iv. zu viel wein

209 47 147
                                    

ich hatte definitiv nicht ganz nachgedacht, als ich einkaufen gewesen war.

nur in einem großen pullover saß ich in der küche vor den zwei stofftaschen und fuhr mir müde über die augen. mein geldvorrat war jetzt fast erschöpft und das einzige, was ich in massen gekauft hatte, war rotwein und nudeln und teebeuteln. wow. mit spitzen fingern zog ich drei spaghettipackungen heraus und seufzte dann tief und dramatisch und laut auf. dann würde ich mich wohl in den nächsten tagen nur von nudeln und tee und alkohol ernähren, was gab es wohl besseres?

ich musste mit einen job besorgen. dringend. am besten morgen oder so. ich wusste nicht, wie lange ich mit dem geld noch auskommen würde und nur von billigen wein leben wollte ich nicht, wenn es doch auch so gute gab.

eigentlich hatte ich mir vorgenommen... weniger zu trinken. aber jetzt war ich hier, ganz alleine in einem ungeheizten haus und hatte plötzlich wirklich keine lust, mein versprechen einzuhalten.

vor mich hin grummelnd holte ich mein handy heraus, ignorierte die vielen nachrichten von meinen eltern und drückte auf meine playlist. scheiß drauf. dann machte ich einen wein auf und trank in großen schlucken bis ich keine luft mehr bekam und mein kopf und meine finger ganz warm waren.

»wenigstens jemand hier ist mein freund«, murmelte ich zu der glasflasche und wischte meinen mund mit dem ärmel ab. die küche mochte ich, die kästen waren pastellgelb und die fließen hellbraun. ich hätte vielleicht nie im leben die farben miteinander gemischt, aber hierher passte es. hier sah es schön und hell und einladend aus.

»scheiße«, fluchte ich atemlos, als ich die andere weinflasche fast mit meinem fuß umhaute und lehnte meinen kopf gegen den limetengelben küchenschrank. wäre ich doch auch nur so pastellfarben, dann wäre das leben so schön und hell.

pastelblau, pastelrot, pastelgrün, einfach irgendetwas. hell und fröhlich und glücklich.

die flasche leerte sich immer mehr und meine einkäufe lagen vergessen auf den fließen, als ich beschloss, die restlichen kartons auszupacken. ein wenig stolpernd schaffte ich es ins wohnzimmer und betrachte für einen moment das geordnete chaos überall.

ich öffnete den ersten karton und wühlte durch die gefaltete kleidung. mhm. dann schleifte ich ihn mühsam über die holzdielen, bis zu meinem kleinen zimmer und blieb atemlos im türrahmen stehen, meine langen socken bis zu den knie hochgezogen. wo zum teufel sollte ich mein ganzes gewand hingeben? in die... in die küchenschränke? platz genug war dort. oder?

aber bevor ich meine dumme idee ausführen konnte, klingelte es. erschrocken fuhr ich herum und spähte zur haustüre.

»was zum teufel«, flüsterte ich und blickte auf die kleine rote uhr am nachttisch. ich musste blinzeln, bevor ich die zahlen ausmachen konnte, alles war ein bisschen verschwommen. halb sechs. es war erst sechs am abend, aber ich erwartete niemanden hier oben... oder? war ich schon so angetrunken, dass ich mich an nichts mehr erinnerte?

zögernd öffnete ich endlich die schwere tür und schaute einem hageren jungen ins gesicht.

»ehhh«, machte ich für einen moment verwirrt, bemerkte in meinem angetrunkenen zustand nicht einmal, dass ich eigentlich gar keine hose trug, »hi?«

der junge räusperte sich überrascht, der wind zerrte an seinem schwarzen regenmantel. »bist du bia berrycloth?«

ich nickte langsam, versuchte so nüchtern wie möglich zu wirken mit meinen roten wangen und den geweiteten pupillen. bloß keinen schlechten eindruck machen, huch. wer weiß, wer das ist.

»gut gut gut«, er räusperte sich noch einmal, »uh, meiner familie gehört das haus. sie wollten, dass ich so ein«, er hielt zögernd einen kleinen korb in die höhe, »willkommenschenk mitbringe?«

BAUCHPINSELNحيث تعيش القصص. اكتشف الآن