Stay With Me [Ereri/Riren]

ᶜᴴᴬᴾᵀᴱᴿ ¹⁶

"Na schön... Ich helfe dir."

Eren stockte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Levi einfach zustimmen würde. Hatte ihn seine Ansprache doch noch dazu bewegt?

"Wie..? Du hilfst mir wirklich?", sprach Eren mit einem Unterton von Ungläubigkeit. Levi stattdessen stand genervt seufzend auf und stemmte die Hände in die Hüften. "Ja... Ich kann meine Meinung aber auch ganz schnell ändern, wenn du es mir nicht glaubst.", entgegnete der Schwarzhaarige. Hastig machte Eren mit seiner Hand eine Gestik, die zeigte, dass er es nicht so meinte. "Nein, nein! So meinte ich es nicht! Ich... Äh- danke, Levi." - "Tch."

-

Gelangweilt saß er im Unterricht. Seine Zeit vertrieb er sich, indem er immer wieder auf sein ausgefülltes Blatt starrte. Er suchte nach einem Fehler, einer Lücke oder irgendetwas anderem, doch er fand nichts. Wie immer war er schneller fertig als die anderen. Doch hieß dies lange nicht, dass Levi keine Fehler machte.
In der Schule vielleicht nicht... Doch in anderen Sachen war er keinesfalls makellos. Er glaubte, er habe gestern einen Fehler begangen. Er war sich unsicher über seine Entscheidung. Er hatte Erens Bitte zugestimmt. Dabei wusste er nicht einmal genau, wieso er das getan hatte.
Aber Erens Worte haben den Schwarzhaarigen so aus dem Konzept gebracht, dass er es einfach gesagt hatte. Ohne überhaupt darüber nachgedacht zu haben. Zugegeben, er verspürte wieder diese gewisse Angst. Dabei war es nicht mal etwas Großes. Er sollte dem Braunhaarigen ja nur Nachhilfe geben, spätestens bis zu den ZPs. Danach wäre er ihn wieder los. Auch wenn er stückweit bezweifelte, dass Eren es überhaupt auf die Reihe bekam, den ganzen Stoff des Jahres in nur wenigen Monaten zu wiederholen. Da waren ja nicht nur leichte Themen dabei. Jedenfalls keine leichten für Eren. Levi hatte mit denen überhaupt kein Problem.

Auch in den letzten Wochen war Eren nicht regelmäßig in der Schule gewesen. Er konnte sich quasi denken, wie Erens Noten standen. bestimmt so einen Durchschnitt von 4, mehr gab Levi Eren nicht. Wohleher: Er traute es ihm schlichtweg einfach nicht zu. Womöglich irrte er sich bei der Tatsache, oder er unterschätzte ihn bei Weitem. Würde sich alles in den nächsten Wochen herausstellen.

"Die Zeit ist um! Die Blätter bitter verdeckt nach vorne reichen.", meinte der Lehrer mit der Glatze. Sie hatten soeben einen Physiktest geschrieben. Die Schüler mussten in den letzten Tagen öfters Tests schreiben. Hauptsächlich damit die Lehrer sahen, wo noch Lücken waren oder was total der Reinfall war. So wie Levi es mitbekam, schien es relativ ausgeglichen zu sein.

Als Levi sein Blatt gerade vorne abgab, schrieb der Lehrer direkt die Note '1' darunter und gab es dem Jungen gleich wieder. Dies kam in letzter Zeit häufiger vor. Einmal hatte einer der Lehrer Levis Ergebnisse benutzt, weil dieser die Lösungen verschlampt hatte. So konnte es auch gehen. Und genau wegen solchen Situationen hatte Levi in letzter Zeit viel Aufmerksamkeit bekommen. Und wie er es hasste. Ständig wurde er angestarrt oder es wurde hinter seinem Rücken getuschelt. Tja, es gab eben zwei Arten von Aufmerksamkeit. Und diese war die Schattenseite.

Gerade jetzt hörte er, wenn er seine Ohren spitzte, wieder wie seine Klassenkameraden über ihn redeten. "Levi hat schon wieder den Test sofort zurückbekommen. Der ist so ein Streber! Er denkt bestimmt, er wäre etwas besseres!", hörte er heraus. Als Levi kurz über seine Schulter schaute und die Lästertanten ansah, verstummten diese sofort. "Scheiße, er hat es gehört!", hörte er es wieder, nur deutlich leiser. Er atmete angestrengt ein, ehe er seine Tasche packte und den Klassenraum verließ.

Zum Glück war jetzt Mittagspause und er konnte einfach mal eine Pause von dem ganzen Geschnattere der dummen Enten bekommen. Es war irgendwann auch mal zu viel für ihn. Am liebsten wollte er einfach weg. Weg an einen Ort, an den es Levi Ackermann eben nicht gab. Dieses Gefühl kannte doch jeder. Einfach in seine eigene Blase verschwinden.

Als er an seinem Stammplatz ankam, setzte er sich mit einem müden Seufzen auf die Steine. Er saß unter einem Baum, relativ im hinteren Teil des Hofes. Hier waren eher weniger Schüler, also konnte er mal abschalten. Anstatt dass er etwas aß, holte er sein momentanes Buch aus seiner Tasche hervor und machte es sich auf den von der Sonne angewärmten Stein bequem. Er setzte seine Maske ab und konnte in diesem Moment wieder ein Teil er selbst sein. Dies war seine kleine Blase. Wenn jemand sie zum platzen bringen würde, so würde Le-- "Hey Levi!" Und da war sie hin. Genervt klappte er das Buch wieder zu und setzte sich auf.

"Was willst du, Jäger?", entkam es ihn kalt. Darauf schluckte Eren und kratzte sich am Hinterkopf. "Also naja... Ich wollte dich eigentlich nur fragen, wann wir anfangen...", meinte dieser. Levi nickte etwas nachdenklich. "Nach der Schule in meinem Zimmer. Ich habe keine Lust, in deinem Chaos zu versinken." - "Das war aber schon irgendwie gemein--" - "Irgendwas dran auszusetzen?", unterbrach Levi ihn. "Nein, nein!... Also gut. Dann bis später, Levi!" Und schon war er wieder weg.

Hoffend, dass er seine Pause endlich genießen könne, lehnte er sich wieder zurück und öffnete sein Buch erneut. Mit einem Brummen stellte er fest, dass er die Seitenzahl verloren hatte. Mit einem unverständlichen Gemurmel suchte er die verlorengegangene Seite. Doch hörte er auf damit, als er bereits den nächsten Braunschopf antanzen sah. Das würde wohl heute mit der ruhigen Pause nichts mehr werden...

"Leviiiii!", trällerte das Mädchen und kam lächenld auf ihn zu. Gerufener legte nun endgültig sein Buch beiseite und stellte sich schon mal darauf ein, dass er Hanji wohl so schnell nicht abwimmeln konnte. Seitdem er ihr das Autogramm gegeben hatte, hing das Mädchen immer an seinen Versen. Er fand es schon komisch, dass sie erst jetzt zu ihm kam, und nicht früher. Schlimm fand er dies allerdings nicht. Komischerweise fand er das Mädchen gar nicht so schlimm, wie er am Anfang gedacht hatte. Sie hatte zwar eine aufgedrehte Art, doch konnte sie auch anders sein. Auch wenn er diese Art erst ein paar Mal gesehen hatte.

"Was willst du, Brillenschlange...", sagte er seufzend. "Zieh nicht immer so ein Gesicht! Davon bekommt man nur Falten... Außerdem wollte ich einfach mal meine Pause mit dir verbringen.", sagte sie darauf und ließ sich neben den Jugendlichen nieder. "Mal? Du hängst dauernd bei mir rum. Hast du keine anderen Freunde?" - "Doch schon, nur... sind sie nicht in dieser Stadt...", murmelte sie und zog sich die Brille von der Nase, ehe sie sie sich auf den Kopf setzte. Dann holte sie aus ihrem Rucksack ihr belgetes Brot, was sie sogleich zu essen begann.
Jetzt, wo er so Hanji vor sich das Brot verdrücken sah, bekam Levi auch Hunger und holte ebenfalls seine Brotdose aus seiner Tasche.
Minuten vergingen, in denen keiner der Beiden etwas sagte. Jeder hatte seine Gedanken. Doch auf einmal kam Levi so eine Frage auf.

"Warum hängst du so an mir?", fragte er. Hanji drehte verwirrt den Kopf zu ihm. "Warum? Na wir sind doch Freunde!", meinte sie direkt, doch Levi schüttelte den Kopf. "Nein, das meine ich nicht. Warum verbringst du mit mir Zeit, wenn du doch bei den anderen sein könntest? Es sind ja nicht gerade wenige Gerüchte im Umlauf über mich... Also warum sitzt du hier?", kam es aus ihm. Er hatte nicht damit gerechnet, einfach seine Gedanken auszusprechen. Normalerweise fiel es ihm bei sowas immer schwer. Doch bei Hanji ging es irgendwie. Dabei kannten sie sich aber eher weniger.
Hanji verzog das Gesicht. "Wie kommst du denn jetzt auf diesen Unsinn?! Du denkst wirklich, dass ich zu den Lästerschwestern gehen soll? Ne, ganz ehrlich... Ich konnte die noch nie leiden! Sie verbreiten doch die ganzen Gerüchte über dich. Und wie der Name bereits sagt: Es sind nur Gerüchte, Levi! Das sind unbestätigte Theorien. Außerdem bin ich mir sicher, dass diese einfach falsch sind. Und wenn schon! Ist doch egal, wer oder was du bist. Du bist eben du! Da sind mir solche Gerüchte vollkommen egal... Außerdem glaube ich... dass es gute Gründe gibt, warum du nun mal so bist, wie du bist. Den anderen kann es doch ganz gleich sein! Solange du nur dir selbst treu bleibst und dich nicht unterkriegen lässt, kann nichts passieren! Aber am allerwichtigsten ist: Du hast mich! Also hör verdammt nochmal auf, dir über so einen Nonsens den Kopf zu zerbrechen!"

Unbewusst musste der Schwarzhaarige leicht schmunzeln, als er in Hanjis verdattertes Gesicht sah. Ja... Es scheint doch sowas wie Freundschaft in seiner Welt zu geben. Ob es dann Liebe auch gab? Oder ist das alles nur eine Illusion? Und wenn schon! Gerade war es ihm so egal. Er war einfach dankbar, dass er eine Person gefunden hatte, die ihn so akzeptierte, so wie er war.

"Danke, Hanji..."

"Klar doch, Levi!"