Kapitel 7

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Armageddon war erst vor ein paar Monaten verhindert worden, und alle waren – mehr oder weniger – ihrer Wege gegangen als wäre kaum etwas passiert, doch Madame Tracy hatte es zum Anlass genommen, etwas zu verändern. Daher hatte sie den Roller verkauft und sich ein Auto angeschafft und natürlich hatte sie auch den Führerschein gemacht. Nach dem Höllenritt, bei dem sie zu zweit, oder eher zu dritt, auf dem kleinen Roller Platz nehmen mussten, hatte sie dazu gelernt. Ein Auto war eine weitaus bequemere Art zu reisen, zumindest solange die Straßen nicht wieder in Flammen standen, weswegen sie nun alle drei gemütlich unterwegs waren. Anfangs hatte Aziraphale sich noch gewehrt, und beteuert, dass er die Reise alleine antreten müsse, doch das ungleiche Pärchen hatte sich nicht davon abbringen lassen. Obwohl der Engel wohl sehr viel älter war als sie beide zusammen, jedoch immer noch ein sehr jugendliches Aussehen hatte, fühlten sie sich ein wenig verantwortlich für ihn, auch da er verletzt war.

Also saß der Blondschopf nun hinten auf der Rückbank, während die beiden älteren Herrschaften vorne Platznahmen und sich anschnallten. Aziraphale dachte, wie gerne er nun im Bentley sitzen würde, neben Crowley, der eine Kassette in den Player schob und sich wieder einmal darüber ärgerte, dass seine Lieblingsmusik nun mehr nach Queen klang. Sein Ärger hielt jedoch nie lange, ehe er die angenehmen Klänge von den Hits mitsummte. Mit dem Gedanken an diese doch recht schönen Erinnerungen schloss der Engel kurz die Augen und schlief wenige Augenblicke ein.

Sein Schlaf war unruhig, da er sich immer noch verfolgt fühlte und in die Enge getrieben wurde. Diesmal jedoch stand der Dämon plötzlich vor ihm und schnippte mit dem Finger, damit die Angreifer sich einer nach dem anderen in Luft auflöste. Glücklich strahlte er seinen Retter an, der sich zu ihm umwandte und ihn ansah, was die Miene des Blondschopfs zum Gefrieren brachte. „Engel", erklang es gequält aus seinem Mund, aus dem auch Blut quoll. Sein Gesicht sah zum Teil verbrannt aus, ebenso wie der Rest seines Körpers, der plötzlich zusammensackte. Aziraphale eilte zu ihm, um ihn aufzufangen, doch alles, was in seine Hände gelangte, war Staub und Crowley war verschwunden.

Erschrocken fuhr der Engel aus seinem ersten Albtraum überhaupt. Zittrig fuhr er sich über die Stirn, die mit Schweißperlen bedeckt war. Wieso hielt Crowley nur so große Stücke auf seinen Schlaf, wenn man solche grauenvollen Bilder zu Gesicht bekam? Ihm war ganz schlecht von seinem Traum und hoffte, dass es wirklich alles nur Einbildung war. Er hatte davon gelesen, dass Menschen im Traum das Geschehen des Tages verarbeiteten. Vermutlich hatte er deswegen so etwas gesehen. Anders konnte er es sich nicht erklären.

„Oh, Sie sind wach. Das ist gut, wir sind in Tadfield angekommen!", trällerte Madame Tracy und sah zu ihm hinab, da er immer noch halb auf der Rückbank lag. Scheinbar waren sie schon länger angekommen, doch sie hatten ihn nicht wecken wollen. Es fühlte sich irgendwie unnatürlich an, dass er einfach eingeschlafen war. So heftig erschöpft hatte er sich doch gar nicht gefühlt und Engel brauchten eigentlich auch keinen Schlaf. Vorsichtig kletterte er aus dem Wagen und wischte sich das Gesicht mit einem Taschentuch ab, das er aus der Hosentasche gefischt hatte. „Ihr Gesicht sieht schon wieder besser aus. Wie geht es der Schulter?", wollte sie wissen und schloss den Wagen ab. Tatsächlich waren die Kratzer und Abschürfungen zum größten Teil verschwunden und seine Schulter, ebenso wie der Rest seiner Verletzungen schmerzte nicht mehr allzu sein. Glücklicherweise heilten nichtmenschliche Wesen wie er recht schnell. „Es wird besser, danke", antwortete er und setzte ein gequältes Lächeln auf. „Das ist schön zu hören. Mr. Shadwell versucht gerade herauszufinden, wo Newt nun lebt. Wo wollen Sie denn hin, mein Lieber?" „Zu Miss Device", murmelte er. Das war der letzte Name auf Crowleys Handy gewesen, mit der er kommuniziert hatte.

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