Kapitel 5- Der Sturm Vol.2

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Draußen war der Sturm im vollen Gang. Ich hatte Angst, dass Krankenhaus würde gleich zusammenbrechen, so stark schlug der Wind gegen die robusten Mauern des Gebäudes. Sie hatten die Notaufnahme geschlossen, da wir einfach keine Kapazitäten für mehr Patienten hatten und wir vor allem schon mit denen aktuellen Patienten überfordert waren. Manche Ärzte haben es nicht mehr geschafft, pünktlich zu ihrer Schicht zu erscheinen, wir waren also unterbesetzt. Die Scharr an Assistenzärzten machte das nicht wett, weil keiner von uns je an einem lebendigen Körper operiert hatte. Also hofften wir, dass wir gar nicht erst gebraucht werden würden. Trotzdem scheuchte uns Bailey von Zimmer zu Zimmer, wir überprüften regelmäßig den Zustand der Patienten, mit Fokus auf die Vitalfunktionen und den psychischen Zustand. „Hier geht es zu wie in The Walking Dead" merkte einer meiner Kollegen im ersten Jahr an. „Und wie. Richtige Weltuntergangs Stimmung" bestätigte ihn ein anderer. Wir alle sahen uns geschockt an, als plötzlich alle Lichter ausgingen und Panik ausbrach. „Scheiße" hörten wir den Chefarzt sagen, der wenige Meter von uns entfernt stand. Er zückte sein Handy und tippte nervös mit seinen Fingern auf der Theke einer Schwesternstadion herum. „Ja, hallo. Haben wir keinen Strom?" er wartete auf eine Antwort. „Was ist mit dem Notstromaggregat?" wieder legte er eine Pause ein. „Okay. Danke" wir alle hatten unsere Köpfe zu unserem Boss gedreht und sahen ihn fragend an. „Das wird schon, keine Sorge. Der Hausmeister ist dran" ich nahm ihm kein Wort davon ab. Er wirkte zu angespannt, als das unsere Situation hier gut sein könnte. „Was ist los?" Carina kam gerade von ihrer Schicht in der plastischen und gesellte sich zu uns. „Strom ausgefallen und anscheinend geht das Notstromaggregat nicht an" erklärte ich ihr unsere Situation. „Und was können wir tun?" ich zuckte mit den Schultern. „Verteilt euch auf die verschiedenen Bereiche. Zweier Gruppen." Sagte Bailey. Sie teilte uns ein und schickte Carina und mich in die Neurochirurgie, wo wir ein paar Patienten überwachen sollten. „Seid ihr hier um zu helfen?" wir waren in der Abteilung angekommen und wurden von einer Schwester angesprochen. Wir nickten. „Ein paar Patienten hier brauchen verschiedene Untersuchungen. Wir können den Chef nicht finden, er reagiert nicht auf seinen Pager" verwirrt warfen Carina und ich uns Blicke zu. „Shepherd?" fragte sie nach. Die Schwester nickte. „Okay, wir versuchen was wir können" Carina zog mich Richtung Zimmer. „Wir können nicht einfach Patienten untersuchen, ohne dass wir die Erlaubnis dazu haben" flüsterte ich ihr zu. Ich machte mir nicht nur Sorgen darum, dass wir ziemlich Ärger bekommen könnten, sondern auch darum, was mit Shepherd los war. „Wir sollten lieber Shepherd suchen, als die Patienten zu untersuchen" schlug ich vor. Ich war ziemlich besorgt und nervös. So ein Drama direkt in der ersten Woche? „Ich kümmere mich darum, jemanden aufzutreiben der mehr Ahnung davon hat als wir und du versuchst Shepherd zu finden" ich nickte. „Wir treffen uns dann wieder hier" sie machte kehrt und lief in die andere Richtung. Ich blieb stehen und sah mich um. Wo zum Teufel steckte er?

Ich klopfte an seinem Büro und öffnete die Türe. Zu meinem überraschen war er wirklich hier. „Doktor Shepherd, Sie werden dringend in der Neurologie gebraucht" er zog verwirrt die Augenbrauen zusammen und sah dann auf seinen Pager. „Ich habe wohl vergessen die Batterien zu wechseln" er stand von seinem Stuhl auf und durchsuchte sein Büro nach Batterien. Als er welche fand, tauschte er sie aus und beeilte sich, um zu den Patienten zu kommen. Diese ganze Situation war so komisch.

„Danke" er hatte seinen letzten Patienten behandelt und der Strom war auch wieder an. „Das wäre nicht gut ausgegangen, wenn Sie mich nicht geholt hätten" er steckte seine kleine Taschenlampe in seinen Kittel und fuhr sich gestresst durch die Haare. Als Antwort lächelte ich einfach nur, weil ich zu schüchtern war, um irgendwas zu sagen. Er schloss die Türe zum Zimmer der Patientin und lächelte. „Ich kann Sie ja mal als Dankeschön auf einen Kaffee einladen?" er füllte ein paar Formulare aus. Mein Herz blieb mir in der Brust stehen und ich wurde direkt panisch. Mit ihm alleine? Einen Kaffee trinken gehen? Nur wir beide? Sicher nicht. „Das ist wirklich nicht nötig" antwortete ich und wollte aus dieser Situation so schnell wie möglich entfliehen. Ich fühlte mich gar nicht wohl. „Sie müssen auch nicht ja sagen. War nur ein Angebot" er lehnte sich auf den Tresen und sah mich an. „Ich äh" er wank ab und stieß sich vom Tresen ab. „Sie brauchen nicht weiterreden. Ich weiß wie sich ein Nein anhört. Wir sehen uns morgen, ich fahre jetzt nachhause" er legte seine Hand auf meine Schulter und reflexartig zog ich meine Schulter weg. „Alles okay?" er war eigentlich schon dabei gewesen zu gehen, aber starrte mir jetzt wieder in die Augen. Fuck. Ich befreite mich aus seinem Blick und sagte nichts mehr. Er sah mich noch kurz an bevor er an mir vorbeiging. Erleichtert atmete ich aus. Endlich war dieser peinliche Moment vorbei. Aber was denkt er jetzt bitte von mir? Er ist immer noch einer der Bosse in diesem Krankenhaus und könnte mich rausschmeißen lassen, wenn er nur wollte. Total fertig von dieser 24 Stunden Schicht und der Aktion mit Shepherd, zog ich mich in einen der Bereitschaftsräume zurück und setzte mich auf ein Bett. Ich winkelte meine Füße an und merkte, wie mir Tränen die Wange hinunterliefen. Ich konnte einfach nicht mehr in seiner Nähe sein ohne mich für die Gefühle die ich habe, zu schämen. Denn so hatte ich sicher noch nie empfunden und bemerkte auch jetzt, dass es wohl besser so war. 

Derek Shepherd- Der Schatten der WahrheitWhere stories live. Discover now