Kapitel VIII: Absichten

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Die Suche nach einem Ausgang aus dem Wald gestaltete sich als angenehmer als zunächst vermutet. Sai schien einen Plan zu haben und Juvia blieb nichts anderes übrig als ihm zu vertrauen. Hin und wieder blieben sie für ein paar Sekunden stehen und Sai fokussierte sich auf bedrohliche Geräusche.
Einige Zeit später blieb Sai wieder stehen. Doch dieses Mal hockte er sich auf den Boden und schien etwas zu suchen.
Als er fand wonach er gesucht hatte, striff er mit Zeige- und Mittelfinger über das Laub und leckte kurz daran. "Meins.", sagte er kurz und knapp. Und als Juvia genauer hinsah erkannte sie was er meinte. Blut. Ein Blutfleck, kaum größer als ein Stein war dort auf einem der Blätter zu sehen. Er war bereits getrocknet und kaum auf dem dunkel-braunen Laub erkennbar.
"U-und was heißt das?", fragte Juvia neugierig, "Was hast du vor?"
Sai grinste. "Es klingt vielleicht albern, aber ich verfolge meine eigene Fährte."
Juvia legte den Kopf schief. Hatten sie sich nicht aufgemacht um einen Weg aus dem Wald zu finden und nicht damit Sai hier seine Spielchen spielen konnte?
"Ich weiß was du sagen willst, und ja es ist vielleicht nicht der beste Plan- aber wenn wir der Blutspur folgen, kommen wir zurück an den Ursprungsort unserer Reise. Du weißt schon, die Lichtung mit dem kleinen See. Und wenn wir dort sind sollten uns meine Kameraden bald finden. Die können dich dann zum Waldrand bringen."
Der Plan klang verwegen, aber schlüssig. Dennoch kamen Juvia Zweifel.
"Aber ein paar deiner Kameraden haben doch gegen Juvia und ihre Freunde gekämpft. Bist du sicher, dass sie ihr helfen werden?"
Sai stand auf nahm ihre Hand und grinste. "Ja. Auf mich hören sie." Und mit diesen Worten zog er Juvia weiter.

Sie waren eine Zeit gegangen, als Sai plötzlich abrupt stehen blieb. Er sah sich um. Da war etwas. Stimmen. Er konnte sie rufen hören. Panisch blickte er in alle Richtungen, doch außer ihm und Juvia befand sich niemand im Schutz der hohen Bäume.
"Sai was-"
"Psssh! Da ist jemand. Sie kommen näher.", unterbrach er sie.
"Deine Kamerad-", wollte Juvia gerade fragen, da hörte sie auch schon in etwas Entfernung eine der Stimmen rufen. Seltsamerweise kam sie ihr bekannt vor, doch sie konnte sich keinen Reim darauf machen, wem sie gehören könnte.
"Eyy Leviathan! Wo versteckst du dich?! Komm raus und spiel mit uns?!"
Sai zog sie blitzschnell in einen nahe gelegenen Busch.
"Folgender Plan", flüsterte er, "Ich folge der Spur. Du, als Wassermagierin, verwischt die Spuren hinter uns. So wird uns niemand folgen können. Hast du das verstanden?"
Juvia nickte. Sai schien angesichts der bedrohlichen Lage sehr nervös zu sein. So hatte sie ihn vorher noch gar nicht erlebt.
"Bereit?"
"Ja."
Sai ließ sie los und preschte mit einem irren Tempo vorwärts so das Juvia, auch unter Berücksichtigung ihrer Aufgabe, nur schwer mithalten konnte. Immer wenn Sai "Hier!" rief, warf Juvia einen Schwall Wasser auf die Stelle und zerstörte so die Blutspur.
Irgendwann wurde Sai langsamer und langsamer. "Es sind keine Personen mehr in der Nähe.", sagte er und bog ein paar Äste zur Seite.
Dahinter kam die Lichtung zum Vorschein, auf der Juvia und Sai sich gestern abend ausgeruht hatten. Juvia konnte noch genau erkennen wo Sai gesessen hatte, da der Stein über und über mit Blut besudelt war.
"Wir sind da.", sagte Sai und ließ sich in das weiche Gras plumpsen. Juvia setzte sich neben ihn und strich Sais Shirt gerade, das sie noch immer trug.
Sie saßen eine Zeit lang stumm nebeneinander, dann fragte Sai sie plötzlich: "Hast du eigentlich einen Freund?"
Juvia wurde rot.
So eine Frage hatte sie nun wirklich nicht erwartet, doch Sai sah sie neugierig an.
"I-ich also- uhm- nein.", stammelte sie verlegen, "Ich hatte einen. Gray Fullbuster. Doch irgendwann empfand er nichts mehr für mich."
Mitleidig sah Sai sie an sodass Juvia betreten wegschauen musste.
"Tut mir leid.", sagte Sai und tätschelte vorsichtig ihren Kopf, "Du findest schon jemanden. Der Richtige ist oft näher als man denkt."
Juvia begann zu erzählen. Über alles. Über Gray, Natsu, Fairy Tail und was sie alles schon erlebt hatten. Sai wusste erstaunlich gut über Gray und Fairy Tail bescheid.
Dann erzählte Sai etwas über seine Kameraden und Prodigium Soul, eine der schwarzen Gilden. Sie waren hauptsächlich als Söldner unterwegs und erledigten Auftragsmorde oder Überfälle. Doch mittlerweile wollten sie sich alle zur Ruhe setzen und als Gilde durch das Land reisen. Sie wollten nichts Böses, sondern nur noch Gutes vollbringen, damit Prodigium Soul wieder eine offizielle Gilde sein durfte.
Juvia verstand nun mehr und mehr Sais Beweggründe für sein Taten. Sie waren zzm geschäftlichem Zweck verübt worden, um sich und seine Kameraden als Gilde zu erhalten und ernähren zu können.
Nachdenklich streifte sie über das Wappen von Fairy Tail auf ihrem linken Oberschenkel.

