Kapitel 1

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Wie jeden Tag sitze ich auf der alten Schaukel vor meinem Haus und starre in den Himmel. Morgen werde ich neunzehn und werde auf die Erde geschickt. Ich muss mein zu Hause verlassen, bis ich sterbe. Nur dann darf ich wieder zurück. Ich bin aver auch ein wenig gespannt, wer mein Mensch sein wird. Aber trotzdem will ich nicht weg. Ich spüre, wie mir der Wind sanft durch meine Flügel streicht. Ich hasse meine Flügel. Sie sind klein und weiß. Ganz anders, als die, meiner Freunde. Meine Mutter sagt oft zu mir, dass besondere Flügel bedeuten, dass man einen ganz besonderen Menschen bekommt. Aber ich glaube, dass sagt sie nur, damit ich mich nicht schlecht fühle. Ich seufze. Heute wird der letzte Tag sein, an dem ich hier so friedlich sitzen kann. Morgen werden meine Flügel verschwinden und ich werde auf diese schreckliche Erde geschickt. Warum musste ausgerechnet ich dafür ausgewählt werden? Es gibt so viele andere hier und ausgerechnet ich musste für dieses Jahr ausgewählt werden. ,,Eren, kommst du rein? Es ist schon fast dunkel!", höre ich meine Mutter rufen. Sie werde ich definitiv am meisten vermissen. Seufzend springe ich von der Schaukel und werfe einen letzten Blick auf die alte Eiche, die seit so vielen Jahren mein Rückzugsort war. Danach drehe ich mich um und laufe zu meiner Mutter. ,,Da bist du ja endlich.", sagt sie und breitet ihre großen, türkiesen Flügel aus. Das macht sie immer, wenn sie beleidigt ist. Natürlich. Sie hatte warscheinlich erwartet, dass ich den restlichen Tag mit meinen Eltern verbringe. Doch ich wollte heute einfach freiraum. Ich schlurfe ins Haus, wo mein Vater am Küchentisch sitzt. Seine goldenen Flügel glänzen im Abendlicht. ,,Hallo, Eren.", sagt er und sieht mich an. ,,Hi, Dad.", sage ich und schlurfe weiter in mein Zimmer, gefolgt von meinen Eltern. ,,Eren?", fragt meine Mutter. ,,Hm?", mache ich und sehe sie an. ,,Wir-wir haben dich lieb.", sagt sie und nimmt mich in den Arm. Ich sage nichts. Ich stehe einfach nur da und genieße die Umarmung meiner Mutter. Wir sagen uns gute Nacht und ich lege mich in mein Bett. Ich schließe meine Flügel um meinen Körper und kauere mich fest in meinem Bett zusammen, bis ich schließlich einschlafe. In dieser Nacht träume ich nichts, was vermutlich auch besser so ist. Am nächsten Morgen wache ich auf und realisiere, was heute passieren wird. Ich will nicht. Seufzend schwinge ich meine Beine aus dem Bett und ziehe mich an. Als ich fertig bin, gehe ich in die Küche, wo meine Eltern schon auf mich warten. ,,Herzlichen Glückwunsch, Eren.", sagen meine Eltern gleichzeitig. ,,Stimmt ja. Heute hab ich ja auch Geburtstag. ,,Danke.", sage ich und zwinge mich zu einem Lächeln. Meine Mutter kommt auf mich zu und hält eine kleine Schatulle in ihren Händen. ,,Das ist für dich. Damit du was von zu Hause bei dir hast.", sagt sie und reicht mir die Schatulle. Vorsichtig öffne ich die Schatulle und hole eine Kette mit einem silberndem Anhänger, der ein wenig aussieht, wie eine Münze herraus. Darauf sind meine Flügel geprägt. ,,Danke.", sage ich und hänge mir die Kette um den Hals. ,,Eren, wir müssen jetzt los.", sagt mein Vater mit ernster Miene. Ich nicke stumm. Mit zitternden Händen ziege ich mir Jacke und Schuhe an und folge meinen Eltern zum Portal. Das Portal ist ein Loch, durch das man springen muss, wenn man zur Erde kommen will. