Kapitel 17 Sinor Colgofier

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Rafe saß, auf seinen Speer gestützt, auf einem umgestürzten Baumstamm und starrte mit leerem Blick in die Runde. Um ehrlich zu sein, machte Dark sich langsam Sorgen um ihn, und damit war er nicht alleine, wenn er die Blicke von Al und den Zwillingen richtig deutete.

"also," fing Garmon an, während Al sich an ihn lehnten, "wie kommen wir jetzt in das Herz des Lagers? Wir können nicht einfach so hineinmarschieren."

"Könnten wir schon," warf Tan ein, "aber das würde nicht sehr gut für uns ausgehen, und wir könnten es wahrscheinlich nur ein einziges Mal machen." Vier ungnädige Blicke richteten sich auf sie, Rafe zeigte keine Regung und High klopfte ihrer Schwester grinsend auf die Schulter. "Was?", verteidigte sich Tan, "ist doch so."

Al schüttelte missbillligend den Kopf, musste dann aber auch grinsen. "Vielleicht gäbe es ja noch eine Möglichkeit," sagte sie dann langsam. "Ich denke grade an Livia..." Sofort richteten sich alle Blicke auf Dark, selbst Rafe verließ seine Lethargie kurzzeitig.

"Was denn," fragte er leicht irritiert, "ich bin nicht Livia."

"Stimmt, aber wenn einer sie überreden kann, dann du. Auf dich wird sie am ehesten...hören." Er schnaubte, stimmte ihnen aber insgeheim zu. Und selbst wenn sie ihn nicht dafür bestimmt hätten, er hätte sich wahrscheinlich freiwillig gemeldet.

"Und wie soll ich durch die Wachen kommen," fragte er dann nach kurzem Überlegen, "die werden vor dem Zelt ihres Chefs nämlich wie Schießhunde aufpassen."

"Das lass mal meine Sorge sein," sagte Al und lächelte gefährlich. Garmon grinste und legte einen Arm um sie.

"Tu ihnen aber nicht zu sehr weg, ich mag euch Menschen." Sie stieß ihm den Ellenbogen in die Rippen.

"Pass auf, ich bin auch ein Mensch, und du möchtest doch nicht, das ich dir auch wehtue." Der sanfte Blick, den sie ihm dabei jedoch zuwarf, sprach eine sehr andere Sprache.

Dark lehnte sich seufzend zurück. Die beiden waren glücklich, und er gönnte es ihnen.  Wenige Minuten später, nachdem sie ihren Plan etwas verfeinert hatten, brachen sie auf.

Die Wachen am Eingang des Feldlagers waren mittlerweile deutlich aktiver als zuvor, und durchsuchten stichprobenartig Reisende. Anscheinend waren Waffen nicht mehr erwünscht.

"Ich warte draußen," sagte Sorda und setzte sich in den Schatten eines Baumes, zusammen mit den Zwillingen und Rafe, ihre Waffen waren leider etwas zu auffällig.

Al wickelte ihre Kette fester um ihr Handgelenk, und dann betraten sie das Lager. Eine der Wachen machte eine Oberflächliche Durchsuchung ihres Besitzes, dann liefen sie weiter. Vor dem zweiten Ring blieben sie stehen.

"Hier im dritten Ring sind noch einige Zivilisten unterwegs," sagte Dark, "aber zwischen den Zelten der Offizere fallen wir auf wie ein Adeliger auf einer Müllhalde."

"Eine Sekunde bitte." Al schloss die Augen und murmelte etwas, das er nicht verstehen konnte. Dann öffnete sie die Augen wieder. "Jetzt sieht uns niemand mehr." Sie lief einfach an der Wache vorbei, die sie zwar sah, aber nichts machte. Als hätte er sie gleich wieder vergessen, kaum dass er sie gesehen hatte.

"wie funktioniert das denn," fragte er sie verblüfft, während er ebenfalls an der Wache vorbeiging. Al lächelte.

"Berufsgeheimnis." Vor der Grenze zum innersten Ring blieben sie stehen.

"Ich kann dich für die Leute "unsichtbar" machen, aber du musst alleine hineingehen. Selbst wenn ich es nur bei dir mache, ist es für mich schon außerordentlich schwer. Also beeil dich besser, Livias Zelt zu finden. Wenn du in ein Zelt hineingehst, dann werde ich meine Magie beenden." Er nickte nur knapp und ging dann einfach an der Wache vorbei. Es gab drei große, prächtige Zelte. Im ersten konnte er Lord Drayton hören, wie er mit einigen Generälen das weitere Vorgehen besprach, und obwohl er gerne zugehört hätte, so ging das leider nicht. Magie hielt auch nicht ewig. Das zweite Zelt war auf den ersten Blick leer, doch dann konnte er auf einer Liege ein schlafendes Gesicht sehen. Sinor Colgofier, der Sohn von Morno Colgofier.

Ein Königreich in TrümmernWhere stories live. Discover now