Kapitel 7 - Teil 1

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Noch bevor der Zug den Bahnhof erreicht, herrscht eine fürchterliche Hektik im Wagon. Als liefe den Leuten die Zeit davon, drängen sich alle Richtung Tür. Ihren freien Tag lässt sie sich von dem Gehetze nicht vermiesen, zumal Lukas am Bahnsteig bereits auf sie wartet. Ihr Freund ist immer überpünktlich. Wie sein Vater. Kaum hält der Zug am Gleis, droht Skyla im Strom zu ertrinken, wenn sie sich dem Tempo der Meute nicht anpasst. Bewusst begibt sie sich zum Rand der Menschentraube. Hauptsache schnell raus aus dem Schwarm. Der Ruf aus den hinteren Reihen hätte sie vielleicht vorwarnen sollen, denn es bahnt sich ein Kerl durch die Masse, um aufzuholen. Ziel ist die Gruppe junger Männer vor Skyla. Mit seinem Rucksack stößt er Skyla hinaus aus dem Gedränge. Direkt in die Arme ihres besten Freundes. Skyla blinzelt erschrocken, während Lukas frech grinst und sie mit leuchtenden Augen betrachtet. Er muss sie anscheinend aus dem Zug steigen gesehen haben. Das ist nicht das erste Mal, dass ihre bessere Hälfte eingreift, bevor sie sich blamiert.


„Sorry!"

Der Kerl mit dem Rucksack hebt entschuldigend die Hand und doch bekommt er von den beiden Freunden keinerlei Beachtung.

„Dir geht es doch hoffentlich gut oder?", erkundigt sich Lukas.

Sein Blick gleitet sorgevoll über sie. Skyla nickt verdattert.

„Woher weißt du immer, wo ich zu finden bin?"

„Warum wolltest du mich erschrecken?" Er lächelt freundlich über seinen Scherz und schnauft, als sei die Wahrheit offensichtlich. „Du bist ein Gewohnheitsmensch. Du bevorzugst immer den vorderen Wagon und die erste Tür. Ich wusste, ich müsse mich nur hier gedulden und mit deiner wunderschönen Haarfarbe und deinen großen, neugierigen Augen machst du es mir zu leicht."


Ein ehrliches Lächeln ziert ihre Lippen. Ihr Herz schlägt vor Freude. Wenn sie Lukas nicht hätte, wäre sie im Leben aufgeschmissen. Das Glück platzt aus ihr heraus und entlockt ihr ein leises Lachen. Halb in der Luft zu hängen wird auf Dauer anstrengend, daher zieht sie sich hoch in seine feste Umarmung. Ihr Ohr liegt nun an seinem Brustkorb an, sodass ihr nicht entgeht, wie der Motor seines Lebens große Freudensprünge macht.


Ihr Kindheitsfreund ist die Ruhe selbst und seine Anwesenheit hat eine entspannende Wirkung auf Skyla, womit der Stress der vergangenen Zugfahrt vergessen ist. Sie fühlt sich bei ihm geborgen wie bei keinem anderen. Lukas strahlt vor Freude, als sie in seine dunklen Augen blickt. Nach all den Jahren Freundschaft hat sich dies nie geändert. Trotz ihrer Launen und ihrer Bissigkeit. Mit ihrem fehlenden Feingefühl hat Skyla bereits viele Menschen auf Distanz gehalten. Aber Lukas verweilt selbst an schlechten Tagen an ihrer Seite. Lukas ist ihre Insel. Die Person, die ihrem Leben Halt gibt und die sie niemals missen möchte.


Der Schalk blitzt in ihren Augen hervor, aber bevor Skyla ihn wegen dem freudigen Rhythmus seines Herzens ansprechen kann, legen sich seine Hände auf ihre Taille. Lukas handelt schnell und befördert sie mit einer halben Umdrehung in Sicherheit, sodass sie einem Rammbock entkommen. Es handelt sich um einen jungen Mann, der einen Zug ansteuert, als ginge es um Leben und Tod. Nun ist es Skylas Herz, das mit schnellen Schlägen darauf reagiert, herumgeschleudert zu werden.

„Na du. Bereit für die Kirmes?", haucht Lukas ihr die Worte ins Ohr und genießt ihren verdutzten Blick.

Nicht ganz.

Vor dem Vergnügen folgen die Pflichten. Kaum gleiten seine Finger von ihr, holt Skyla aus ihrer Tasche den ausgeliehenen Manga.

„Du hast recht, der macht süchtig. Wie viele Teile sind bisher erschienen und wie viele sollen noch folgen?"

Nebenjob GeisterjagdWhere stories live. Discover now