Versöhnung

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"Könntest du mir vielleicht sagen was ich falsch gemacht habe?", fragte Draco leicht genervt. Ich öffnete die Augen und starrte auf die Decke des Kerkers. Sie war feucht und irgendetwas Grünes wuchs zwischen den Mauerritzen. Ein wirklich grauenhafter Ort. Luna behauptete immer, dass hier Schlickschlumpfe lebten. Keine Ahnung, wie die aussahen. Ich hatte noch nie welche gesehen. Aber das war gerade mein geringstes Problem.

"Könntest du mir sagen, wer deine kleine Freundin ist?", gab ich zurück und meine Stimme zitterte vor unterdrückter Wut. "Meine kleine Freundin? Du meinst Astoria", sagte Draco etwas verwirrt. Er gab es auch noch offen zu. "Ja", zischte ich. Ein belustigtes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. "Eifersüchtig", stellte er spöttisch, aber gleichzeitig liebevoll fest. Zornig knurrte ich. Er brauchte gar nicht so scheinheilig zu tun. Er nahm meine Hand, aber ich riss mich los. 

"Was hast du gesehen?", fragte Draco. Ich schnaubte verächtlich. "Du hast deine süßer Freundin umarmt und was weiß ich was ihr noch gemacht hättet, wenn ich nicht in genau diesen Moment gekommen wäre", brauste ich auf. Dracos Grinsen wurde breiter. Ich biss mir auf die Lippe, um über den berauschenden Zorn nicht wie vorher die Kontrolle zu verlieren. Seine Gelassenheit machte mich rasend.

"Glaubst du wirklich, dass ich eine andere andere küssen würde?", wollte er wissen und musterte meine geballten Fäuste mit leichter Besorgnis. Tja, ich würde aufpassen, wenn ich er wäre! Aber seine Frage brachte mich aus den Konzept. "Vielleicht", stammelte ich verlegen. Dracos Blick verdüsterte sich. "Echt?", vergewisserte er sich. Ich nickte, aber auf einmal wurde mir klar, dass ich mir eigentlich da gar nicht so sicher war. Aber eigentlich deutete doch alles darauf hin.

"Astoria und ich sind normale Freunde", versuchte Draco mich zu beschwichtigen. Ich schnaubte verächtlich. "Das sagen sie alle immer", knurrte ich in Gedanken an meine Großmutter, die in ihrer Jugend oft von Jungs enttäuscht wurde. Wo sie jetzt überhaupt war? Ich verscheuchte den Gedanken. Hier ging es gerade um etwas ganz anderes. 

"Astoria hat eh einen Freund. Der ist ein Schlammblut und hat zur Zeit ziemliche Probleme. Sie macht sich Sorgen um ihn", erklärte Draco. "Und ich mach mir Sorgen um dich", fügte er so leise hinzu, dass ich es kaum hören konnte. Beschämt senkte ich den Kopf. Er hatte sie nur umarmt und ich dachte schon, dass er... Ich unterbrach die Gedanken. Ich fühlte mich schlecht. Seufzend setzte ich mich auf. "Es tut mir Leid", meinte ich und meinte diese Worte auch ehrlich. Astoria tat mir Leid und ich war völlig umsonst eifersüchtig gewesen.

"Schon in Ordnung", antwortete Draco und beobachtete verwirrt, wie Luna mit einem Zahnstocher zwischen den Mauerritzen herumstocherte. Für einen wunderbaren Moment musste ich lachen. Dracos entsetzter Blick war unbezahlbar. Aber dann wurde ich wieder ernst. Jetzt wo die Eifersucht einem Schuldgefühl gewichen war, musste ich auch wieder an mein Opfer denken. Das Mädchen, das wegen mir zu einem Werwolf wurde.

"An was denkst du?", fragte Draco und spielte mit meinen Haaren. Ich lehnte mich an ihn und spürte wie ich ruhiger wurde. Die Reue blieb, aber ich entspanne mich. "An nichts", log ich. Ich wollte ihn jetzt nicht damit auch noch belasten. Nicht jetzt. Also beugte ich mich vor und küsste ihn einfach, um wieder dieses prickelnde Gefühl in mir zu spüren und für diesen Moment frei zu sein.

Wolfsbraut - Kaltes Schicksal (Draco Malfoy story) *Pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt