C U A R E N T A Y S I E T E

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Da sitzen sie nun alle also, im großen Esszimmer der Villa.

Mónica, die das Essen serviert. Miguel, der ihr hilft.

Alfredo, der wie immer gut gelaunt ist. Seine Tochter, die sich in der ganzen Situation unwohl und fehl am Platz fühlt.

Simón, der zwischen Ámbar und seiner besten Freundin sitzt.

Und die Brünette? Sie probiert, den immer noch besorgten Blicken zu umgehen, derweil aber die leibliche Mutter ihrer Cousine unauffällig zu mustern.

Bekannt kommt sie ihr vor, als hätte die gebürtige Sol Benson diese Frau schonmal gesehen. Vielleicht war sie eine Freundin von Lily und Bernie und kam früher in die Villa, als Luna noch klein war? Nein, dann hätte Alfredo sie ja bestimmt gekannt. Aber irgendwoher muss Silvana ja Lunas Tante kennen.

Silvanas Gefühle sind eine verwirrende Mischung. Einerseits fühlt sie sich gut, bei ihrer Tochter zu sein und genießt die Offenheit, die diese ihr sofort entgegen bringt. Genauso scheinen die Valentes und auch Ámbars Freund sehr nette Menschen zu sein. Aber andererseits fühlt sie sich auch so, als würde sie hier einfach nicht hergehören.

Aber je mehr Zeit vergeht, desto besser läuft es auch beim Abendessen. Ámbar freut es, dass ihre Mutter sich hier so gut einfindet. Und dass Simón sich so gut mit ihr versteht. Klar, im Großen und Ganzen ist die Stimmung noch bedrückt, wegen der ganzen Luna-Diego Sache. Aber doch scheint dieses Thema für einen Moment nach hinten gerückt zu sein.


"Silvana, Sharon, woher kennt ihr euch eigentlich?", fragt Alfredo dann, als sie beim Dessert sind. Eine Frage, die alle brennend interessiert.

"Durch deinen Vater... Ich war mit meinen Eltern auf einer Benefizveranstaltung von Lily und Bernie, ich wusste damals aber nicht wirklich, wer sie waren.", beginnt Silvana. "Dort , kurz vor Lily und Bernies Hochzeit müsste das gewesen sein, haben meine Eltern mal erwähnt, traf ich auf Sharon. Sie war damals beinahe 20 Jahre älter als ich. Naja, ich war jung, hatte Gratiswein... Da greift man schonmal zu tief ins Glas."

"Naja und ich... War verzweifelt. Mittlerweile ist es ja kein Geheimnis mehr, dass Lilys und Bernies Beziehung für mich nicht einfach war.", schaltet sich auch Sharon ein.

"Wir sind an der Bar irgendwie ins Gespräch gekommen, beim Wein trinken. Wenn man nicht ganz bei sich ist, gibt man schon viel von sich Preis. Allerdings haben wir uns nach dem Abend nicht mehr wirklich gesehen. In dieser Nacht bist auch du entstanden, Ámbar... Nachdem Sharon weg war, traf ich auf den Weg zu den Toiletten auf deinen Vater, er war auch betrunken. Eins kam zum anderen... Und nie wieder sah ich ihn." Silvana macht eine kurze Pause. "Als ich Ámbar nur neun Monate später zur Welt brachte, gab ich sie ja sofort zur Adoption frei. Ich wollte aber wissen, wer sie adoptiert und sichergehen, dass sie in guten Händen ist."

"Ich habe Ámbar adoptiert, da waren Lily und Bernie gerade erst gestorben... Ich wollte nicht alleine sein, allerdings hat meine Liebe zu dir über all die Jahre nicht gereicht. Ich konnte es einfach nicht zeigen. Du warst um die drei..."

"Tja und da haben wir uns wieder gesehen, als ich den Anruf bekam, dass Ámbar adoptiert wurde... Drei Jahre lang lebte ich täglich mit dem Gedanken, dass du dort warst. Ich habe mir ein neues Leben aufgebaut, aber nur mein Handy behalten, die Nummer, die das Kinderheim von mir hatte." Ámbars leibliche Mutter sieht mit einem Seitenblick zu der Adoptivmutter. "Und da haben wir uns wiedergesehen... Sharon war anders, als ich sie in Erinnerung hatte. So kalt und herzlos erschien sie mir, aber da ich kein Sorgerecht mehr hatte, konnte ich auch nichts mehr entscheiden. Ich habe über die Jahre probiert, mich damit abzufinden, aber als du um die zehn sein musstest, hielt ich es nicht mehr aus und wollte zu dir. Sharon hat mir alle möglichen Summen gezahlt, damit das nicht passiert. Und der Rest... Ist ja bekannt."


Nach dieser Erzählung herrscht erstmal Stillverschweigen. Die Blondine ist überwältigt von der ganzen Wahrheit, die sie gerade erfahren hat. Auf der Lippen rumkauend drückt sie fest Simóns Hand, die auf seinem Oberschenkel liegt.

"Okay... Krass.", findet die Argentinierin dann wieder Worte. "Ich danke euch, dass ihr mir die Wahrheit erzählt hat. Ich wusste nicht, dass ich so lange im Kinderheim war... Ich muss das erstmal sacken lassen."

Verständnisvoll nickt die ganze Familie. Und ihre Cousine, viel mehr Adoptivcousine, greift nach ihrer anderen Hand, die auf dem Tisch liegt.

"Ich verstehe dich, Ámbar, wir haben beide beinahe das gleiche durchgemacht. Du wirst sehen, mit der Zeit wird es leichter, alles zu verarbeiten." Ganz leicht lächelt Luna die Blondine an.

"Danke Luna, ich danke dir sehr." Ein kleines Lächeln wird erwidert, dann wendet sich Simóns feste Freundin wieder an meine Mutter.

"Aber was ist jetzt mit meinem Vater? Er kannte Lily und Bernie? Dann musst du ihn auch kennen, Sharon!"

"Ich weiß nicht, die beiden hatten so viele Kontakte... Gut möglich, dass ich ihn kenne. Aber es wird schwer, das zu erkennen, als Blinde."

"Und leider habe ich auch kaum Anhaltspunkte, wer er sein könnte. Es ist 20 Jahre her, das Aussehen wird nichts mehr bringen."

"Ich hätte eine Idee...", schaltet sich Luna erneut ein, alle sehen zu ihr. "Man könnte die Gästeliste der Veranstaltung durchsehen, falls man sie noch irgendwo findet. Bestimmt hilft Nina uns auch."

"Das ist eine ausgesprochen gute Idee, Luna.", lächelt Silvana, die Brünette lächelt zurück.

"Vielleicht schauen wir im alten Lagerhaus? Immerhin wurde dieses beim Brand nicht beschädigt.", mischt sich auch Alfredo ein.

"Gute Idee, wir müssen das auf jeden Fall eingehen!" Ámbar kann es jetzt schon kaum erwarten, mit der Suche zu beginnen.

Sie spürt einen Kuss auf ihrer Wange, automatisch muss sie schmunzeln.

"Ich werde dir selbstverständlich auch bei allem helfen.", flüstert der mexikanischer in ihr Ohr.


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Uff, ein sehr spannendes Kapitel über Ámbars Vergangenheit! Mir ist gerade ein sehr krasser Plottwist eingefallen zu dem ganzen Thema... Das wird interessant und ich freue mich sehr, das zu schreiben! Genauso, wie viele andere Kapitel!

Ich probiere, bis Freitag jeden Tag ein Kapitel hochzuladen, damit dann pünktlich zur Lesenacht kein Kapitel mehr fehlt ;)

Soy Luna 4Where stories live. Discover now