Eruri-true love

Kapitel 9

Levi Pov

Das erste was ich tat nachdem ich mein Zimmer betrat, war mich mit einem lauten Seufzen aufs Bett fallen zu lassen. Die Ereignisse der vergangenen Stunden waren einfach zu viel für mich. Außerdem machte mich die Tatsache das wir morgen eine Mission hatten unheimlich wütend. Ich hatte es tatsächlich geschafft zu verdrängen und daran erinnert zu werden war hart. Die Mission war in meinen Augen nicht mal besonders wichtig. Sie war sogar so unwichtig das nur ein winziger Teil des Aufklärungstrupps mit kommen musste. Eine Gruppe von etwa zwanzig Leuten würde zu einer früher genutzten Basis reiten und schauen ob sie für spätere Missionen als Kontrollpunkt oder sowas ähnliches in Frage kam. Die Basis war nur etwa einen Tagesritt entfernt und wenn wir Glück hatten, würden wir grade mal eine Nacht weg bleiben. Ich hoffte inständig das diese blöde Basis noch bewohnbar war. Alles andere würde uns nur unnötig aufhalten. Außerdem  hatte ich absolut keine Lust mich um die Renovierung irgendwelcher ranzigen Hütten zu kümmern. Bei der Vorstellung von ranzigen Hütten wanderten meine Gedanken wieder zu meinem ganz persönlichen Hütten Vorfall und ich Verzog das Gesicht. Ich hatte mich Erwin regelrecht an den Hals geworfen. Ich hoffte inständig das er mir die Ausrede das mir Kalt war abgekauft hatte, zum Teil stimmte das ja auch. Ansonsten würde er vermutlich jetzt denken das ich ein Psycho war. Aber er hatte es zugelassen. War er einfach nur zu höflich um mich weg zu schieben? ~Nein...wir haben quasi Händchen gehalten während er mich gelöffelt hat. Das war nicht nur seine Höflichkeit.~ meine Gedanken wanderten etwas weiter zum Aufwachen am nächsten Morgen. Er hatte definitiv auf meinen Bauch gestarrt. Das war nicht nur für mich wahnsinnig unangenehm und ich glaubte seiner Ausrede kein Wort. Ich erinnerte mich nur zu gerne an seine Gesichtsentgleisung als er realisierte das ich wach war. Leider hatte ich keine Ahnung was das jetzt bedeutet hatte. War Erwin einfach nur extrem verwirrt gewesen? Ich wagte nicht zu hoffen das er vielleicht doch etwas für mich empfinden könnte. ~Wir funktionieren nicht. Levi sieh es ein.~ dachte ich wehmütig. Ich versuchte verzweifelt an was anderes zu denken da ich bei solchen Gedankengängen immer Kopfschmerzen bekam.
Wie vom Blitz getroffen sprang ich von meinem Bett auf. War ich eigentlich bescheuert?! Ich hatte mich mit meinem schmutzigen, ungeduschten Körper auf mein Sauberes Bett gelegt. Wieso zur Hölle hatte ich da nicht vorher drüber nachgedacht? Ich beschloss Erwin dafür die Schuld zu geben, weil er sich in meine Gedanken geschlichen hatte. ~Prima. Jetzt muss ich mein Bettzeug waschen.~  ich zog es ab und warf es in meinen Wäschekorb. Ehe ich mich weiter damit befassen würde,  würde ich mich erstmal um meine eigene Hygiene kümmern.  Ich suchte ein Handtuch aus meinem Schrank und wollte grade Richtung Badezimmer laufen da fiel mein Blick auf meinen Schreibtisch, oder besser gesagt auf den Teerand der dort immer noch eingetrocknet auf dem Holz klebte. „Das ist jetzt echt nicht wahr."  ich bereute es, das ich diesen blöden Fleck nicht sofort weggemacht hatte. ~Konnte ja keiner Ahnen das ich die Nacht woanders verbringen würde.~ spontan entschied ich mich auch dafür Erwin die Schuld zu geben. Er lenkte mich ab.  Nachdem ich „Ekeligen Teerand von Schreibtisch entfernen" auf meine Mentale To do Liste gesetzt hatte machte ich mich auf den Weg zum Bad.

Ich hasste dieses Gemeinschaftsbad wie die Pest. Ein klein wenig Luxus konnte man doch wohl erwarten.  Aber Privatsphäre wurde eben einfach überbewertet. Ich war heilfroh das wir mittlerweile abschließbare Duschkabinen hatten. Trotzdem lebte ich immer in der Angst das jemand es doch schaffte die Tür zu öffnen und unerlaubterweise reinplatzte. Umso erleichterter war ich, als ich ohne Zwischenfall meinen Duschvorgang beenden, und mich in mein Handtuch wickeln konnte. Das Handtuch locker um die Hüften geschwungen verließ ich kurz meine Duschkabine um von einer Anrichte aus dem Vorraum meine sauberen Klamotten zu holen. Ich wollte grade danach greifen, als sich die Tür öffnete und...~nein das passiert grade nicht wirklich~ Schoss es mir durch den Kopf als ich in Erwins Augen starrte. Von all den Menschen die hätten reinkommen können war Erwin derjenige der das große Los gezogen hatte. Mir fiel ein das ich zurzeit nur ein Handtuch um die Hüften trug und ich wurde knallrot. Irgendwie konnte keiner von uns sich bewegen und wir starrten uns einfach nur weiter wie Paralysiert an. Wenigstens sah er mir in die Augen das war zum heutigen Morgen immerhin schonmal eine Verbesserung. Nach einer gefühlten Ewigkeit des Schweigens öffnete Erwin den Mund und stotterte „Äh Hi Levi." das riss mich aus dem Schock Zustand. Ich schnappte mir meine Sachen. „Hi und Tschüss Erwin." sagte ich gehetzt und schlug die Duschkabine hinter mir zu. Mit einem heftigen Ruck drehte ich das Schloss zu. Dann vergrub ich das Gesicht in den Händen ~Ach du scheiße.~ immerhin waren wir beide bescheuerte Freaks die mit der Situation nicht umgehen konnten.

