2. Kapitel

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»Railey, aufstehen!«, weckt mich eine mir wohlbekannte Stimme.

Blinzelnd öffne ich die Augen, bis sie sich an die Helligkeit gewöhnt haben, die mein Zimmer durchflutet. Meine Mom steht vor meinem Fenster und hat die Gardinen beiseite gezogen, sodass die strahlende Sonne in mein Zimmer scheint und es in ein blendendes Licht taucht.

»Was soll das?«, murmle ich verschlafen. »Es ist Samstag.«

»Es ist Mittag«, erwidert meine Mom streng. »Hast du wieder bis in die Nacht hinein geschrieben? Ich habe dir doch gesagt, dass du nicht immer so lange aufbleiben sollst. Es ist mir egal, dass heute Samstag ist. Das späte Schlafengehen und Aufstehen bringt deinen Schlafrhythmus durcheinander, wenn in zwei Wochen wieder die Schule beginnt. Wann wärst du aus dem Bett gekommen, hätte ich dich nicht geweckt? Außerdem treffen in ein paar Stunden unsere Gäste ein und wir müssen noch den Garten für die Grillparty vorbereiten. Mach dich jetzt bitte frisch und komm dann runter«, führt sie ihre Schimpftirade fort.

Grummelnd ziehe ich die Decke über meinen Kopf. Mit einem Ruck zieht meine Mutter sie weg, woraufhin ich empört protestiere. Doch Mom kennt kein Nein. Mit erhobenem Finger steht sie da und deutet auf meinen Schreibtischstuhl, über den sie ein Blümchenkleid geworfen hat. Gedanklich übergebe ich mich bereits. Ich bin doch keine Blumenfee.

»Ich möchte dich nicht im Schlabberlook auf dem Barbecue sehen, junge Dame«, droht sie gespielt ernst.

»Muss ich da überhaupt anwesend sein?«, murmle ich unbegeistert. »Ich verstehe nicht, warum ihr einen solchen Aufstand wegen Dads Kollegen macht.«

Ich habe keine Lust darauf, die glückliche Tochter inmitten der teilweise versnobten Freunde meiner Eltern zu spielen. Vor allem, wenn ein Familienmitglied fehlt, das früher solche langweiligen Feiern mit seinem Humor aufgelockert und uns alle zum Lachen gebracht hat.

»Natürlich wirst du hingehen, sonst kannst du vergessen, mit Großvaters Auto in die Schule zu fahren. Jack ist mit seiner Familie neu in die Stadt gezogen. Da dachten wir uns, es wäre doch nett, sie durch das Barbecue mit unserem Bekanntenkreis vertraut zu machen, damit sie leichter Anschluss finden.«

Sofort muss ich an diesen Austin denken. Spricht sie von ihm und seiner Familie?

Da meine Mom mich erwartungsvoll anblickt und ich sowieso keine Wahl habe, nicke ich nur. Daraufhin marschiert sie zufrieden nach draußen. Im Türrahmen dreht sie sich noch mal zu mir um. Sie ringt kurz mit sich. Dann sagt sie: »Es ist jetzt fast drei Jahre her, Railey. Seitdem verkriechst du dich in deinem Zimmer und gehst nur für die Schule, den Sport oder mit Victoria aus dem Haus.« Sie macht eine Pause. »Ich vermisse ihn genauso sehr wie du. Wie wir alle. Aber er hätte gewollt, dass wir weitermachen.«

Mom wartet meine Antwort gar nicht erst ab, sondern tritt nach draußen und marschiert die Treppe hinunter. Die Zimmertür lässt sie offen stehen, damit ich nicht in Versuchung komme, weiterzuschlafen. Ich bleibe noch eine Weile im Bett liegen und kämpfe mit den Tränen. Ja, er hätte gewollt, dass wir weitermachen.

Schließlich steige ich aus dem Bett und schließe die Zimmertür. Ich drehe mich um und blicke sehnsüchtig zu meinem Laptop, der auf dem Schreibtisch auf mich wartet. Obwohl mich die negativen Kommentare zu meinem letzten Kapitel runtergezogen haben, habe ich bis kurz nach drei Uhr in der Nacht am nächsten Kapitel gearbeitet. Es kribbelt mir auch jetzt in den Fingern, den Laptop einzuschalten und an der Geschichte weiterzuschreiben. Mich in meine erfundene Welt zu flüchten.

Leider muss ich das auf nach dem Barbecue verschieben.

Ich seufze ergeben auf und begebe mich ins Bad, um mich frisch zu machen. Nachdem ich mir gemütliche Klamotten angezogen und mit meiner Familie gefrühstückt habe, helfen Dean und ich unseren Eltern bei der Vorbereitung der Party. Wir bereiten die Salate und Marinaden für das Fleisch zu und bauen im Garten neben dem Grill einen Buffettisch für Speisen und Getränke sowie zwei weitere Tische auf, um die wir Bänke und ein paar Klappstühle stellen. Zwar ist unser Garten von mehreren Bäumen und einer hohen Hecke umgeben, die ihn von dem unserer Nachbarn trennt. Trotzdem platzieren wir zusätzlich zwei Sonnenschirme neben den Tischen, weil die Sonne im Laufe des Tages wandern wird.

Kicking Your Love (Railey & Austin) [Leseprobe]Where stories live. Discover now