Lieblingsplatz, einer Fensterbank mit perfektem Blick auf Hogwarts Umgebung, setzen. Ich schlug mein Buch auf und las ein paar Seiten. Kurz darauf unterbrachen hastige, dumpfe Schritte die Stille. Ich schaute vom Buch auf und nun hörte ich auch Stimmen, es waren mehrere, aber ich konnte sie nicht wirklich erkennen.
Plötzlich flog das Gemälde der fetten Dame auf und vier Gestalten hasteten durch den Gang. Nun wurden ihre Stimmen auch deutlicher und ich konnte sie allmählich erkennen. Als die Vier im Gemeinschaftsraum ankamen waren sie zuerst mit etwas ganz anderem beschäftigt als sich darum zu sorgen, dass noch jemand anderes im Raum sein könnte. Denn mich bemerkten sie erst einige Momente später und nun schaute ich in vier bekannte erschrockene Gesichter und sie schauten in ein mindestens genauso erschrockenes Gesicht, denn ich war in der Tat sehr überrumpelt von dem was hier gerade passierte.

The Story of Prongs and Lils Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt