Twenty-one

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Schon ein paar Tage später hatte Bella es geschafft einen Termin zu planen, bei dem Lena und Mark gezwungenermaßen aufeinandertreffen würden. Lena war auf der einen Seite froh, dass sie mit ihm reden konnte. Sie wollte wissen, warum er die Scheinbeziehung jetzt plötzlich doch nicht beenden wollte und vor allem, ob Bella recht hatte und er in sie verliebt war. Auf der anderen Seite hatte sie auch ein bisschen Angst vor seiner Antwort. Wenn er in sie verliebt wäre, was würde sie dann sagen? Wie würden sie sich verhalten? Und wenn er in jemand anderen verliebt wäre? Was dann? Irgendwie tat es weh darüber nachzudenken. Er war ihr wohl doch wichtiger als sie dachte. Verliebt war sie vielleicht nicht aber irgendwie hatte sie das Gefühl, dass das noch kommen könnte, wenn sie es zulassen würde. Und dieses Gefühl hatte sie zum ersten Mal. Wenn sie an ihn dachte, lächelte sie, das fiel ihr grade auf. Seit sie diese Scheinbeziehung führten, war er ja wirklich oft an ihrer Seite und in jeder Sekunde, hatte sie sich wohl gefühlt. In diesem Moment war sie einfach nur dankbar dafür, dass sie ihn als besten Freund haben durfte. Sie sollte ihm das auf jeden Fall mal sagen.

Noch vor der Aufzeichnung der TV-Sendung, wegen der sie da waren, hatten Bella und Matthias ein paar Dinge so gedreht, dass die beiden Künstler sich treffen würden. In Lenas Hotelzimmer wartete sie schon darauf, dass es klopfte und wenig später war es dann soweit. Matthias hatte Mark unter einem Vorwand hergebracht, weshalb dieser auch reichlich überrascht war, als Lena öffnete. Kaum trafen sich ihre Blicke, kribbelte alles in ihm und am liebsten wäre er einfach weggelaufen aber das konnte er ja schlecht. Also trat er etwas unsicher ein. Lena schloss die Tür hinter ihm und zog ihn einfach wortlos in eine Umarmung. Sie konnte nicht anders, hatte ihn irgendwie doch vermisst. Er versuchte auch gar nicht erst, dem Drang zu widerstehen, seine Arme fest um sie zu legen und ihren Duft aufzusaugen. „Mark, bevor wir jetzt über irgendwas reden...", begann sie und wurde plötzlich doch ein bisschen nervös. Abwartend sah er sie an, war überrascht, dass sie so verlegen wurde und ein bisschen ungeduldig, was sie sagen würde. „Ich wollte... naja... ich wollte einfach danke sagen, dass du immer für mich da bist", murmelte sie ein bisschen schüchtern. Sie hatte Angst, dass das komisch rüberkam aber er lächelte nur und umarmte sie nochmal, damit sie nicht sah, sie ihn das grade berührte. Dass er ihr so wichtig war, gab ihm ein gutes Gefühl für dieses Gespräch. „Ich bin auch ziemlich froh, dass ich dich kenne", überwand er sich dazu, wenigstens etwas in der Art zurückzugeben. Sowas fiel ihm schließlich nicht so leicht, weshalb Lena auch irgendwie berührt war davon. Dann setzten sie sich aber mal rüber aufs Bett, um zu reden. „Also... wieso jetzt doch keine Trennung veröffentlichen?", fragte Lena und versuchte dabei nicht zu fordernd zu klingen. Sie wollte das wissen, ihn aber auch nicht drängen. Er seufzte und wusste immer noch nicht, was er jetzt sagen sollte, obwohl er seit Tagen darüber nachdachte. „Okay... ich kann auch zuerst was sagen", wurde Lena dann doch zu ungeduldig. Verwundert sah er auf. Was hatte sie denn zu sagen? „In wen bist du verliebt?", fragte sie dann, hatte sich spontan entschlossen, doch nicht direkt zu fragen, ob er in sie verliebt war. Auf ein Mal hatte sie das Gefühl, mit der Antwort nicht umgehen zu können. Die Frage war ihm aber fast noch unangenehmer, weil er hier nicht ausweichen konnte. „In... das... das meinte ich gar nicht so", stotterte er und hätte sich im selben Moment gegen die Stirn schlagen können, da sie natürlich sofort wusste, dass er log. Irgendwie verletzte es sie aber auch, weil er ihr doch alles sagen konnte. „Dann gibt's ja nichts zu bereden, wir beenden die Scheinbeziehung nicht und können weiter Sex haben, wenn uns danach ist", giftete sie deshalb ein bisschen sauer. Er tat grade so, als wüsste er nicht, dass sie ihn so gut kannte. Dass sie ihn so anzickte, machte ihn wiederum auch etwas sauer, grade weil sie doch eigentlich wissen sollte, dass es ihm einfach unfassbar schwer fiel über sowas zu reden. „Wenn du willst. Klar", gab er deshalb pampig zurück und hoffte im nächsten Moment, dass sie jetzt irgendwas sagen würde, um diese Abmachung zurückzunehmen. Doch das tat sie nicht. Stattdessen hatte sie in dieser Sekunde beschlossen, ihm die Herausforderung zu geben. Er würde nicht wirklich mit ihr schlafen, wenn er doch in jemand anderen verliebt wäre. Jetzt grade war sie aber auch zu geladen, weshalb sie ihn nur herausfordernd ansah. „Treffen wir uns dann nach der Show später?", fragte sie und deutete damit ganz gezielt an, dann mit ihm ins Bett zu gehen. Sie wollte das nicht wirklich aber anscheinend musste sie ihn ja an den Rand treiben, damit er ihr die Wahrheit sagen würde. Für jetzt ging er aber einfach wieder und kaum war die Tür hinter ihm zu stöhnte sie auf. „War das jetzt nötig?", fragte sie sich selbst. Vielleicht hätte sie ihm nachgehen sollen aber sie ließ sich aufs Bett zurückfallen und rieb sich über das Gesicht. Das war ja mal gründlich nach hinten losgegangen. Würden sie sich also nachher wirklich treffen? Und könnte sie überhaupt so tun, als würde sie mit ihm ins Bett wollen? Konnte sie selbst damit umgehen, wenn sie grade überlegte, ob sie sich irgendwann in ihn verlieben könnte?

