Der Ausbruch

186 6 0
                                    

Heute war Samstag. Ich hatte versucht möglichst viel zu schlafen, um für den heutigen Tag ausgeruht zu sein, doch das war leichter gesagt als getan. In den letzten Tagen hatte ich die letzten Vorbereitungen für den Ausbruch getroffen. Das Auto, welches ich bereits vor einiger Zeit, in einer nicht ganz seriösen Werkstatt in einer Nachbarstadt bestellt hatte, würde ich heute abholen, genauso wie einen der Rucksäcke aus unserem Lagerraum. Dann würde ich zum Treffpunkt fahren und dort auf Linc und Michael warten.

Meine letzte Schicht im Café schien endlos zu sein. Außerdem war ich sehr unkonzentriert und machte entsprechend viele Fehler. „Liliana was ist los mit dir?", fragte mich Kim, meine Arbeitskollegin. Wir arbeiteten schon eine ganze Weile zusammen und waren mit der Zeit sowas wie Freundinnen geworden. „Ich habe nicht wirklich gut geschlafen. Entschuldige." Sie sah mich verständnisvoll an. „Was beschäftigt dich? Lincoln?", sie wusste so Einiges von Linc. Natürlich nichts von unseren Plänen, aber ich hatte ihr von dem Kuss vor seiner vermeintlichen Hinrichtung erzählt. Ich lächelte sie an. „Ich denke eigentlich immer an ihn. Das weißt du doch." Sie musste kurz lachen, wurde dann aber von einem Kunden gerufen. „Das Gespräch ist noch nicht beendet!", sagte sie streng und zwinkerte mir zu. Ich würde Sie vermissen. Mein Leben würde ab dem heutigen Abend zunächst nur noch aus Flucht bestehen und ich war mir nicht sicher, was das aus mir machen würde.

18:45 las ich von meiner Armbanduhr ab. Ich saß in dem Auto, dass ich vor ungefähr einer Stunde abgeholt hatte, mit einem der Rucksäcke, in dem alles drin war, was wir für die ersten Tage benötigen würden. Einige Einweghandys, Geld, Essen und gefälschte Ausweise. Außerdem befanden sich im Kofferraum einiges an Wechselklamotten, sowie einige volle Benzinkanister. Mittlerweile war es 18:55 und ich bereitete mich darauf vor, jeden Moment losfahren zu können. Doch es passierte nichts. Langsam wurde ich panisch, es war 19:02 und es gab keine Spur von Michael und Linc. Das musste bedeuten, dass etwas schiefgelaufen war. 19:05 sagte mir meine Armbanduhr und endlich sah ich Linc auf mich zulaufen. Ich startete den Motor und wartete darauf, dass Linc einstieg. Linc setzte sich neben mich auf den Beifahrersitz und ich sah mich um: „Wo ist Michael?" Ich wurde immer panischer. „Er müsste gleich hier sein, er war nur kurz hinter mir. Es gab ein paar Probleme.", klärte Linc mich kurz auf und starrte ebenfalls aus dem Fenster. Endlich sah ich Michael. Aber er war nicht allein. Hinter ihm kamen noch zwei Männer auf uns zu gelaufen. „Linc was soll das?", ich sah ihn vorwurfsvoll an. Noch jemand anderen herauszuholen, war nie der Plan gewesen.

Michael und die beiden, mir noch unbekannten Männer, setzten sich auf die Rückbank und ich drehte mich zu ihnen um. „Was wird das hier? Ich werde niemanden außer Michael und Linc hier rausholen.", warf ich den beiden Unbekannten an den Kopf. Was hatte sich Michael bloß dabei gedacht, irgendwelche tatsächlichen Verbrecher aus dem Gefängnis rauszuholen? „Lil bitte fahr einfach los, ich erkläre dir das später!", bat Michael mich. Ich war außer mir. „Ich fahre nirgendwo hin, bevor ich nicht weiß, was hier los ist." Michael seufzte, er wusste ich würde nicht einfach so losfahren. „Lil, es waren besondere Umstände! Ich hatte keine andere Wahl als die Beiden rauszuholen, sonst wäre unser ganzer Plan gescheitert. Sucre war mein Zellenkumpel.", Michael zeigte auf einen der beiden Männer. Ich sah ihn an. Sucre schien Spanier oder Mexikaner zu sein. „Und T-Bag-„, fuhr Michael fort und zeigte auf den anderen Mann, „hat unseren Plan herausgefunden. Hätten wir ihn nicht mitgenommen, hätte er uns auffliegen lassen." Theodore Bagwell, ich wusste wer er war. Er war ein Vergewaltiger und Mörder. „T-Bag! Michael, wirklich?", ich sah ihn anklagend an. „Lil bitte!", sagte jetzt Linc und legt seine Hand auf Meine. „Fahr bitte los. Wir finden für alles eine Lösung." Ich schlug wütend auf das Lenkrad und legte widerwillig den Gang ein.

Langsam fuhr ich über den Parkplatz, wo unser Treffpunkt gewesen war, auf die nächste Nebenstraße. „Wie viel Zeit haben wir, bis sie wissen, dass ihr weg seid?", fragte ich, während ich das Radio anschaltete. Noch könnte uns keiner über das Funksignal überwachen, da sie noch nicht wissen konnten welches Auto wir fuhren. „Nicht mehr lange.", antwortete mir Michael, „Wir müssten die Sirenen noch hören, wenn sie losgehen." Kaum hatte er das ausgesprochen, hörte ich Sirenen. „Scheiße!", fluchte Linc neben mir. „Gib Gas Süße!", grinste T-Bag hinter mir, was mein Blut zum Kochen brachte. Ich trat aufs Gaspedal und schaute kurz zu Linc rüber. Er legte mir beruhigend seine Hand aufs Bein und sah mir in die Augen. „Lil, lass mich fahren!", bat er mich. „Nein. Ich fahre. Das ist sicherer, das weißt du.", antwortete ich und legte meine Hand auf Seine, auf meinem Bein. Linc wollte protestieren, doch Michael unterbrach ihn: „Linc lass sie fahren. Sie kriegt das hin!"

Wir fuhren eine Weile und ich schaute immer wieder auf meinen Unterarm, auf dem unser Fluchtweg verewigt war. Plötzlich sah ich Blaulichter in der Ferne, die wahrscheinlich die Straße absperrten und wurde panisch. „Lilli?", sagte Linc ruhig neben mir. „Ich krieg das hin.", wies ich ihn ab. Ich überlegte nicht lange, schaute um mich herum, schaltete die Lichter am Wagen aus und zog das Lenkrad nach rechts auf ein Feld. „Liliana!", rief Linc neben mir. Ich hörte nicht auf ihn und konzentrierte mich aufs Fahren. Michaels Kopf tauchte neben mir auf: „Wenn du hier einfach geradeaus weiterfährst, kommst du dort hinten wieder auf die Straße." „Ich weiß Michael!", sagte ich schroff. Mein Puls war verdammt hoch. Ich fuhr immer weiter und sah mich ständig um. Das Adrenalin rauschte nur so in meinen Ohren. Es herrschte einige Zeit Stille und ich bemühte mich den Wagen über das Feld zu steuern. „Da vorne.", Michael zeigte an mir vorbei. In etwa 600 Metern war endlich wieder eine Straße zu sehen. Ich war unglaublich erleichtert. Als wir wieder auf einer richtigen Straße fuhren, musste ich mich kurz orientieren. Ich schaute in den Rückspiegel und sah plötzlich ein Polizeiauto hinter uns. Verdammt! Die Lichter unseres Wagens waren noch ausgeschaltet, darum hoffte ich, sie hätten uns noch nicht gesehen. Also bog ich in die nächste Nebenstraße und hielt hinter ein paar Bäumen und Büschen an. „Lil fahr weiter.", sagte Michael und auch Linc war nicht begeistert von meinem Vorhaben: „Du musst weiterfahren sonst kriegen sie uns." Aber ich reagierte darauf gar nicht. „Runter!", wies ich sie an und schloss meine Augen. Es musste einfach funktionieren!

Das ist der erste Teil des Ausbruchs!! Viel Spaß beim Lesen! <3

Get you out of here! (Prison Break FF)Where stories live. Discover now