Kapitel 21

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Ununterbrochenes an der Tür geklingel, riss mich aus meinem unruhigen Schlaf. Müde stieg ich oberkörperfrei aus dem Bett und machte die Tür auf, rieb mir meine Augen und sah auf die Person, die mich weckte.

»Uhrzeit?«, fragte ich gähnend und er hielt mir sein Handy hin, bei dem ich 12:15 Uhr ablesen konnte.
»Fuck«, nuschelte ich, »setz dich auf die Couch. Ich mach mich kurz fertig«, sagte ich und strich mir meine Haare aus dem Gesicht. Wie konnte ich nur verschlafen, wenn ich ihm Strafe für zu spät kommen geben wollte?
Der Jüngere schaute beim reingehen nervös an mir vorbei, was mir ein wenig suspekt vorkam, realisierte aber dann, dass ich ja noch halb nackt war.
Verärgert über mich selbst wollte ich in mein Zimmer, wurde aber an der Hand festgehalten.

»W-warum sollte ich hierherkommen?«
Verwirrt blickte ich zu ihm. »Ich wollte einfach nur Zeit mit dir verbringen. Setz dich jetzt ins Wohnzimmer.«
Ich holte ein T-Shirt und ging ins Badezimmer, in dem ich meine Zähne putzte. Beim Rausgehen richtete ich schnell meine Haare und ließ mich neben Eren fallen.
»Ich mag es, wenn deine Haare unordentlich liegen«, sagte er aufeinmal. Also beugte ich mich über ihn.
»Wir können sie ja wieder unordentlich machen~«, antwortete ich erregt und zog seinen schwarzen Rollkragenpullover ein wenig nach unten um sein Hals zu küssen, stoppte aber und schmunzelte leicht. Mit meinem Zeigefinger strich ich langsam über seinen Hals und guckte ihm in die Augen.

»Tch, so schöne Spuren und du versteckst sie hinter einem Stück Stoff..«

Durch die Unsicherheit, die er ausstrahlte, ließ ich von ihm ab und griff nach einer Fernbedienung, schaltete den Fernseher an und suchte irgendein zufälligen Film raus.
Da meine Vorhänge kein Licht hereinließ, war es, trotz dessen, dass es noch so früh war, ziemlich stimmig. Eren hatte ich in meinen Armen.
Es erinnerte mich an früher. An Erwin und mich. Wir lagen genauso und hatten einen Film geschaut. Aber es war der letzte Tag und gleichzeitig der schmerzhafteste. Nicht nur seelisch, sondern auch körperlich. Ein einziges Trauma, was vieles in meinem Leben veränderte.
Wie ich mit mir selbst und wie ich mit Leuten umging veränderte sich.

»Warum schauen wir uns den Film denn nochmal an? Das ist jetzt bestimmt das dritte Mal«, stellte ich fest, während er mir meinen Kopf streichelte.
»Du weißt doch, dass ich den gut finde«, lachte er. Das nahm ich als Antwort hin und guckte eine Zeit mit ihm.

Dann war die Hälfte des Films vorbei.
»Levi, ich mache Schluss, aber wir bleiben Freunde.«
Meine Augen weiteten sich, er streichelte mich immer noch. Ich drehte mich zu ihm. »W-wie meinst du das Erwin? Soll das etwa e-ein Witz sein? Denn der ist überhaupt nicht witzig. S-sag doch jetzt was.«
Meine Stimme wurde brüchig, da ich den Tränen nah war.
»Schlaf mit mir noch ein letztes Mal.«
Ich riss mich aus seinen Armen und stand vom Sofa auf. »G-ganz sicher schlaf ich nicht mit dir. Erklär mir d-doch lieber was los mit dir ist«, erwiderte ich heulend. Aggressiv zog er mich wieder zurück und drückte mich so feste, dass ich nicht abhauen konnte, in die Couch. Der Blonde zog mir meine Jogginghose mitsamt der Boxershorts runter, weswegen ich anfing ihn zu treten.
Plötzlich schlug er mir mehrmals ins Gesicht, ich spürte wie meine Nase und meine Lippe blutete.
»Dachtest du etwa, du könntest das entscheiden? Nur weil du dich wehrst, hör ich nicht auf. Und vor allen Dingen werde ich jetzt nicht mehr sanft zu dir sein«, schrie er mir in mein verheultes Gesicht.

Bei jeder einzelnen Berührung erstarrte mein Körper, mein Herz raste und der Film, der im Hintergrund lief, schien dem Ende nah zu sein. Ich rief immer wieder nach Hilfe und bettelte, dass er aufhörte. Während alldem, was Erwin mir antat, hörte ich den Film. Die traurigen Stellen und dann die fröhlichen Stellen, bei denen zu Musik gefeiert wird.
Wie sehr ich diesen Film seitdem verabscheue.

Blutergüsse, Prellungen, offene Wunden und ein verstauchtes Handgelenk. Von Kopf bis Fuß schmerzte alles.

»Levi du musst schon mit mir reden. Soll ich dir mit deinen Verletzungen helfen oder nicht?«
»I-ich will, d-dass du verschwindest«, flüsterte ich, nackt, zitternd und immer noch weinend, nur mit einer Decke über dem Körper.
Erwin sah verachtend auf mich herab, zische auf und klatschte mir eine.
»Du hättest dankbarer sein sollen, guck dich doch mal an... Sie zu, wie du deine Wunden alleine versorgst.«

»Levi? Alles okay? Du bist irgendwie blass.«
Eren riss mich aus meinen Gedanken.
»Es ist alles gut. Willst du was essen?«
Als er nickte, stand ich auf und ging in die Küche. Mein Kreislauf drohte zusammen zu brechen.

Der Vorfall ist nun gute sieben Jahre her. Wir kannten uns seit der Grundschule und hatten viel zusammen erlebt. Unsere Beziehung war trotz anfänglicher Fehler makellos. Damals am Anfang der Beziehung hatte ich gerade die Wohnung von meinem Großvater bekommen und später nach Ende der Beziehung alle Möbel verkauft und mir neue geholt, um mich nicht mehr daran erinnern.
Zwei Jahre später kaufte ich mir meinen Kater. Und drei Jahre später stellte ich Erwin als Lehrer bei mir ein.

»Essen ist fertig«, rief ich durch die Wohnung und stelle das Essen auf den Esstisch. Es wurde schon wieder, schneller als gedacht, Abend, weswegen das Essen schon als Abendessen zählte.
»Es war echt lecker«, erwähnte er. Ich nickte kurz.
»Lass uns im Schlafzimmer weiter Fernseher gucken«, sagte ich und zog ihn an der Hand durch die Wohnung.

Mein Schuldirektor - Ereri | RirenWhere stories live. Discover now