***
Im selben Moment zuckte Gray andernorts zusammen. Er lehnte erschöpft an einem Baum und trank aus einer kleinen Flasche die Wendy ihm gereicht hatte.
Er wusste nicht wie lange sie schon den Wald durchkämmt hatten. Ohne Erfolg. Keine Spur von Juvia oder irgendwelchen Angreifern. Und auch auf das Monster waren sie zum Glück nicht gestoßen.
Erst vor wenigen Augenblicken hatten er und seine Gruppe ein kleines Gasthaus erspähen können. Doch der Inhaber, ein Hannibal, hatte ihnen nach einer ausführlichen Beschreibung Juvias keine Auskunft geben können. Es war als hätte niemand sie gesehen.
Mehr und mehr hatte Gray die Hoffnung verloren, das Juvia noch leben könnte. Bis Jetzt.
"Du- du hast das auch gespürt, oder?", fragte er Wendy, die ebenfalls leicht gezuckt hatte. "Du meinst dieses Kribbeln am Gildenwappen? Ja. Sag bloß du etwa auch-"
Gray nickte und sah in die Ferne. "Das war Juvia. Sie lebt." Gray rannte los. Ohne Vorwarnung.
Er hörte noch Wendy hinter sich rufen, er solle sich nicht alleine von der Gruppe entfernen. Doch das war ihm egal. Er musste Juvia noch so viel sagen, sich entschuldigen für alles was er getan hatte. Wer weiß was sie alles durchmachen musste in dieser Nacht.
Als er eine Zeit lang gelaufen war fand er plötzlich eine feuchte Stelle auf dem trockenen Boden. Auch das musste von Juvia sein. Wenn der Boden noch feucht war konnte es noch gar nicht so lange her sein, dass sie hier gewesen war.
In einiger Entfernung erspähte er eine weitere feuchte Stelle. Und dahinter wieder eine. Es war eine Spur. Und sie würde ihn direkt zu ihr bringen.
Gray beschleunigte. Die Bäume und Sträucher zogen an ihm vorbei. Hin und wieder musste er einem Baum ausweichen, doch er war stets auf die Spur fixiert.
Es hatte etwas gedauert doch erst nachdem Juvia nicht mehr da gewesen war, wusste er wie viel sie ihm wirklich bedeutete. Er wollte sie nur wieder bei sich haben. In seinen Armen.
In etwas Entfernung erblickte er eine Lichtung. Eine grüne Fläche. Und im Schatten, zwischen den Bäumen, sah er eine Strähne ozeanblauen Haares schimmern. Juvia.
Gray rannte jetzt noch schneller. Was würde ihn auf dieser Lichtung erwarten? Hoffentlich war es noch nicht zu spät. Nein, es durfte nicht zu spät sein!
Er malte sich die Szenerie aus, wie er durch die Sträucher auf die Lichtung trat und Juvia, ganz verzweifelt, verweint und erschöpft in seine Arme schließen würde. Wie sie flüstern würde "Gray-sama ist Juvias Retter" und wie sie ihm dafür danken würde.
Getrieben von diesem Gedanken preschte er weiter vor. Direkt durch das Dickicht auf die Lichtung und zu Juvia.
Unwissend, das alles anders kommen würde als gedacht.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 20, 2021 ⏰

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