Die letzte Besprechung die Erwin angesetzt hatte ehe es morgen los ging war zum Glück schnell vergangen. Mir war aufgefallen das Erwin meinen Blick mied und mich kein einziges Mal direkt ansprach. Diese Tatsache machte mich so unheimlich traurig. Wenn es um Erwin ging war ich extrem empfindlich und meine Gefühle spielten verrückt. Und genau aus dem Grund lag ich in dieser Nacht noch Stunden lang (in meinem frisch bezogenen Bett) wach und konnte nicht einschlafen. Nach einer weiteren vergangen Stunde sprang ich auf. ~Fuck eigentlich muss ich echt dringend schlafen damit ich morgen hundertprozentig da bin, sollten wir doch auf Titanen treffen.~ So lächerlich mir das ganze auch vorkam, immerhin verließen wir trotzdem die Mauern.
Ich beschloss noch etwas frische Luft zu schnappen und öffnete mein Fenster. Da mir das bei weitem nicht reichte tat ich das was ich schon so häufig getan hatte wenn mir alles zu viel wurde. Ich kletterte auf das Dach. Die Luft hier oben war frisch und ich hatte eine tolle Sicht über das gesamte Quartier. Eine Weile saß ich nur da, hing meinen Gedanken nach und starrte ins nichts.
Plötzlich legte sich eine Hand auf meine Schulter. Ehe sich die Person die mich so erschreckt hatte versah lag sie schon auf dem Rücken, ich mit meinem Messer was ich wirklich immer dabei hatte über ihr. „Heiliger Titan du musst mich nicht gleich umbringen." ächzte die Gestallt. „Fuck du hast mich erschreckt Hange!" ich ließ sie los und sie setzte sich grinsend auf. „Das hab ich wohl gemerkt."  "Woher zur Hölle weißt du das ich hier bin und was willst du hier?" Fragte ich verwirrt.  „Mein Zimmer liegt da drüben. Ich hab von meinem Fenster perfekte Sicht auf dein Dach. Ich hab gesehen das du hier bist und da bin ich hergekommen um zu schauen ob es dir gut geht." Hange zuckte mit den Schultern. „Stalker." murmelte ich und sie kicherte. „Hange kannst du mich bitte alleine lassen?" „Sicher nicht. Du siehst aus als ob du einen Freund grade gut gebrauchen könntest." ich wollte ihr antworten, dass ich ihre Hilfe nicht brauchte und wir keine Freunde waren aber ich brachte diese Worte nicht über die Lippen. Sie stimmten auch einfach nicht. Hange setzte sich neben mich und sah mich fragend an. Ich schwieg. Ich konnte ihr nichts von meinem Erwin Problem erzählen. Ich konnte niemandem davon erzählen. „Darf ich eine Vermutung aufstellen?" fragte sie sanft. Sie würde eh niemals drauf kommen also nickte ich. „Es hat was mit Erwin zu tun?" ich fiel fast vom Dach. „Woher zur Hölle?!" stieß ich aufgeregt hervor. „Ah ich liege also richtig." zufrieden grinste Hange mich an und ich rollte mit den Augen. „Uff Levi als Wissenschaftlicher beobachte ich sehr viel. Und mir sind deine Blicke die du ihn zuwirfst nicht entgangen. Seit Wochen verhältst du dich in seiner Nähe ganz anders als sonst. Da hab ich mir einfach meinen Teil gedacht. Ich wusste garnicht das du Auf Jungs stehst." sie zwinkerte mir zu. „Ich...was?" Ich brauchte einen Moment um Hanges Worte zu verarbeiten. „Ist das so offensichtlich? Also das ich..du weißt schon?" „Nein. Man muss wirklich genau hinschauen und dich gut kennen. Für alle anderen bist du immer noch der kalte, Gefühllose Klotz wie vorher. Keine Sorge." Hange lachte leise und ich verdrehte erneut die Augen. „Hange das ist nicht witzig ich bin verzweifelt!" stöhnend ließ ich mich auf den Rücken fallen. „Ach Levi. Ich hab nicht nur dein Verhalten studiert weißt du? Auch Erwin verhält sich in deiner Gegenwart anders." sie sprach nicht weiter also sah ich sie neugierig an. „Inwiefern?" „Das musst du selber rausfinden. Aber ich denke du kennst die Antwort eh schon." müde schloss sie für einen Moment die Augen. „Du solltest jetzt schlafen gehen Levi. Und ich auch. Die Mission morgen. Du weißt ja." resigniert nickte ich. Aus Hange würde ich eh nichts rausbekommen.  Diese Person schwieg wie ein Grab wenn sie sich erstmal dazu entschlossen hatte eine Information zu verschweigen. Wir standen auf und ehe ich mich versah zog Hange mich in eine feste Umarmung. „Was zum." keuchte ich. „Du bist nicht allein ok? Wenn du was brauchst weißt du wo du mich findest!" mit den Worten ließ Hange mich los und lief übers Dach Richtung ihr Zimmerfenster. Ich blickte dem einzigen Menschen dem ich jemals so viel privates über mich  anvertraut hatte nach und kletterte dann ebenfalls in mein Zimmer zurück. Nach diesem Gespräch fiel es mir tatsächlich auch nicht mehr so schwer Schlaf zu finden, auch wenn er sehr unruhig war.