25. unberechenbar

57 3 1
                                    

~ Facts over Feelings

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

~ Facts over Feelings. ~

Ich hatte mal einen Kater, namens Kevin. Er ist gerne gegen Glasscheiben gerannt und hat unsere Pflanzen gegessen wie Katzenfutter. Ich habe Kevin wirklich geliebt, bis er ›außversehen‹ von meinem Vater überfahren wurde. Er bestreitet es zwar, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er es absichtlich gemacht hat.

Seitdem er gestorben ist, sind Jahre vergangen, aber irgendwie habe ich mir angewöhnt, meine Kater, die ich nach ziemlich wenig Alkohol bekomme, wie wirkliche Kater zu behandeln.

So ist es nämlich auch jetzt, als ich durch Lichtstrahlen geweckt werde.

»Kevin mag kein Licht.« brumme ich, drehe mich auf die andere Seite, damit sich die Sonnenstrahlen nicht mehr auf meinem Gesicht befinden.

»Das interessiert Jasons Vater einen dreck.« schreit mein Dad. Okay, ich bin mir ziemlich sicher, dass er nicht schreit, aber es fühlt sich so an. Deswegen zucke ich auch zusammen und lege stöhnend die Hände auf meine Ohren.

»Kevin sagt aus.«

Anders als erhofft, wird mir meine Decke weggerissen. Ich lasse mich davon aber nicht abgeschrecken, nehme mir einfach meine dünnere Decke, die direkt neben meinem Kopfteil liegt und versuche sie mir umständlich auf meinen Körper zu legen, um wenigstens ein bisschen Wärme zu bekommen.

Mein geliebter Vater hat nämlich das Fenster aufgerissen, das auf der linken Seite, gegenüber meines Bettes platziert wurde. Und da sich dieses Jahr dem Ende zuneigt, ist es arschkalt draußen.

Ich kuschel mich weiter in die Matratze rein und bin mir fast sicher, dass mein Vater gar nicht mehr in meinem Zimmer ist, als ich höre, wie er mit seinem Fuß auf den Boden tippt.

Oh Gott, bitte nicht.

»Kevin kann nicht wieder einschlafen, wenn er dieses nervtötende Geräusch hört.« brumme ich in mein Kopfkissen rein. Das Geräusch hört aber nicht auf und ist mittlerweile ziemlich nervig.

Ich stöhne auf, drehe mich auf den Rücken, aber lege sofort die Hände auf mein Gesicht.

»Kommt der gescheite Heer jetzt aus seinem Bett?« giftet mein Vater.

»Ja.« stöhne ich langgezogen. Ich strample die Decke von mir weg und setze mich auf meine Bettkante, denn als ich meinen Kopf hebe, dreht sich plötzlich alles.

Ich sehe schon, wie mein Vater den Mund aufmacht, aber ich hebe die Hand, um ihn zu hindern. »Gib mir einen Moment.«

Als dieser Moment zu Ende ist, stehe ich langsam auf und will gerade an meinem Vater vorbei, als er mich an den Schultern festhält. Er schiebt mich eine Armlänge weg, um mich besser betrachten zu können.

Seine Augenbrauen ziehen sich zusammen, dann reißt er plötzlich die Augen auf. »Hast du geweint?«

Im ersten Moment bin ich verwirrt, dann werden meine Augen einen tacken größer, was ich aber versuche zu verstecken. »Ach was, ist bestimmt vom schlafen.« versuche ich es abzutun.

Mein Vater lässt mich gehen, blickt mir aber immer noch hinterher.

»Es ist nicht schlimm, wenn du geweint hast. Ich will nur wissen, ob alles okay ist, also mit dir.« die Stimme meines Vaters ist so sanft und ich hasse es.

»Es ist alles bestens.« gifte ich ihn an und verschwinde im Badezimmer.

***

»Okay, es ist nicht alles bestens.« gebe ich schließlich auf.

Ich rühre die Cornflakes schon seit mehreren Minuten in der Schüssel um. Mittlerweile sollten sie ziemlich eingeweicht sein. Den Blick, den mein Vater nicht abgewendet hat, seitdem ich in der Küche bin, spüre ich überdeutlich.

Auch, wenn ich mich jetzt dazu aufraffe ihm zu erzählen, was los ist, schaffe ich es nicht, meinen Blick von der Schüssel zu nehmen.

Mein Vater schweigt, guckt mich aber immer noch an und scheint darauf zu warten, dass ich es weiter ausführe.

»Ich, Ich hatte am Wochenende ein Date mit Amilia und es war klasse, aber...« ich stocke und muss plötzlich blinzeln. »Es war wirklich toll und schön und wir hatten eine tolle Zeit, aber danach hat sie sich nicht mehr gemeldet. Ich dachte mir erst nicht wirklich etwas dabei, aber am Montag wollte sie dann mit mir reden. Wir... wir waren in einem Café und...«

Ich atme tief durch und versuche, das wiederzugeben, was wir am Montag besprochen haben. Als ich Ende, wirkt mein Vater nachdenklich. Seine Stirn ist in Falten gelegt und sein Blick in die Ferne gerichtet.

»Ihr Nachname war O'Brien, oder?« fragt er mich.

Verwirrt ziehe ich meine Augenbrauen zusammen. Das hat er auch gefragt, als ich ihm von Amilia erzählt habe.

»Ja.« sage ich vorsichtig. »Warum fragst du?«

Er seufz. »Hast du nie im Internet nach ihr gesucht?«

Immer noch verwirrt schüttel ich meinen Kopf. Warum sollte ich nach Amilia gesucht haben?

»Vielleicht hättest du das mal tun sollen.« Er seufz ein weiteres Mal und fährt sich durch die Haare.

»Ich kannte ihre Eltern. Ich würde nicht sagen, dass wir sowas wie Freunde waren, aber Bekannte. Ihr Vater und ich waren in der gleichen Firma und haben uns gut verstanden. Ich weiß nicht wann, es war, als Amilia um die elf oder zwölf sein musste, hat sich Peter verändert. Ich bin mir sicher, dass er schon vorher zuhause nicht immer gut drauf war, aber es hat sich plötzlich auch auf die Arbeit ausgewirkt. Er kam öfters betrunken, hat Projekte nicht abgegeben oder gar nicht erst angefangen und irgendwann hatte das natürlich Konsequenzen.« er atmet tief durch. Ich höre gespannt zu und merke erst jetzt, dass ich den Atem angehalten habe.

»Er wurde gefeuert und den Rest habe ich nur durch die Zeitungen oder Fernser mitbekommen. Es war ein Riesen Fall. Es kam heraus, dass er seine Familie schon mehrfach misshandelt hat. Und als er an diesem Tag nach Hause kam, hat er eine seiner Töchter umgebracht. Er... er scheint auf sie...« er räuspert sich, seine Stimme ist belegt und in seinen Augen sehe ich es schimmern. »Er hat so lange auf sie eingeschlagen, bis sie an ihrem eigenen Blut erstickt ist. Amilia ist an dem Tag etwas später nach Hause gekommen, hat ihre Schwester und ihren Vater so vorgefunden und die Polizei gerufen. Sie war erst elf und musste schon sowas durchstehen. Peter hat sich den besten Anwalt in ganz Amerika besorgt, und hat es geschafft, dass er wegen Misshandlung, nicht wegen Mordes ins Gefängnis kam. Und ich denke, dass die sechs Jahre Haft jetzt zu Ende sind. Er ist draußen und wenn es stimmt, was Amilia dir unfreiwillig erzählt hat, dass er sie kontaktiert oder sogar beobachtet, solltest du dich von ihr fern halten. Oder du solltest die Polizei einschalten.«

Als er endet, weiß ich nicht was ich machen soll. Mein Herz rast in meiner Brust. Mein Vater steht auf, nimmt meine Schüssel voll aufgeweichter Cornflakes und geht damit zur Spüle.

»Peter ist unberechenbar.« sagt er und geht aus der Küche.

Forever us | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt