hill trip

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Mein Wecker ertönte, bei dem ersten Ton von Butterfly saß ich schon senkrecht im Bett und grinste. Gott das war ja wirklich schrecklich, als wäre BTS wie eine Droge. Davon abgesehen das sie es auf eine Weise ja auch waren...

Yune im Bett neben mir brummte leise und drehte sich auf die andere Seite. Sie hatte heute erst später Vorlesungen, ich hatte ihr gestern kurz mittgeteilt das ich morgen früh früher als sonst meine Vorlesungen hatte, was natürlich gelogen war und ich mich deshalb schon wider total schlecht fühlte. Bevor ich aus meinem Bett aufstand, lugte ich kurz in mein Nachttischschränkchen, dass Notizbuch war immer noch da. Unter sämtlichen Kunstbüchern und Skizzenbüchern guckte es hervor. Ich hatte das letzte Mal dort reingeschrieben als ich dachte es wäre alles vorbei, seitdem hatte ich es nicht mehr angerührt. Ich schloss die Schublade wieder und stand auf.

Schnell schnappte ich mir meine -schon gestern Abend- rausgesuchten Klamotten und verschwand damit im Bad. Es war 06:45. Ich zog mich aus und stieg unter die Dusche, das etwas zu kalte Wasser machte mich endgültig wach. Kurz tänzelte ich auf einer Stelle herum, weil das Wasser wirklich eine Spur zu kalt war und ich schon Gänsehaut bekommen hatte. Schließlich wurde es aber wieder warm und mein Körper entspannte sich. Nachdem ich aus der Dusche gestiegen war trocknete ich mich schnell ab und zog mich an. Ich hatte eine helle Boyfriend Jeans mit Löchern gewählt, dazu ein orange gestreiftes Top. Für heute waren wieder 25 Grad in Seoul angesagt und in mitten der ganzen Hochhäuser wurde es oft schon mal ein paar Grad wärmer.

Als ich meine hellen Haare schließlich zu einem lockeren Pferdeschwanz nach hinten gebunden hatte, schlich ich wieder aus dem Bad um Yune nicht zu wecken. Ich schnappte mir meinen kleinen Rucksack und packte Sonnencreme, Wasser und ein paar Snacks ein. Ich musste ja für die Wanderung oder was auch immer Namjoon vor hatte gewappnet sein.

Gerade wollte ich die Tür hinter mir schließen als mir noch etwas einfiel, kurz huschte ich zurück in das abgedunkelte Zimmer um mir mein Skizzenbuch und einen Stift zu krallen. Man wusste ja nie ob es nicht doch nützlich sein würde. Als ich dann aber wirklich alles hatte lief ich die Treppenstufen runter zum Ausgang, ich hatte mir meine Sonnenbrille in die Haare gesteckt. Namjoon hatte mir vor einer halben Stunde geschrieben wo er auf mich warten würde, nämlich vor dem Park nur 10 Minuten von hier. Schnell lief ich über die Straße, jetzt liefen schon ein paar Studenten über die Wege zur Uni. Der Himmel erstrahlte in einem tiefen Blau. Trotzdem war es noch angenehm kühl. Ich machte mich auf den Weg zum Park und war um genau punkt 8 Uhr am abgemachten Treffpunkt. Jetzt kannst du stolz auf dich sein Mina, du bist einmal nicht zu spät

Ich musste bei meinen Gedanken grinsen und suchte mit meinen Augen nach einem schwarzen Hyundai die etwas abgelegeneren Parkplätze des Parks ab. Schließlich entdeckte ich mein Ziel und schlenderte gespielt unauffällig zu dem Auto. Das abgedunkelte hintere Fenster wurde ein Stück heruntergefahren und eine mir nur all zu bekannte Stimme erklang: "Du hast es geschafft, steig ein"

Ich lächelte und nickte kurz, machte die hintere Tür auf, aus der die Stimme von Namjoon gekommen war. Schon kurze Zeit später saß ich mit ihm hinten im Wagen. Ich konnte mir mein grinsen nicht verkneifen.

"Du fährst nicht selber?"

Murmelte ich,  mir war wohl bewusst das er kein Führerschein hatte. Kurz sah er mich überrascht an ehe er den Kopf schüttelte.

"Nein, leider nicht. Ich habe keinen Führerschein"

Kurz war ich versucht 'ich weiß' zu sagen aber das wäre dann doch etwas zu cringe gewesen, stattdessen nickte ich einfach.

"Und wo genau fahren wir jetzt hin?" Fragte ich nach einer Weile in der ich aus dem Fenster geschaut hatte. "An einen der schönsten Plätze in Korea"

War seine Antwort und ich musste warm lächeln, ein Gefühl der Vorfreude machte sich in mir breit.

