Kapitel 4 | hidden smile

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Entschlossen stand ich auf. Ich konnte zu ihm, wann immer ich wollte. Das konnte ich nicht nur vor eineinhalb Monaten noch, das konnte ich auch jetzt. Ich wusste, dass San für uns beide kämpfte und während er alles dafür gab, dass wir wieder Hand in Hand unsere Wege gehen konnten, war ich nur damit beschäftigt, zu heulen und mich an Yeosang festzuklammern. Was war ich bloß für ein Idiot. Yeosang hatte recht. Bestimmt war San einsam und außerdem viel mir gerade ein, dass manche auch alles warnehmen konnten, was um sie herum geschah, als sie im Koma lagen. Sie nahmen alle Geräusche und Stimmen war, konnten sich aber nicht mitteilen. Das musste echt hart für sie sein, aber andererseits konnten sie den vertrauten Stimmen lauschen und vielleicht könnte ich San auch dazu ermutigen, schnell wieder aufzuwachen, wenn ich mich nur trauen würde, mit ihm zu reden.

Und so traten Yeosang und ich nun endgültig den Weg zu seinem Bett an und bevor ich es mir noch mal anders überlegen konnte, öffnete ich die Tür zu seinem einsamen Zimmer, aus dem man schon das Rauschen einiger Maschinen hören konnte. Als ich meine Augen, die ich vor aufkommender Panik bereits geschlossen hatte nun langsam öffnete, wollte ich sie kurz darauf wieder schließen. Eigentlich lag er dort ja ganz friedlich und sah tatsächlich ein bisschen so aus, als würde er schlafen. Wie oft hatte ich ihn doch schon stundenlang beobachtet, wie friedlich und ruhig er da lag und mal im Gegensatz zu sonst einmal nichts sagte. Doch dieses Mal war es anders. Er schlief nicht und diese Erkenntnis ließ sich erneut einen Kloß in meinem Hals bilden.
Doch nun bemerkte ich einen Unterschied zum letzten Mal. Denn als wir ihn das erste Mal im Koma liegen gesehen haben, musste er durch eine art Maske künstlich beatmet werden.
Eine Krankenschwester, die gerade etwas an einem der Geräte überprüft und auf einem Zettel notiert hatte, konnte meine Gedanken wohl erahnen.

,,Oh, wie du vielleicht siehst, hat er Fortschritte gemacht und liegt jetzt in einer Phase eines sogenannten Wachkomas. Das heißt, er kann eigenständig atmen und es gibt somit eine größere Chance, dass er bald wieder aufwachen wird. Das heißt jetzt zwar nicht, dass es morgen oder übermorgen passieren muss, aber auf jeden Fall ist es ein positiver Fortschritt. Leider konnte man noch nicht genau herausfinden, ob er uns verstehen kann, da man dies wirklich schwer feststellen kann, wenn keine minimale Reaktion des Patienten erfolgt. Aber sprecht trotzdem ein bisschen mit ihm. Die Stimme eines Bekannten zu hören kann sich auch positiv auf den Aufwachprozess auswirken."

Ich nickte vorsichtig.
,,Dann lass ich euch jetzt mal alleine, euch kann ich ja hoffentlich vertrauen, dass ihr hier nichts anstellen werdet."
Sie lächelte uns noch einmal zu, ehe sie mit eleganten Schritten den Raum verließ. Nun widmete ich meine ganze Aufmerksamkeit San, welcher immer noch in der gleichen Position wie vor eineinhalb Monaten im Krankenbett verweilte. Um Ehrlich zu sein sahen die ganzen Geräte mit den Kabel und  Schläuchen gruseliger aus, als ich sie in Erinnerung hatte. Doch trotzdem wagte ich mich mutig in seine Richtung und ließ mich auf den kleinen Hocker neben ihm nieder. Yeosang setzte sich auf den Suhl in der Ecke des Raumes, der auch in meinem sich immer wiederholenden Albtraum vorkam. Doch der konnte erstmal warten, bis es wieder Nacht werden würde.

,,Sanie...Ich bin's...Wooyoung"
Behutsam umfasste ich seine große Hand, die sonst die meiste Zeit mit meiner verschränkt war und blickte unsicher noch einmal zu Yeosang, welcher ermutigend nickte.
,,Und Yeosang ist auch da...sag auch mal was, Yeosang."
,,Auch mal was, Yeosang"
Und so traurig ich gerade noch war, sodass ich mir die Tränen zurückhalten musste, so schlich sich nun ein kleines Lächeln in mein Gesicht. Nicht nur ich lächelte. Ich wusste zwar nicht wieso oder woher dieses Gefühl kam, aber warum auch immer musste ich nun  daran denken, wie auch er gerade lächelte. Als ich zu ihm blickte, sah dies zwar vielleicht nicht so aus, aber dennoch konnte ich es spüren. Denn immer wenn mein Sanie lächelte, erfüllte es mich mit einem so wohligen Gefühl, welches sich in meiner Brust ausbreitete. Und auch jetzt tat es dies aus einem komischen Grund.

𝑪𝒂𝒖𝒈𝒉𝒕 𝒊𝒏 𝒂 𝒅𝒓𝒆𝒂𝒎 ✰ Woosan✔︎Where stories live. Discover now