Kapitel 7. Ein Ausweg?

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Da saß er wie ein Häuflein Elend. Seine Knie angewinkelt und seine Ellenbogen aufgestützt. Er spürte Malfoys Blick im Rücken. Nur noch aus weiter Ferne vernahm er Malfoy, aber seine Stimme zog an ihm vorbei wie ein Windhauch. Warum konnte er keine klaren Gedanken mehr fassen, warum verschwamm alles und nahm ihm die Sicht? Sein Gehirn fühlte sich wie betäubt an, einfach desorientiert, und alles brummte. Malfoy. Seine Gedanken blieben an ihm hängen. Der einstige Todessersohn hatte sich mit ihm unterhalten, normal, eine Nacht lang und es hatte keine Toten gegeben. Er spielte mit dem Gedanken, ob der Slytherin sich vielleicht doch geändert hatte, er vielleicht doch ein anderer Mensch geworden war, jemand, der sich bisher hinter einer Maske versteckt hatte.

Seine sonst so grünen Augen wirkten trüb und fahl. Das sonst so allbekannte Glitzern und Funkeln seiner Augen war verschwunden. Ob Malfoy wohl immer noch hinter ihm stand? Eigentlich wollte er sich unter keinen Umständen umdrehen, aber er hatte keine Ahnung, wie lange er am Fenster gesessen hatte. Er drehte seinen Kopf zur Seite und betrachtete seinen Schatten. Ein schmaler Junge mit zerzausten Haaren, -nett. Er schielte leicht nach hinten, konnte aber keine schwarzen Lackschuhe mehr ausmachen. Vorsichtig drehte er sich um und ließ seinen Blick durch den menschenleeren Raum schweifen. Just in diesem Moment wünschte er sich doch, seine Freunde wären hier.

Wie gerne hätte er jetzt Hermine und Ron im Arm gehalten, mit ihnen gelacht und geredet, einfach wieder gelebt. Er wollte nicht mehr überleben, er wollte leben. Das Leben in vollen Zügen genießen, auch wenn die vielen Verluste an ihm zerrten und drohten, ihn unter sich zu begraben. Er wollte keine Angst mehr spüren, nicht mehr kaltes Wasser über sich schütten, um die Tränen der Trauer abzuwaschen. Wasser mit Wasser zu bekämpfen, das Feuer war erloschen. Seine Knie zitterten, nicht vor äußerlicher Kälte- nein, er war innerlich verbrannt. All seine Sorgen, seine ganze Trauer, seine Gefühle wollte er in einem lichterloh ätzenden Feuer verbrennen.

Ein klarer Gedanke schoss ihm durch den Kopf. Nicht allzu selten hatte er sich Hermines Vorträge über Zaubertränke und dessen Wirkung anhören müssen, wo sie zu finden waren und wie man sie gebrauchte. Es war die Lösung für sein Problem. Seine Gefühle wären weg und er könnte endlich so weiter machen wie davor oder überhaupt neu anfangen. Ein Neuanfang, ein neuer Lebensabschnitt, das war das Richtige. Dank der vielen Besuche bei Slughorn wusste er genau, wonach er suchte. Es kam ihm gerade recht, dass Slughorn ihn als einer seiner Lieblingsschüler auserkoren hatte und ihn regelmäßig zu einem Tässchen Tee einlud.

Er raffte sich schnell auf, torkelte vom zu langen Sitzen zur Tür, stützte sich kurz am Rahmen ab und versuchte, seinen Weg fortzuführen. Er trat heraus aus dem so wohlbehüteten Zimmer und ging den Gang hinab. Siedend heiß fiel ihm ein, dass er seinen Tarnumhang vergessen hatte. Er sammelte nochmal all seine Kraft und ging zum Raum der Wünsche zurück, schnappte seinen Umhang und zog ihn rechtzeitig über, denn schon kamen ihm laute Stimmen entgegen. Unsichtbar für das ungeschulte Auge eilte er durch die Gänge, Treppen hoch, Treppen runter.

Vor einer braunen Holztür kam er zum stehen. Kurz zögerte er, drückte dann jedoch doch gegen die Tür. Ein leises Quietschen der Türe ließ ihn zusammenfahren und sich etwas erschrocken umschauen. Auf keinen Fall wollte er jetzt in die Arme eines Professors laufen oder -- noch schlimmer, gleich in die Slughorns. Vorsichtig zog er die Türe hinter sich ins Schloss und sah sich genauer um. Er konnte von Glück reden, dass Slughorn gerade nicht in seinem Büro oder Lager war.

Die Regale waren mit verschiedenen Kennzeichnungen beschriftet, die auf den jeweiligen Inhalt hinwiesen. Im vorletzten Fach standen anscheinend die etwas riskanteren Tränke, denn sie leuchteten in den verschiedensten Farben, blubberten und rochen bestialisch. Ohne die vielen Blätterstapel umzureißen oder gegen die verschiedensten Artefakte zu laufen, näherte er sich dem Regal. Seufzend besah er sich sein Problem. Es waren um die 60 Tränke– das konnte ewig dauern. Systematisch ging er die Namen der Tränke durch, bis ihm endlich der gesuchte in die Hände fiel. Sine Affectus

Kɪɴɢᴅᴏᴍ ᴏғ Hᴏᴘᴇ ¦¦ᴰʳᵃʳʳʸWhere stories live. Discover now