Wir fuhren noch eine ganze Zeit, wir redeten nicht viel aber es war keines Wegs eine unangenehme oder bedrückende Stille. Jeder hing einfach seinen Gedanken nach. Mittlerweile war die Landschaft, die ich vom Fenster aus betrachten konnte bergig geworden. Schließlich hielt der Wagen auf einem großen Platz, welcher nicht einmal gepflastert war.

"Wir sind da." Sagte Namjoon und als ich zu ihm sah, lächelte er glücklich. Sofort musste ich auch lächeln. Wir stiegen aus und Namjoon bedankte sich kurz bei unserem Fahrer und teilte ihm mit er würde ihn anrufen wenn wir zurück wären. 5 Minuten später standen wir komplett alleine auf dem erdigen Parkplatz. Nur von der Straße aus hatte man Zugang zu diesem Platz. Rundrum waren Bäume welche sich leicht beugten im angenehmen Sommerwind. Ich atmete die frische Bergluft ein, wir waren eine ganze Zeit nur hoch gefahren.

"Ist es nicht schön hier?" Riss mich Namjoons Stimme aus meinen Gedanken und ich nickte: "Ja..., die Luft ist so frisch"
Ich spürte wie er lächelte ohne ihn angesehen zu haben. "Ja, das ist wirklich toll"
Kurz war es wieder still zwischen uns. "Treten wir unsere Wanderung an?" Fragte ich und lächelte ihn an, der Sommerwind fühlte sich angenehm auf meiner Haut an. Er nickte zustimmend: "Gerne"

Ich folgte ihm einfach zu einer Ecke des Platzes wo ein kleiner Trampelpfad zum vorschein kam. Wir liefen durch einen wunderschönen Kiefern Wald, die Sonnenstrahlen schienen vereinzelt durch das Laub der Bäume und ließen den Ort noch viel schöner und magischer wirken. Eine ganze Zeit gingen wir eine leichte Steigung nach oben, keiner von uns sagte etwas.

Namjoon blieb auf einmal stehen, um nicht in ihn rein zu laufen versuchte ich auch schnell stehen zu bleiben, stolperte aber und segelte im hohen Bogen Richtung Erde, doch bevor meine Nasenspitze den Boden küssen konnte spürte ich starke Arme welche sich schnell um meinen Bauch schlangen und mich davon abhielten.

"Pass auf!" Mein Herz klopfte mir noch bis zu Hals, weil ich mich schon fest darauf vorbereitet hatte mich auf dem Boden wieder zu finden. Ich spürte seinen leicht erschrockenen Blick auf mir. Ich richtete mich wieder vorsichtig auf, ich spürte wie mir die Röte ins Gesicht schoß.
"Du bist so plötzlich stehen geblieben, ich- danke" Meinte ich schließlich und sah ihn peinlichberührt an. Das musste natürlich mir passieren, ich schämte mich ja so!
Er lächelte sanft, er hatte mich wieder losgelassen. "Schon gut, es war meine Schuld. Zum Glück ist dir nichts passiert." Seine Grübchen kamen wieder hervor. "Was ich eigentlich sagen wollte ist, dass wir jetzt da hoch müssen" Er deutete auf einen etwas breiteren Pfad, der rechts von unserem abzweikte und steil hoch ging. Jetzt war ich noch viel froher darüber das ich meine Wanderschuhe eingepackt hatte als ich nach Korea gekommen war.

"Dann würde ich sagen, los geht's oder?" Ich lächelte ihn an und er nickte zustimmend. Wir setzen uns wieder in Bewegung und nahmen den rechten Pfad, welcher relativ steil nach oben ging. Es war auf Zeit echt anstrengend und ich war froh etwas luftiges anzuhaben. Meine Waden brannten aber ich kämpfte mich weiter die Steigung hoch. Das letzte Stück war besonders steil, Namjoon war bereits oben. Ich dagegen hatte noch das steile Stück vor mir. Er drehte sich zu mir um: "Komm ich helfe dir, nimm meine Hand" Er kam etwas auf mich zu.

Ich sah ihn dankbar an und kämpfte mich noch ein Stück den Pfad hoch ehe ich seine ausgestreckte Hand ergriff und er mich hochzog.
"Uff danke" Schnaufte ich leicht und atmete erst einmal tief durch. Er lächelte: "Kein Problem, ja das Stück ist wirklich heftig aber wir sind gleich da" Namjoon atmete auch etwas verschnellert und holte seine Wasserflasche aus seinem kleinen Rucksack, um einen Schluck von seinem noch kühlen Wasser zu trinken. Ich nickte und trank auch kurz etwas. Die Bäume um uns herum waren weniger geworden und wir waren auf einem Plato angekommen. Links von uns eine steile Steinwand. Niemand war außer uns hier oben.

Wieder setzen wir uns in Bewegung und folgten dem Pfad welcher sich durch die Laubäume und Kiefern schlängelte.

"Wir sind da"  


Ein Jahr in Seoul [BTS FF]Where stories live. Discover now