Kapitel 21. Ein Mittag zu Zweit

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Harrys Gesicht verzog sich zu einem breiten Lächeln und er ließ sich, ohne ein Widerwort von dem Slytherin, mitziehen.

„Wo willst du eigentlich hin?", frage Harry irgendwann, nachdem sie etliche Treppen hoch gestiegen waren.

„Siehst du gleich", antwortete Draco knapp.

Nach ein paar Metern blieb Draco endlich stehen und löste seine Hand von Harrys. Ein paar Mal ging er vor der leeren Wand auf und ab, bis eine schmale Tür erschien. Der Raum der Wünsche.

Harry schaute sich kurz um, um sicherzugehen, dass keiner sie gesehen hatte, und trat hinter Draco in den Raum ein.

Er rückte seine Brille zurecht und schaute sich neugierig um. Draco ging steif auf das Bett zu, das mittig an der rechten Wand stand.

Harry grinste kurz, als er sah, dass dunkelgrüne Vorhänge das Bett zierten. Mit einem kurzen Zögern ging er ebenfalls auf das Bett zu. Der Slytherin hatte die Schuhe ausgezogen, sich auf den Bauch gelegt und hielt seinen Kopf gestützt zwischen seinen Unterarmen. Harry trat näher, streifte ebenfalls seine Schuhe ab und setzte sich dann an das Kopfende, die Beine ausgestreckt nach vorne, direkt neben Draco. Da der Blonde keine Anzeichen machte, gleich zu reden, schaute Harry sich das Zimmer genauer an. Die Tür war verschwunden und ein großer, brauner Schrank füllte den Platz. Geradeaus konnte er eine Kommode, einen kleinen Tisch und zwei Sitzgelegenheiten erkennen. Ungefähr zwei Meter neben dem Bett, stand ein Schreibtisch, auf dem sich Bücher nur so türmten. An sich war das Zimmer aufgeräumt und ordentlich. Keine Habseligkeiten lagen, wie bei Harry, verstreut auf dem Boden, alles war an seinem Platz.

Wenn er raten müsste, dann würde er sagen, dass es wohl Malfoys richtiges Zimmer war. Vermutlich im Manor.

Draco schien Harrys Gedanken erkannt zu haben.

„Das ist mein altes Zimmer", erklärte er leise. „Aber ich habe es seit gut zwei Jahren nicht mehr betreten."

Harry staunte nicht schlecht. Er hatte also doch recht gehabt. Es war genau nach dem Stil des Slytherins.

„Warum bist du nicht zurückgekehrt?", fragte er leise, senkte den Kopf und lenkte seine Aufmerksamkeit auf seine zu kurz geschnittenen Fingernägel.

„Ich konnte nicht. Er war da. Da gab es keinen Platz für mich. Außerdem wollte ich auch nicht unbedingt zurück. Nur mein Zimmer, es ist so vertraut."

„War es schlimm?"

„Immer war er da, Tag und Nacht. Nachts habe ich mich raus geschlichen. Und als ihr dann da wart...", er stockte.

Harry konnte sich noch allzu gut an diesen Moment erinnern.

Fest hielt Bellatrix Hermine umklammert, den Zauberstab an ihre Kehle gerichtet.

„Zauberstäbe fallen lassen!", brüllte sie, aber Harry und Ron standen starr vor Schock.

„Ich sagte, fallen lassen!", wiederholte sie sich, „Heb sie auf, Draco, los!"

Er hob sie auf und stellte sich dann wieder schnell aus der Schussbahn. Bellatrix hatte ihn, Harry Potter, erkannt. Sie forderte dazu auf, Voldemort zu rufen, aber Draco blickte nur unsicher zu seiner Mutter und senkte dann den Kopf. Erhobenen Hauptes trat Lucius Malfoy hervor und entblößte seinen Arm. Er wollte es beschwören, als alle ihren Blick nach oben hoben, wo ein quietschendes Geräusch zu hören war.

Ab da ging alles zu schnell und die Erinnerungen verschwammen in seinem Kopf zu einem einzigen Klumpen Schmerz. Das war Dobbys Todestag. Das letzte Mal, dass er ihnen geholfen hatte. Das letzte Mal, dass er den Elf gesehen hatte.

Kɪɴɢᴅᴏᴍ ᴏғ Hᴏᴘᴇ ¦¦ᴰʳᵃʳʳʸWhere stories live. Discover now