Kapitel 5 | Mood swings

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,,Ich liebe dich... und ich werde dich auch immer lieben, egal was passiert. Ich komme wieder, das verspreche ich dir." Mit diesen Worten ergriff ich Yeosangs ausgestreckte Hand, die ich auf dem Weg nach draußen auch nicht mehr los ließ. An der warmen Sommerluft trocknete nun auch die letzte Träne, die ich trotz aller Beherrschung vergießen musste. Ich hatte die letzte Stunde damit verbracht, San alles zu erzählen, was mir einfiel. Das waren Sachen wie was in dem neuen Film passiert ist, den ich gestern zusammen mit Yeosang geschaut hatte oder was mein kleiner Bruder für Sachen anstellte. Aber ich redete auch über meine Gefühle, darüber dass ich ihn sehr vermisste und darüber, dass es mir leid tat, dass ihn nicht beschützen konnte. Ich war einfach viel zu schwach. Ich hatte meine Augen lieber vor dem, was ich sah verschlossen.
Ich schüttelte den Kopf. Nein, die negativen Gedanken konnten auch bis später warten. Aufmunternd sah mich Yeosang an.
,,Und, war doch garnicht so schlimm." Darauf erwidern konnte ich nichts, da dieser bereits in den Wagen seiner Mutter, der vor ein paar Sekunden vor uns zum stehen gekommen ist, verschwunden war.
Also wartete ich nicht lange und öffnete kurzer Hand die Tür der Rückbank, um mich danach auf den weichen Sitz fallen zu lassen.

Das Wochenende bei Yeo war eigentlich ganz entspannt. Wir redeten viel und er war es auch, der mich überredet hatte, San zu besuchen. Dafür war ich ihm wirklich dankbar, denn tatsächlich ging es mir danach viel besser und ich hoffte, San würde es auch so gehen. Außerdem ist mein Albtraum in der gestrigen Nacht das erste Mal ausgeblieben und ich hatte das erste Mal seit über einem Monat zur Abwechslung mal nichts geträumt. Stattdessen bin ich gestern dicht an Yeosang gekuschelt eingeschlafen und heute genauso wieder aufgewacht. Nun war es erneut Abend geworden und ich lag wieder zuhause in meinem Bett eingekuschelt und starrte Löcher in die Decke, währenddessen ich nachdachte. Das tat ich im Moment wirklich oft, nachdenken meine ich. Eigentlich wollte ich garnicht wieder nach Hause. Bei Yeosang war es so viel schöner gewesen. Er hat mit mir gekuschelt, mir zugehört und mir danach seinen super schlauen Rat gegeben.

Ich mochte meine Eltern ja... bloß sie machten sich einfach immer zu viel Sorgen und mussten ständig nach mir schauen. Ich konnte wetten, dass sie jeden Moment hereinkommen würden, um zu schauen, dass ich nicht weinte. Tatsächlich bemerkte ich, wie im nächsten Moment die Türklinke langsam heruntergedrückt wurde. Doch es war nicht wie erwartet meine Mutter, die nach mir sehen wollte, denn nachdem die Tür erstmal einen Spalt offen war, viel mir ein kleiner Zwerg entgegen. Als ich sah, wie dieser auf den Holzboden fiel, erwartete ich schon einen lauten Schreianfall, doch zu meiner Überraschung rappelte sich mein kleiner, zweijähriger Bruder direkt wieder auf und rannte mir mit ausgestreckten Armen entgegen.
,,Schoß, Woo Schoß!" Nun musste ich lächeln und als ich mich fragte, wie er überhaupt an die Türklinke herangekommen war, bemerkte ich zwei dicke Bücher, die durch den Sturz nicht mehr ganz so ordentlich gestapelt vor der Tür lagen. Wie raffiniert dieser Winzling doch war. Grinsend nahm ich ihn, wie er mir zuvor befahl auf den Schoß. Auch er mochte San und freute sich immer, wenn er da war und mit ihm spielte. Er war ja eigentlich ganz niedlich, aber es nervte mich trotzdem, dass sich alles in unserer Familie seitdem er da war, nur noch um ihn drehte. Meine Eltern spielten mit ihm, gaben ihm alles Mögliche, um ihn glücklich zu machen und zu mir kamen sie nur um zu sehen, ob ich gerade nicht weinte. Es verletzte mich zwar in einem gewissen Punkt, aber wichtiger war jetzt erstmal, dass San wieder aufwachte. Ja, ich brauchte ihn jetzt. Jetzt und hier, zum kuscheln neben mir in meinem Bett... oder auch auf mir in meinem Bett. Schnell musste ich wieder grinsen, was mein kleiner Bruder, welcher immer noch auf meinem Schoß saß, anscheinend super lustig fand. Ich glaube ich hatte in der letzten Zeit echt stärkere Stimmungsschwankungen, als meine Mutter während ihrer Periode. Und die waren manchmal echt nicht auszuhalten.

𝑪𝒂𝒖𝒈𝒉𝒕 𝒊𝒏 𝒂 𝒅𝒓𝒆𝒂𝒎 ✰ Woosan✔︎Where stories live. Discover now