Mark trottete unterdessen zu seinem Zimmer. Er hätte ihr einfach die Wahrheit sagen sollen. Das war so ein dummes Gespräch gewesen. Von beiden. Er überlegte noch, zurückzugehen aber irgendwie konnte er das nicht und fiel stattdessen frustriert auf sein Bett. Der Schmerz in seiner Brust machte ihn wahnsinnig grade. Noch nie hatte es so geladene Gespräche zwischen ihnen gegeben. Sie hatten immer über alles reden können und waren sich nur selten böse gewesen. Er konnte sich nicht erklären, warum das grade passiert war. Vielleicht hingen zu große Gefühle daran? Von ihm aus wahrscheinlich schon aber Lena? Wieso hatte sie so... er wusste nicht, wie er das nennen sollte. Es tat einfach weh, dass sie so zu ihm war. Würde sie es also nachher wirklich darauf anlegen und versuchen mit ihm ins Bett zu gehen? Obwohl sie so ein scheiß Gespräch hatten? Und wenn ja, was würde er machen? Sich darauf einlassen? Das wäre selten dämlich. Er wusste mittlerweile, wie seine Gefühle für sie nur noch krasser wurden, wenn sie sich näher kamen.

Bei beiden kreisten die Gedanken die ganze Zeit um den anderen. Bella und Matthias wussten, sobald sie sie sahen, dass die beiden nichts geklärt hatten. In der Sendung war es demnach eher Glück, dass es nicht so sehr auffiel, wie komisch es zwischen ihnen war, weil sie kaum gleichzeitig zu sehen waren. In den Momenten, in denen sie nachdenken konnten, beschlossen aber beide es drauf anzulegen. Er würde später zu ihr gehen und rausfinden, ob sie das wirklich durchziehen würde. Und sie wollte einfach wissen, ob er sich auf sie einlassen würde. Wenn er verliebt war, egal in wen, würde er das nicht machen. Und wenn nicht, hätte er sie angelogen und zwar nicht unerheblich. Eigentlich glaubte sie nicht, dass er ihr grundlos sagen würde, er wäre verliebt. Also ging sie davon aus, dass sie nachher nicht miteinander schlafen sondern reden würden.


Gesprächsversuch eins ist also gründlich gescheitert... Was denkt ihr, wie wird der Abend ablaufen? Wer gibt eher nach Oder gibt keiner nach?

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