Kapitel 17

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Flügelherz legte den Kopf in den Nacken und stieß ein ohrenbetäubendes Jaulen aus. Mottenflügel legte die Ohren an, um den sich anbahnenden Schmerz zu lindern. "Wir nennen ihn den Schrei.", miaute Mondfeder. "Er vertreibt die bösen Geister von Katzen, die hier gestorben sind."

Mottenflügel stellte ihr Fell auf, als ihr ein eisiger Schauer den Rücken hochkroch. "Heißt das, Streifengesicht wird nicht in den Sternenclan kommen?" "Ganz sicher nicht.", schnaubte der silbergraue Kater abfällig und schlug mit dem Schweif. "Sie wird auf ewig hier gefangen sein." Mottenflügel sah zurück zu den beiden Katzen. Flügelherz fauchte Streifengesicht von etwas zu, dann streckte sie ihren Kopf in das tiefblaue Wasser des Teiches. "Du musst nicht hinsehen.", murmelte Mondfeder ihr zu und strich ihr mit dem Schweif übers Kinn.

Mottenflügel drehte den Kopf weg. Sie hörte nur Sprudeln und wütende das Fauchen von Flügelherz. Auf einmal verstummte alles. Mondfeder nickte ihr aufmunternd zu. Angst pochte in Mottenflügels Pfoten, als sie sich zitternd den dem Teich zuwandte. Die rot-schwarze Kätzin ließ triumphierend von Streifengesicht ab und leckte sich die Pfoten, die blutverklebt waren. Die getigerte Kätzin hing schlaff am Ufer, ihr Gesicht im Wasser. "Jetzt ist der Weg für Flügelherz frei.", seufzte Mondfeder mit neidischem Unterton. "Wenn du unbedingt diesen Adlern beitreten möchtest, warum ziehst du diesen Kampf dann nicht auch durch?", fragte die goldene Kätzin erwartungsvoll. Er knurrte frustriert. "Jeden Mond werden die zwei besten der Freiwilligen ausgesucht, doch ich war noch nie darunter. Diese beiden Kätzinnen waren es diesen Mond."

Waren diesen Mond dran. Stumm wiederholte Mottenflügel diese Worte. Also sehe ich hier die Vergangenheit. Sie schwiegen für einige Herzschläge, bis Mondfeder sie wieder anstupste. "Flügelherz wird gleich ihre Seele ertränken.", erklärte er und deutete mit einem Schwanzschnippen zurück auf das Geschehen. "Wird sie sich wirklich ertränken?" Mottenflügel riss die Augen auf.

"Nein, wir nennen es nur so.", schnurrte Mondfeder, auch wenn sein Blick ernst war. "Sie wird das Wasser nur mit ihrer Nasenspitze berühren." "Und dann?" Mottenflügel blinzelte verwirrt.  "Nichts, dann hat sie alles vergessen und schläft." "Sie schläft?" Mondfeder nickte belustigt und schnippte mit den Ohren. "Später wird sie dann von den Adlern abgeholt."

"Woher wissen die denn, dass sie hier ist?", fragte Mottenflügel weiter. In ihr brannte es vor Neugierde und Aufregung. Diese Katzen hatte eine ganz andere Art zu leben. Zwar waren sie wie Clans, aber was sie taten und dachten war ganz anders. "Das ist eine längere Geschichte, die ich dir ein anderes Mal erzählen werde.", sagte Mondfeder kurz und kniff die Augen zusammen. "Komm mit. Ich möchte dir etwas zeigen." Damit tappte er auf den Teich zu, den Flügelherz gerade mit der Nasespitze berührte. Ein Zucken jagte durch ihren Körper. Mottenflügel erschauderte und folgte Mondfeder. Der hob eine Pfote. "Du weißt jetzt alles über dieses Geheimnis." Dann wedelte er mit der Pfote, als ob ihn eine Fliege störte.

Zu Mottenflügels Verwunderung zerfloss der Teich samt der rot-schwarzen Kätzin und ein Stein tauchte auf. Über ihm riss ein Loch in der Decke auf und Mondlicht flutete den schwarzen Raum. "Die Clans nennen ihn den Mondstein. Er war ihre Verbindung zum Sternenclan, bevor sie in ein anderes Territorium gezogen sind.", erklärte Mondfeder ruhig. Mottenflügel tappte ehrfürchtig um den Mondstein herum. "Hast du in dem alten Wald gelebt?"

Der silbergraue Kater nickte leicht. "Ja, ich war einmal hier." Mottenflügel starrte ihn an und spitzte die Ohren. "Warst du ein Heiler?" Er schnaubte. "Nein, ich sollte Anführer werden. Doch der Sternenclan war dagegen. Sie haben meinen Stiefbruder Aschenstern zum Anführer gemacht." Seine Stimme war angespannt und seine Augen schimmerten, als ob er in der Vergangenheit schweben würde. "Aber genug davon.", sagte er rasch. "Weißt du, wie man hier mit dem Sternenclan die Träume teilt?"

Mottenflügel nickte eifrig und machte einen Schritt auf den Stein zu, bis sie klare Stimmen aus dem Gestein hörte. Folge dem Pfad deines Herzen, um die Prophezeiung zu erfüllen. Sie wich zurück. Mondfeder sprang an ihre Seite und sah sie besorgt an. "Ist alles in Ordnung?"

Sie legte den Kopf schief. "Ich weiß nicht. Der Stein redet.", maunzte sie. Der Kater erstarrte und fuhr zu ihr herum. "Was hat er gesagt? Wer hat es gesagt?" Sein Miauen ging in ein wütendes Fauchen über. "Ich...ich bin mir nicht sicher.", stotterte Mottenflügel erschrocken. "Ich glaube, es war eine Kätzin und sie...sie sagte, ich soll dem Pfad meines Herzen folgen, um die Prophezeiung zu erfüllen." Mondfeders Augen blitzten auf. "Kanntest du die Kätzin?" Sie überlegte. Ich kannte sie, ja. Aber ich weiß nicht wer...Sollte ich Mondfeder das sagen? "Sie kam mir bekannt vor.", erwiderte sie deshalb. Das ist nicht gelogen.

Er schüttelte sauer den Kopf und fauchte etwas vor sich hin, was sie nicht verstand. "Wir sollten jetzt gehen.", knurrte er, dann wurde sein Blick weicher. "Es tut mir leid, wenn ich dich erschreckt habe."

Sie schluckte und zwang sich ein Lächeln auf. "Nicht nötig. Wie kommen wir wieder nach Hause?" Ein seltsames Gefühl durchströmte sie. Ich bin im Flussclan-Lager zu Hause, nicht bei den Verstoßenen. Langsam ließ sie den Blick durch den Raum schweifen. Der Mondstein und das Loch in der Decke verschwanden wieder, nur das Licht vom Anfang erhellte das Nötigste. "So, wie wir hergekommen sind.", schnurrte Mondfeder und setzte sich hin. "Schließe einfach die Augen." Die goldene Kätzin legte den Kopf zur Seite. Mondfeder nickte ihr zu, dann schloss er die Augen. Seine Fellfarbe verblich immer mehr in ein dunkles Grau, bis er komplett verschwunden war. Sie zögerte.

Schließlich tat sie es ihm gleich. Ein seltsames Kribbeln breitete sich in ihr aus und sie schüttelte sich. Auf einmal zuckte ein Licht durch ihre Sicht.

Mottenflügels Entscheidung (Abgeschlossen)Where stories live. Discover now