20 Frauen und ein Mann

Mein Neues WG-Leben

Verwirrt beschließt Kevin durch die Haustür zu treten um sich ein Zimmer zu suchen, bevor alle belegt sind.

Der Eingangsbereich war schlicht und - wie als Indiz für das knappe Geld der Studenten - in langweiligen, grau-ähnlichen Farben gehalten, mit einem Durchgang zur Cafeteria gegenüber der Glastür, durch die er gerade gekommen war. Rechts neben ihm ging es weiter ins Gebäude und er konnte hinter der Treppe nach oben eine Reihe Zimmer ausmachen.

*Ein Zimmer am Rand wäre nicht schlecht und wenn es hier unten ist, muss ich nicht immer hoch latschen*, dachte sich Kevin, weshalb er gleich daraufhin mit seiner Reisetasche in Richtung des letzten Zimmers in der Reihe unterwegs war. Das Glück schien ihm hold zu sein, denn das Schild an der Tür zeigte noch kein Gesicht.

Die Türen waren so konzipiert, dass ein großes Bild des Zimmerbesitzers sie  schmückte, um den Raum als das seine zu markieren.

Kevin packte das bereits vorbereitete Plakat, auf dem sein Profil abgebildet war, aus und befestigte es an der Tür, um diese Ecke zu beanspruchen. Dann trat er ein und sah sich um. Die Ausstattung war die eines typischem College-WG-Zimmers. Ein Einzelbett, ein rauer -in seinem Falle grüner- Teppichboden und eine alte Holzkommode...

... Warte... Eine Holzkommode?!... Aber im Prospekt stand etwas von Schreibtisch und Computer?!

Er versuchte sich an das Infoheftchen zurück zu erinnern. Es war die Rede von einem Computer im Raum... ODER einer Kommode! Verdammt! Das war von Raum zu Raum unterschiedlich!

Hektisch drehte er sich um und eilte aus dem Zimmer, zur Besichtigung des Nachbarraums, doch als er im Flur ankam, sah er, wie gerade jemand die Tür neben seiner beanspruchte. Er wollte stopp schreien, doch als er sich die Gestalt vor ihm genauer ansah, blieb ihm das Wort im Hals stecken.

Eine unglaublich attraktive Blondine drehte ihren Kopf in seine Richtung und blickte ihm mit verführerisch blauen Augen ins Gesicht.

"Oh. Hi! Dann bist du also mein neuer Zimmernachbar? Ich bin Anette, freut mich dich kennen zu lernen." Das strahlende Lächeln, das sie dabei zeigte, ließ Kevins Herz im schnellen Rhythmus gegen seinen Brustkorb hämmern.

Für einen Augenblick starrte er sie mit aufgeklapptem Kiefer an, bis er sich wieder fing und ihr endlich antwortete.

"J-ja, hi! Freut mich auch. Ich bin Kevin." Der Versuch gelassen zu klingen verlief leider nicht so erfolgreich wie erhofft, doch immerhin klang er nicht wie der letzte Idiot, wie der Nerd, der er eigentlich war.

Damals, als Alayka ihn zum ersten Mal ansprach, war er so nervös, dass er kaum einen Laut rausbrachte... Es war ihm schon damals merkwürdig vorgekommen, dass sie dennoch Interesse an ihm zeigte. Nun wusste er, was es in Wahrheit damit auf sich hatte.

Sein Gegenüber kicherte plötzlich und riss ihn damit aus seinen deprimierenden Gedanken. "Du scheinst wirklich süß zu sein." Kevin lief rot an. SÜß?! Das war ganz und gar nicht der Eindruck, den er vermitteln wollte. Sein Ziel war es, ein cooler Aufreißer zu sein, nicht der süße Nachbarsjunge. Nicht noch einmal.

Schnell versteckte er seinen enttäuschten Gesichtsausdruck, wandelte ihn zu einem charmanten Lächeln und sprach möglichst verführerisch "Quatsch, du bist doch die Süße von uns beiden." mit einem Zwinkern im Nachgang.

Zu viel? Anette schaute erst geschockt, doch zu Kevins Erleichterung fand sie schnell ihr attraktives Lächeln wieder.

"Ich muss jetzt erstmal meine Sachen einräumen, aber wir sehen uns ja sicher später wieder." Sie zwinkerte ihm, wie als Antwort auf sein zwinkern zuvor, noch einmal zu, bevor sie sich ins Zimmer begab.

Ein kurzer Blick durch die offene Tür holte ihn in die Wirklichkeit zurück. Er konnte einen Schreibtisch mit einem Computer erspähen.

Zumindestens bis er auf einmal ein Brett vor der Nase hatte. Er musste unbewusst näher ran gegangen sein.

Kevin seufzte. Also war die Einrichtung wahrscheinlich abwechselnd: Einer Schrank, einer PC... Und bei meinem Glück hab ich natürlich einen mit Schrank abbekommen.

Eigentlich wollte er noch nicht aufgeben, aber als er sah, wie auch die anderen Zimmer gerade belegt wurden, seufzte er nur, drehte sich zu seinem Zimmer und ging hinein, um den Koffer auszuräumen und sich einzurichten.