Kapitel 29

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Verbittert starrte Blütenpfote ihre neue Mentorin an. Wieso ausgerechnet sie? Sie hat meine Familie zerstört! Sie hat einfach alles zerstört! Wütend fuhr sie ihre Krallen ein und aus. Adlerpfotes Blick brannte schon den ganzen Weg auf ihrem Fell, doch sie ignorierte ihn einfach. Er macht sich immer zu viele Sorgen um mich., dachte sie grimmig. Vorhin hatte sie gehört, wie er sie vor Schellbeere verteidigt hatte. Wie gerne hätte ich ihr diese Kratzer verpasst?

Auf einmal hielten Dachsfang und Dämmerwolke an. Adlerpfotes Mentor drehte den Kopf zu ihnen. "Seht ihr diese Barriere dort hinten?", fragte er und deutete mit der Schwanzspitze auf ein seltsames Gebilde aus silbernen Streifen. Alle paar Schwanzlängen streckte sich eine Holzplatte senkrecht nach oben.

Blütenpfote nickte knapp.

"Was ist das?" Adlerpfotes Augen leuchteten interessierten auf. Dämmerwolke schnurrte. "Wir nennen ihn die Zweibeinergrenze, denn dahinter beginnt der?" Erwartungsvoll sah sie Blütenpfote an. Kalt erwiderte die hellbraune Kätzin mit den dunklen Streifen ihren Blick. "Zweibeinerort. Das weiß doch jedes Junges.", miaute sie schroff.

Dämmerwolke blinzelte verständnislos. "Was hast du eigentlich gegen mich?" In ihrer Stimme schwang etwas Wut.

Mit einem Schwanzpeitschen bleckte Blütenpfote die Zähne. "Denkst du, ich bin blind?", zischte sie. "Ich habe euch gesehen. Du hast meine Familie zerstört und das werde ich dir nie verzeihen!"

Dachsfang trat unruhig von einer Pfote auf die andere. "Erzähl doch keinen Unsinn. Warum sollte Dämmerwolke deine Familie zerstören?" Doch zu Blütenpfotes Überraschung, hob Dämmerwolke ihren Schweif. "Ist schon gut. Blütenpfote, kann ich kurz mit dir sprechen?" Sie warf Dachsfang einen raschen Blick zu, ehe sie rechts herum in das Unterholz glitt.

Mit einem Schnauben folgte Blütenpfote ihr. Wut brodelte in ihr hoch.

"Also" Dämmerwolke setzte sich auf einen Baumstumpf und blickte auf die Schülerin hinab, die ihr finster entgegen sah. "Du hast es tatsächlich herausgefunden?"

Blütenpfote versuchte ihre Überraschung zu verbergen. Sie hatte nicht erwartet, dass die hellrote Kätzin es ihr so einfach machen würde. Diese sah ihr selbstgefällig in die Augen. Blütenpfote bohrte ihre Krallen in den Boden. "Scheint so, was? Wie konntest du nur? Sie hat dir vertraut!"

Schnurrend legte Dämmerwolke ihren Kopf in den Nacken, was die hellbraune Kätzin mit den dunklen Streifen noch wütender machte. "Sie war leichtgläubig. Denkst du wirklich, deine Mutter ist so perfekt? Nein. Sie war einfach eine gewöhnliche Katze, genau wie du. Du bist ihr so ähnlich und das kann ich nicht ertragen."

Entsetzt starrte Blütenpfote sie an. Wie kann sie es wagen, so über meine Mutter zu sprechen? Sie kniff ihre Augen zusammen.

"Meine Mutter ist die beste Katze, die es gibt! Sie war treu, im Gegensatz zu dir. Du hast sie hintergangen. Sie dachte, du wärst ihre Freundin!", fauchte die Kätzin Dämmerwolke an. Diese wartete einen kurzen Moment, ehe sie antwortete.

"Es sollte nichts Persönliches sein. Sie war am Anfang nur ein Mittel zum Zweck, doch es hat sich nun mal so ergeben. Und jetzt..." Sie hielt inne. "Und jetzt weißt du alles." Ihre Stimme wurde plötzlich eiskalt. Ein Schauer zog sich über Blütenpfotes Rücken und sie stellte ihr Fell auf. "Was hast du jetzt vor?"

Dämmerwolke seufzte genervt. "Du kennst doch deinen Vater.", miaute sie. "Ich muss dich leider aus dem Weg räumen, sonst erfährt noch jemand von uns."

Blütenpfote stolperte zurück. "Du kannst mich nicht töten!", fauchte sie. Sie wusste, wie Mondfeder sein konnte und sie durfte nicht zulassen, dass sie seine Methoden zu spüren bekam.

"Wer redet hier von >töten<?", erwiderte die Kriegerin gelassen.

Ohne jede Vorwarnung sprang sie vor und bohrte ihre Krallen in Blütenpfotes Schulter. Die Schülerin kreischte vor Schmerz auf. Blut quoll aus ihrer Wunde. Verzweifelt versuchte sie Dämmerwolke von sich weg zu stoßen. Doch diese lachte nur grausam und zog ihre krallenbesetzte Pfote über ihren Bauch.

Ein stechender Schmerz durchfuhr Blütenpfote und sie schrie erneut auf. Ohne das sie merkte was geschah, schlug Dämmerwolke immer wieder auf sie ein. Sie krächzte heiser. "Ich werde nicht zulassen, dass-" Doch die hellrote Kätzin unterbrach sie knurrend. "Du kannst mich nicht aufhalten." Unerträgliche Qualen durchzogen Blütenpfote, bis plötzlich alles verschwand. Sie fühlte sich leer. Seltsam leer. Ihre Sicht verschwamm und sie schloss ihre Augen.

Es wurde schwarz. Schwärzer als die Nacht. Schwärzer als der Tod?

Mottenflügels Entscheidung (Abgeschlossen)Where stories live. Discover now