Eine Ohrfeige mit Folgen

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Mit leeren Blick starrte ich an die Wand und beobachtete, wie sich ein Wassertropfen löste und sich langsam einen Weg nach unten bannte, ohne es richtig war zunehmen. Ich zitterte am ganzen Körper. Lunas besorgte Blicke bemerkte ich kaum. Es war eine Qual mit meiner besten Freundin eingesperrt zu sein, wo ich doch eigentlich ein Monster war und sie jederzeit verletzen konnte. Eine Stimme riss mich aus meinen Gedanken.

"Komm mit", schnarrte Greyback. Emotionslos sah ich auf. Was wollte er jetzt schon wieder? Hatte er nicht sein Ziel erreicht? Protestlos stand ich auf. "Hazel", begann Luna, aber ich unterbrach sie: "Ist schon okay. Wir sehen uns!" Meine Stimme klang so fertig, wie ich mich fühlte. Greyback packte mein Handgelenk und wollte mich mit sich zehren, aber das lies mein Stolz nicht zu. Ich riss mich los und das erste mal an diesen Tag trat ein wütendes Funkeln in meine Augen. "Ich kann alleine gehen", fauchte ich schnippisch und ging erhobenen Hauptes an ihn vorbei.

Als wir das Wohnzimmer erreichten, zog sich alles in mir zusammen, als ich an das fremde Mädchen und Draco dachte. Zornig ballte ich meine Hände zu Fäusten. Ich versuchte tief einzuatmen, um mich zu beruhigen. Narzissa kam mir entgegen. "Komm mit", sagte sie leise und nicht mal so kalt, wie sonst. Ich folgte ihr in einen großen Raum. Ein großer Kronleuchter beleuchtete den Raum schwach. Ein langer Tisch aus dunklen Holz stand in der Mitte. Lucius, Draco, Bellatrix und Snape saßen dort. Ich biss mir nervös auf die Lippe. Was sollte ich hier?

"Ich dachte du könntest heute mal mit uns Abendessen", erklärte Greyback und ich starrte ihn fassungslos an. Greyback hatte mich mitgenommen, um mit den Malfoys zu essen? Verächtlich schnaubte ich. "Setz dich", knurrte Lucius kalt und deutete auf einen der noch freien Stühlen. Es war noch genau ein Stuhl zwischen Snape und Bellatrix frei. Ich mochte Snape, aber auf Dracos Tante konnte ich gut verzichten. Schicksalsergeben nahm ich zwischen ihnen Platz und fühlte mich mehr als unwohl. Ich senkte den Kopf und sah auf meinen leeren Teller. Ich spürte Dracos Blicke auf mir, aber erwiderte sie nicht.

Narzissa schwang ihren Zauberstab und mein Teller füllte sich mit Suppe. Ich hatte keinen Hunger und während die anderen aßen, versuchte ich nur meinen Anflug von Übelkeit zu unterdrücken. Das war also Greybacks Belohnung. Er nahm mich mit zum Essen. Als ich in Greybacks Teller sah, musste ich ein Würgen unterdrücken. Die Flüssigkeit ähnelte mehr Blut, als einer Suppe. Greyback bemerkte meinen Blick. "Das wirst du schon auch lernen zu essen", verkündete er. Mir wurde noch schlechter und meine Laune sank noch weiter. 

"Wie geht es eigentlich mit dir und Astoria?", Lucius schenkte Draco ein kühles Lächeln. Heiße Wut brannte in mir, so stark und unberechenbar. Astoria, also. Meine grausamen Taten rückten in den Hintergrund. Entschlossen stand ich auf. "Könnte ich bitte gehen?", fragte ich bemüht höflich. Lucius lachte freudlos auf. "Du gehst erst, wenn ich es dir erlaube", sagte er leise. "Lass sie doch. Sie hatte einen anstrengenden Tag hinter sich", mischte sich Narzissa zaghaft ein. "Eben", meldete sich Bellatrix zu Wort. Von ihr hatte ich als letztes Unterstützung erwartet. 

Bellatrix erhob sich. "Sie hat noch immer nicht ihre Abstammung verkraftet, unsere kleine Missgeburt", höhnte sie. Eine Welle von unbändigen Hass überrollte mich. Mit zwei Schritte stand ich direkt vor ihr. Ich holte aus und verpasste diesem arroganten Gesicht zwei pfeffernde Ohrfeigen. Ganze fünf Sekunden lang starrte Bellatrix mich nur verdattert an. Dann wandte sie sich den Malfoys, Snape und Greyback zu, die mich ebenso erstaunt ansahen. Na ja, nur Snape wirkte nicht überrascht.

"Das kleine Schlammblut hat mich geschlagen", stellte Bellatrix verwirrt fest. "Nenn mich nie wieder eine Missgeburt", fuhr ich sie an. Bellatrix stieß ein lautes, übermütiges Lachen aus. Bevor ich etwas tun konnte, zückte sie schon ihren Zauberstab und richtete ihn auf mich. "Crucio", kreischte sie und höllische Schmerzen brannten in mir. Ich sank zu Boden und schrie. Ich wollte nur noch, dass der glühende Schmerz aufhörte. Schwarze Flecken erschienen vor meinen Augen und mir war schlecht.

"Expelliarmus", eine kühle Stimme bohrte sich durch den brennenden Schmerz und plötzlich hörte alles auf. Ich schnappte nach Luft und richtete mich keuchend auf. Snape hielt seinen eigenen und Bellatrix Zauberstab in der Hand. "Snape! Was soll das?", schrie Bellatrix und rang nach Fassung. Mir wurde schwindlig. Ich schloss kurz die Augen und versuchte mich wieder zu beruhigen. Als ich die Augen wieder öffnete, sah ich meine Umgebung wieder klarer.

"Draco, bring bitte unsere Gefangene wieder in die Kerker", befahl Snape ruhig. Draco stand auf und kam auf mich zu. Ich erhob mich und versuchte nicht wieder in mir zusammenzusinken. Meine Beine fühlten sich an, als bestünden sie aus Wackelpudding. Kaum hatten wir den Raum verlassen, griff Draco nach meiner Hand und verschränkte seine Finger mit meinen. Aber ich bekam das Bild des Mädchens nicht aus den Kopf und befreite mich aus seinen Griff.

"Alles in Ordnung?", wollte er wissen. "Natürlich! Mir geht es blendend", gab ich sarkastisch zurück. "Hab ich etwas falsch gemacht?", fragte er. Ich schnaubte verächtlich. "Als weißt du das nicht selbst", erwiderte ich und meine Stimme zitterte etwas. Ich hasste mich selbst für diese minimale Schwäche. Wir hatten mein Gefängnis erreicht. Ich lies Draco stehen und ging auf das klapprige Bett in einer Ecke zu. Ich lies mich einfach darauf fallen, ignorierte Lunas fragenden Blick und schloss meine Augen. Ich spürte, wie sich jemand neben mich setzte. Trotzdem öffnete ich die Augen nicht. 

"Ich weiß, dass du nicht schläfst", bemerkte Draco und strich mir durchs Haar. Ich schüttelte seine Hand ab und kniff die Lippen zusammen. Glaubte er wirklich, dass ich ihn immer alles einfach so verzeihte?

Wolfsbraut - Kaltes Schicksal (Draco Malfoy story) *Pausiert*Where stories live. Discover now