Chapter 22 - Ohrfeigen

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Evan

Ich wachte auf, als etwas Schweres neben mir aufstand. Wo war ich? Doch im Himmel? Von dem ich dachte, er würde nicht existieren? Sah der Himmel wirklich so aus? Wie ein cleanes, helles Krankenhaus? Etwas merkwürdig, aber es würde erklären, warum meine geliebte Rose auch hier war. Sie stand am Fenster und sah aus diesem. Sie hatte mir den Rücken zugedreht. Ihre Haare waren in einem verstruppelten, unordentlichen Dutt, aus dem sich einige Strähnen lösten. Sie trug eine schwarze Leggins und ein langes Oberteil von Nirvana. War das etwa eines von meinen? ,,Rose?"

Sie drehte sich schnell um. Ein besorgter Ausdruck lag auf ihrem sonst so schönen Gesicht. Es wirkte eingefallen, und sie hatte dunkle Ringe unter den geröteten Augen. ,,W...wie geht es dir?" Beschissen, weil mir klar wurde, dass ich nicht im Himmel war. Ich war nicht gestorben. Ich war in einem verfickten Krankenhaus und am Leben. Kacke.

,,Rose ich..." Sie brachte mich mit einer wedelenden Handbewegung augenblicklich zum Schweigen. ,,Ich will nicht darüber sprechen. Ich bin Zuhause, wenn du mich suchst. Hier." Sie trat ans Bett heran, in welchem ich lag. Sie reichte mir einen Zettel, der in der Mitte einmal gefaltet war. ,,Geht's dir gut?" Rose schnellte herum. Purer Hass, pure Verletzung, pure Trauer stand in ihren Augen. Alles wegen mir... ,,Wie denkst du geht es mir?! Wie es mir erging, als ich meinen Freund in die verfickte Badewanne gezerrt habe und ihm zum Kotzen gebracht habe und so lange nach Hilfe geschrien habe, sodass die Sanitäter nur meiner Stimme folgen mussten?! Hm?! Wie denkst du, geht es mir dabei?! Denkst du wirklich, dass ich das toll oder gar witzig fand?!" ,,Bitte schreie mich nicht an...", flehte ich leise. Ich klang wie ein kleines, eingeschüchtertes Kind, dass von der Mum oder dem Dad angeschrien wird. Ich klang einfach, wie früher. So wie damals, als Dad mich anbrüllte.

Ich fühlte mich ohnehin schon beschissen. Aber wenn sie mich anschreit? Dann fühlt sich die Welt noch ein Stück beschissener an. Noch ein Stück dunkler. Denn sie ist der einzige Mensch auf dieser Erde, für den ich alles geben würde. Meine Liebe, ja wenn es sein muss sogar meine Organe oder gar mein Leben! ,,Du kannst mich jetzt mal Evan. Lese das oder lass es." Und mit diesen Worten war sie weg. Einfühlsam ist was anderes. Aber was erwarte ich hier eigentlich?

Ich kann nicht erwarten, dass sie wie ein Honigkuchenpferd strahlt und Freudensprünge macht, nur weil ich noch am Leben bin. Dazu habe ich keinerlei Recht. Ich sollte froh sein, dass sie überhaupt eingegriffen hat. Fuck, was hab ich mir eigentlich dabei gedacht? In dem Moment habe ich keinen Ausweg gesehen, doch jetzt? Nachdem ich gesehen habe, was mein Tod mit ihr machen würde? Jetzt fühlte ich mich einfach nur unglücklich, bekümmert und sorgenschwer. Auch fuck... Ich sollte den Brief lesen.

,,Hey Evan,
Ich schreibe dir diesen Brief, während ich an deinem Bett sitze. Der Regen prasselt verheißungsvoll gegen die frisch geputzten Fenster der Fassade dieses Krankenhauses. Die Maschinen, an denen du angeschlossen bist, piepen in einem regelmäßigen Rhythmus. Sie verraten mir, dem Personal und vielleicht auch dir selbst, dass du noch am Leben bist. Auch wenn du es vielleicht nicht willst. Eine perfekte Kulisse um etwas zu schreiben, nicht wahr? Es gibt tausend Fragen, die ich habe, aber du kannst mir keine Einzige beantworten. Selbst wenn du wach wärst, könntest du das nicht. Denn es gibt so vieles, von dem ich nichts weiß. Es würde mir nichts bringen, wenn du versuchst meine Fragen zu beantworten, denn sonst würden sich nur noch mehr Fragen auftun. Eine dieser Fragen, die mir auf der Seele brennen, kannst du dir bestimmt denken. Warum hast du das getan? Oder? Du wusstest es doch schon, denn du bist so schlau. So clever. So brilliant. Es ist schade, dass du, wenn du in den Spiegel siehst, nichts als Schmerz und wieder Schmerz siehst. Denn wenn ich dich im Spiegel sehe, dann frage ich mich, was ich getan habe, damit ich ein solch großes Glück verdient habe. Evan, du bist mein Glück.
Weißt du was? Ehrlich gesagt interessieren mich deine Gründe gar nicht. Ich will nur herausfinden, wie wir zwei, gemeinsam, es verhindern können, damit es nicht wieder so weit kommt. Okay? Ich will dich nicht verlieren. Fuck, ich hatte solche Angst dich zu verlieren. Es ist eine essentielle Angst. Denn ohne dich? Verdammt... Ich weiß nicht, was ich ohne dich machen würde. Denn Evan, du bist und bleibst der erste Mann, in den ich mich unsterblich verliebt habe. Du hast mein Herz in Sekundenschnelle erobert. Ich kann und will mir einfach nicht vorstellen, wie ein Leben ohne dich aussieht. Eins, in dem ich nicht so exzellent bekocht werde, eines, in dem ich nicht so verdammt guten Sex habe, einfach eines, in dem ich nicht so viel Freude am Leben hab. Ich schwöre dir Evan, wenn du je denkst, ich würde dich nicht lieben, denk an das: Ich würde dir blind bis ans Ende der Welt folgen. Egal wohin, denn da wo du bist, da ist mein Zuhause.

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