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommen wir beim Portal an, wo der Engelkönig schon auf mich wartet. Ich spüre, wie sich mir die Kehle zuschnürrt. Ich will nicht. Meine Mutter schließt ihre Arme um mich und fängt an, zu weinen. Das gibt mir den Rest. Mir laufen heiße Tränen über die Wangen und will meine Mutter nicht mehr loslassen, doch mein Vater zieht sie von mir weg. ,,Das reicht jetzt Carla.", sagt er und kommt auf mich zu. Er legt seine Hände auf meine Schultern und sieht mich direkt an. ,,Pass auf dich auf.", sagt er und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. ,,Es ist jetzt Zeit.", sagt der König mit seiner rauen Stimme. ,,Auf Wiedersehen.", schluchzt meine Mutter. Ich kann ihr nicht antworten. Ich bringe nicht ein Wort herraus und gehe auf das tiefe Loch zu. Ich atme einmal tief durch, nehme Anlauf und springe. Sofort schließe ich meine Flügel schützend um meinen Körper. Plötzlich spüre ich einen brennenden Schmerz an meinem Rücken. Ich schaue nach hinten und sehe, dass meine Flügel von meinem Rücken aus abbrennen. Ich fange an, vor Schmerzen zu schreien, doch der Schmerz lässt nicht nach. Plötzlich wird alles schwarz und ich verliere das Bewusstsein. Als ich wieder zu mir komme, merke ich, dass ich auf harten Pflastersteinen liegen. Mein Rücken brennt immernoch und mir ist fürchterlich schwindelig. Ich öffne meine Augen und sehe, dass ich anscheinend in einer Seitengasse oder so liege. Es ist Nacht. Langsam setze ich mich auf und atme ein. Plötzlich wird meine Kehle eng und ich bekomme kaum noch Luft. Ich fange an, zu husten und bekomme immer weniger Luft. Ich kann doch jetzt noch nicht sterben. Was ist überhaupt los? ,,Hey du!", sagt plötzlich eine Stimme hinter mir. Ich sehe nach hinten und sehe einen Jungen, mit kinnlangen, blonden Haaren, der eine Gasmaske trägt. ,,Warum hast du deine Gasmaske nicht auf?", fragt er, doch ich kann vor lauter Husten nicht antworten. Ich brauche Luft. Verdammt dringend. ,,Warte, ich hab noch eine.", sagt er und reicht mir eine schwarze Gasmaske. Ich greife sie und setze sie mir Gektisch auf. Ich atme tief ein und genieße die gefilterte Luft. Der Junge reicht mir seine Hand und hilft mir auf die Beine. ,,Ich bin übrigens Armin.", sagt er. ,,Eren.", antworte ich, immernoch schwer atment. ,,Du bist doch kein Hunter, oder?", fragt Armin. Ich sehe ihn verwirrt an. Was sind bitteschön Hunter? ,,Ich glaube nicht.", antworte ich zögernt. ,,Du bist nicht von hier, oder?" Ich schüttle den Kopf. ,,Okay. Dann kannst du mit zu uns kommen. Ich erkläre dir dann auf dem Weg alles.", sagt Armin und macht mir deutlich, ihm zu folgen. ,,Also, wir leben hier in einer ziemlichen Diktatur. Unser König verbietet uns alles. Wir dürfen nicht mal dieses eingemauerte Gebiet verlassen. Vor Jahren gab es hier mal einen Chemiunfall , weswegen man jetzt nicht mehr ohne Gasmaske leben kann. Jedenfalls, unser König sperrt uns ein und wir sind sehr eingeschränkt. Wir müssen zum Beispiel die Hälfte unserer Gehälter an den Staat zahlen und wir dürfen auch keinen Kontakt zur Außenwelt haben. Aber es gibt Gruppen von Menschen, die sich gegen den Staat erheben und die Gestze brechen. Die Rebbelen. Ich bin auch in so einer Gruppe. Und dann gibt es die Hunter. Sie jagen uns und bringen uns um. Alles im Befehl des Königs, natürlich.", erklärt Armin. Wow. Die Erde ist wirklich schlimmer, als ich erwartet habe. Ich denke, ich schließe mich Armins Gruppe an, bis ich meinen Menschen gefunden haben. ,,Kann ich bei euch mitmachen?", frage ich. ,,Klar. Das müsste ich dann aber noch mit Mikasa absprechen. Sie ist unsere Anführerin.", antwortet Armin. Ich nicke. Ich folge Armin weiter, bis zu einem kleinem Haus. Er schließt die Tür auf und ich folge ihm nach drinnen. ,,Hi Leute! Ich habe wen mitgebracht!", sagt Armin. Die Türen gehen auf und einige Leute ungefähr in meinem Alter kommen herraus. ,,Wer ist das, Armin?", fragt ein schwarzhaariges Mädchen. ,,Mikasa, das ist Eren. Ich hab ihn auf der Straße gefunden.", antwortet Armin. Das ist also die Anführerin. Mikasa mustert mich von oben bis unten. ,,Bist du ein Hunter?", fragt sie mich und durchlöchert mich quasi mit ihrem Blick. Nervös schüttel ich den Kopf. ,,Okay. Du willst also bei uns mitmachen?" Ich nicke. ,,Alles klar. Conni, Jean! Könnt ihr dem hier vielleicht das 3D Manövergier beibringen? Er sieht nämlich recht vielversprechend aus."

Angel with a shotgun (Eren X  Levi)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt