40. ENTTÄUSCHUNG
Nach der Beltane Feier war das Leben im Reservat wieder geradezu ruhig. Aber die Ruhe passte Emily ausnahmsweise mal ganz gut, denn sie versuchte sich immer noch an der Meditation. Sie hatte bisher nur noch nicht die nötige Tiefenentspannung erreicht um eine Verbindung zu ihrem Bruder aufbauen zu können.
Jeden Abend setzte Emily sich auf ihr Bett oder machte es sich auf dem Teppich bequem und versuchte sich zu entspannen. Aber nicht zu sehr, denn es war ihr auch schon oft genug passiert, dass sie eingeschlafen war. Es half auch nicht, dass Rumänien Großbritannien zwei Stunden voraus war, so dass sie ihre Meditationsversuche mitten in der Nacht machen musste, wenn sie sichergehen wollte, dass Harry auch schlief.
Da der nächste Vollmond immer näher rückte, fand Emily sowieso immer schlechter in der Schlaf. Da konnte sie die Zeit auch für weitere Meditationen nutzen. Leise schlich Emily sich in die Küche um sich noch eine Tasse Tee zu kochen. Vielleicht half das ja.
Mit der Tasse Kräutertee machte Emily es sich wieder auf ihrem Bett bequem. Der warme Dampf und der schwache Geruch von Kamille und Salbei halfen ihr sich zu entspannen. In der anderen Hand hielt sie ihren Zauberstab lose umklammert, sie hoffte, dass der Zauberstab helfen würde sich zu konzentrieren und ihre Magie zu verstärken und zu fokussieren.
Emily schloß die Augen und holte noch einmal tief Luft. Gedanken hüpften und sprangen durch ihren Kopf: Dinge, die sie noch für Sirje erledigen wollte, alle Namen der Drachenarten, die im Reservat beheimatet waren, der Speiseplan für die nächste Woche in der Halle.
Leise fluchend, schüttelte Emily ihren Kopf, als ob sie so die Gedanken wieder vertreiben konnte. Einer nach dem Anderen schob sie jeden einzelnen Strang an Gedanken beiseite und verbarg sie in den Tiefen ihres Bewusstseins. Zur Sicherheit stellte sie sich noch riesige Eichentüren vor, die die störenden Gedanken aufhalten sollten.
Sie versuchte sich daran zu erinnern, was für eine Traumwelt sie aufgebaut hatte, als sie das erste Mal mit Harry so in Verbindung getreten war. Eine grüne Wiese im Sommer, so wie der Garten des Fuchsbaus oder die weiten Ländereien von Hogwarts. Strich für Strich malte sie das Bild in ihren Gedanken, das Gras, der blaue Himmel, die lange Reihe von Bäumen, die sich im Wind bewegten.
Jeder Pinselstrich ließ eine tiefe Ruhe in Emily aufsteigen, ihre Brust hob und sank im Takt ihrer Bewegungen. Alles andere um sie herum verschwand, bis sie sich selbst auf der Wiese stehend, vorfand. Sie konnte das Gras unter ihren Füßen spüren und den Wind auf ihren Armen. Sogar ihre Haare waren nicht so widerspenstig wie sonst und lösten sich nicht aus dem Zopf. Wenn Emily einen Beweis gebraucht hätte, dass dies nicht echt war, dann wäre es der.
Nun fehlte nur noch ihr Bruder.
Emily legte eine Hand auf ihr Herz und richtete ihre Aufmerksamkeit nach innen und begann nach der Verbindung zu Harry zu suchen. Sie wusste dass es die Verbindung gab, doch niemals zuvor hatte sie aktiv danach gesucht, versucht sie zu sehen. Emily keuchte auf. Da war sie, das Band zwischen ihnen, die Verbindung zwischen den Zwillingen. Nexum inter geminos.
Es war ein hauchfeiner Strang, nur auf dem ersten Blick aus purem Licht, das leise im Rhythmus ihres Herzens pulsierte. Doch Emily sah genauer hin und erkannte das strahlende Gold, das tiefe Grün das mit dem Licht verwoben war. Rote und schwarze Flecken glimmerten. Feine Fasern in einem Grün, dass Emily an den Todesfluch erinnerte, der die Verbindung zwischen Harry und ihr geschmiedet hatte. Das Band leuchtete, glänzte und wand sich durch die Schwärze.
Es war wunderbar, erschreckend und einfach magisch.
Emily fand einfach kein anderes Wort um die Verbindung zu beschreiben.

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Anathema - III - Harry Potter Fanfiction
Fanfiction| Wir alle tragen eine helle und eine dunkle Seite in uns | Nichts ist mehr so wie es war für Emily. Ein Werwolf, der die Jagd auf sie eröffnet hat. Ein Bruder mit einem tödlichen Geheimnis. Ein Krieg, der gerade erst begonnen hat und doch läng...