7. Am Wasserfall

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Sie erreichten das Lager der Northuldra, als sich die Sonne bereits dem Horizont entgegen neigte. Von Yelena fehlte jede Spur. Die wenigen dortgebliebenen Northuldra berichteten, dass ihre Anführerin mit zwei weiteren Reitern zum Feuerberg aufgebrochen war, um dort nach dem Rechten zu sehen. Sie wurde noch heute zurückerwartet. „Das ist doch wohl nicht ihr Ernst! Schickt uns nach Arendelle und macht sich selbst auf den Weg zum Berg", fluchte Honeymaren. „Du weißt doch wie sie ist...", murmelte Ryder und kratzte sich die Mütze. „Was sollen wir jetzt tun?" Beide schauten zu Elsa, die selbst mit sich rang, warum sie nicht an Yelenas Stelle zum Feuerberg geritten war. Doch die weise Frau hatte es ihnen nahegelegt... Und sie mussten ihr vertrauen. „Wir sollten ihre Rückkehr abwarten", sagte sie. „Vielleicht kommt sie mit neuen Informationen zurück - und dann berichten wir ihr von den Feuersteinen." Ryder und Honeymaren nickten missmutig. Sie konnten nur hoffen, dass Yelena nichts passierte an diesem Berg - das hätte sich niemand von ihnen verzeihen können.

Erschöpft von der Reise, besorgt um Yelena und den ganzen Wald - und überhaupt emotional vollkommen aufgewühlt  - verbrachte Elsa die Wartezeit mit einem ziellosen Schlendern durch den Wald. Alles schien ihr zu entgleiten. Der Schutz des Waldes. Ihre Gefühle. Honeymaren... Und wenn man Olaf glauben konnte, und Olaf war wirklich gut mit merkwürdigen Fakten, schmolzen auch noch auf der ganzen Welt die Gletscher! Egal wie groß oder klein die Probleme auch aussehen mochten, Elsa schien nicht eines davon lösen zu können. 

Oberhalb des Wasserfalls setzte sie sich hin und sah der Sonne beim Sinken zu. Manchmal genoss sie die Melancholie. Doch in diesem Augenblick fürchtete sie, einer Metapher ihres eigenen Schicksals zuzuschauen. „Alles in Ordnung?" Elsa fuhr zusammen, als sie Honeymarens Stimme hörte. Auch das noch. „Alles... in Ordnung", antwortete sie matt und wenig überzeugend. „Yelena weiß, was sie tut", sagte Honeymaren, als sie sich neben Elsa setzte. 

„Sicherlich." 

„Sie wollte einfach, dass wir uns eine schöne Zeit machen... Seit sich der Nebel gelöst hat, glaubt sie, dass wir alle so viel nachzuholen hätten." 

„Partys in Arendelle?", schmunzelte Elsa. 

„Ja, auch das eben. Es war ja auch wirklich toll." 

„Ja, es sah aus, als hätten Eetu und du sehr viel Spaß miteinander gehabt." Kaum hatte Elsa den Satz ausgesprochen, biss sie sich auf die Zunge. Wie konnte sie so etwas sagen - und dabei auch noch so verbittert klingen?! 

„Nun, du wolltest ja nicht tanzen...", sagte Honeymaren und da platzte es aus Elsa heraus: „Es heißt, ihr habt euch geküsst." 

Sie traute sich nicht, der Northuldra direkt ins Gesicht zu schauen, doch aus dem Augenwinkel meinte Elsa wahrzunehmen, dass sie überrascht aussah. „Also...", fing Honeymaren zögerlich an. „Erst einmal haben nicht wir uns geküsst, sondern er mich. Und zweitens... ich weiß auch nicht..." Sie seufzte. 

Die beiden Frauen saßen ein paar Minuten schweigend da. In Elsa wüteten mehrere Gedanken und Sätze, die sie hätte sagen können - doch sie wollte weder weiterhin so biestig klingen, noch das Thema nun wieder beenden. Sie musste herausfinden, wie Honeymaren zu Eetu stand...

„Und... wie hat es sich angefühlt?" Elsa umklammerte verkrampft ihre Beine, bereit, die Antwort wie ein eiserner Fels, den nichts erschüttern konnte, zu ertragen. 

„Du willst wissen, wie...?" 

„Wie es sich für dich angefühlt hat, ihn zu küssen." 

Elsas Anspannung schien sich auf Honeymaren zu übertragen, regungslos starrte sie gen Horizont. „Es war...", sagte sie dann, sichtlich bemüht eine ernstzunehmende Antwort zu formulieren. „Es war komisch. Etwas nass. Und ich wollte rennen." 

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