8 - Die Wahrheit

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Ich folge Sirius in den Raum und bleibe überrumpelt stehen, als ich den riesigen Stammbaum an der Wand entdecke. Sirius steht in der Mitte und starrt irgendwas an, dass ich noch nicht sehen kann. Langsam trete ich näher an ihn heran und betrachte ehrfürchtig den Stammbaum der Familie Black.

Sirius steht vor einem Brandfleck, den er aus traurigen Augen mustert. Darunter steht sein Name und in mir macht sich ein komisches Gefühl breit. Er wurde aus seinem Stammbaum gelöscht. Vermutlich, als er mit sechzehn abgehauen ist, um bei uns zu wohnen.

„Möchtest du jetzt etwas sagen oder nur die Wand anstarren?", fragt Sirius neutral und reißt mich so aus meinen Gedanken. Er hat sich zu mir umgedreht und mustert mich fragend. Der Mut von gerade eben ist wie weggeblasen.

Ich atme tief durch, bevor ich antworte: „Also, du möchtest wissen, was los ist? Ob du was falsch gemacht hast? Nein, hast du nicht.

Es lag nicht an dir oder an dem, was du gemacht hast. Es lag einzig und allein an mir. Ich weiß, das ist so ein Standard-Satz, aber hier stimmt er wirklich. Es ist die Wahrheit.

Eigentlich hat alles schon zu unserer Schulzeit angefangen, als du dich mit meinem Bruder angefreundet hast. Da bist du mir das erste Mal aufgefallen. Du musst wissen, James und ich waren als Kinder unzertrennlich. Doch als wir nach Hogwarts kamen, hat sich so einiges geändert.

Ich will dir nicht vorwerfen, du hättest mir meinen Bruder gestohlen, weil das absolut nicht der Wahrheit entspricht. Ihr zwei habt euch einfach nur angefreundet.

Am Anfang hat James mich auch immer gefragt, ob ich mit euch was machen möchte. Doch ich habe schnell gemerkt, dass ihr nur Blödsinn macht. Da habe ich beschlossen, dass es für mich vorteilhafter wäre, mich von euch fernzuhalten, weil ich dann weniger Ärger bekommen würde.

Ich habe mich dann mit Lily angefreundet und in ihr auch eine wirklich gute Freundin gefunden.

Irgendwann kam dann die Zeit, wo man sich vermehrt Gedanken über Beziehungen und Gefühle gemacht hat. Da ist mir zum ersten Mal aufgefallen, wie attraktiv du eigentlich bist.

Allerdings warst du zu der Zeit schon ein richtiger Frauenheld. So wie ich das mitbekommen habe, hattest du gefühlt jede Woche ein neues Mädchen an deiner Seite. Du hast mit ihnen gespielt und wenn dir langweilig wurde, hast du sie einfach ersetzt.

Das hat dich in meinen Augen ein bisschen unattraktiver gemacht. Wenn ich heute so zurück denke, hatte ich da allerdings jeglichen Blick für andere Jungs schon lange verloren.

Naja, jedenfalls habe ich mich dann noch mehr von dir distanziert. Selbst, als du dann in den Ferien bei uns eingezogen bist, habe ich mich, so weit es ging, von dir ferngehalten und die Distanz gewahrt. Ich dachte, davon würden die Gefühle dann irgendwann von selbst aufhören, doch das hat nicht funktioniert.

Die wenigen Dinge, die wir zusammen mit meinem Bruder unternommen haben, haben mich immer Meilen wieder zurück geworfen. Und der Anzug, den du auf der Hochzeit von Lily und James an hattest, hat auch nicht wirklich geholfen.

Durch den Orden habe ich dich, obwohl wir nicht mehr auf Hogwarts waren, trotzdem noch oft gesehen. Was hatte ich auch erwartet, wenn wir für die selbe Sache kämpfen?

Gerade als ich damit klar kam, dich öfter, aber nicht jeden Tag zu sehen, wurde ich gefangen genommen. In der Anfangszeit habe ich viel über dich nachgedacht, doch das legte sich irgendwann.

Manchmal hat es mir auch geholfen, an dich, James oder Lily zu denken. Doch dann sind sie gestorben und ich wusste nicht, was mit ihrem Kind sein würde.

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