56

20.3K 802 38
                                    

Still lag ich in meinem Bett.
Mel hatte meinen Kopf auf ihren Schoß gebettet, strich still und gedankenverloren durch mein langes, braunes Haar.
Melin hatte mich nach einer, für mich ewig vorkommenden Zeit, dazu gebracht auf zu stehen und mit viel Mühe in den oberen Stock hinauf geschleppt.
Und jetzt lag ich hier.
In meinem Brustkorb, welcher eben noch so geschmerzt hatte, war nur noch Leere zu spüren, ein klaffendes Loch, das sich weigerte sich zu schließen. Meine Augen tränten noch immer, mein Atem ging stockend und gezwungen, als würde meine Lunge den Sauerstoff verweigern, für ihn kein Nutzen mehr finden, ihn nicht mehr für nötig halten.

Ich fühlte mich stumpf, die Stimme in meinem Kopf fehlte, das Gefühl meines rasenden Herzens, das eigentlich so normale Gefühl des Lebens.
Man sieht es Tag für Tag als selbst verständlich, bemerkt nicht ein mal, dass es da ist, bis es dann plötzlich fehlt.
Da war keine Müdigkeit, der Schmerz war verschwunden.
Gott was hätte ich getan um den Schmerz zurück zu bekommen, irgend etwas zu fühlen. Selbst das Winseln von Nyx hätte ich dankend entgegen genommen, meine andere, tierische Hälfte wieder zu spüren. "Alia...? Bist du noch wach?", erst reagierte ich gar nicht, lauschte auf das gleichmäßige, dumpfe Geräusch meiner Tränen, welche stetig auf die Hose meiner besten Freundin tropften. Mit einer langen Verspätung nickte ich, kaum merklich, eine fast unsichtbare Geste.

"Kannst du... Kannst du mir sagen was passiert ist?", nun schüttelte ich meinen Kopf, etwas zu schnell, etwas zu offensichtlich.
Ich wollte etwas sagen, doch meine Stimmbänder waren wie raus geschnitten, nicht da.
Es fühlte sich an als wäre jedes Wort eine Verschwendung, als könnte jede Silbe meine letzte sein, als würde ich weiter atmen wenn ich meine Worte einfach nicht verbrauchte, in meinem Kopf statt auf meinen Lippen behielt. "Kannst du... irgend etwas sagen?", Verzweiflung klang in ihrer Stimme mit, keine Reaktion. "Okay...", ihre Stimme war leiser, ihre Finger setzten ihren Weg durch die Längen meiner Haare fort.
Dann war es wieder still.

Kleine Wassertropfen sammelten sich auf den Scheiben, flossen in kleinen Rinnsalen die glatte Oberfläche hinunter zur Fassade des Hauses, und von dieser in das weiche Gras des Gartens.
Alles in meinem Kopf schrie mich an, winselte und japste vor Angst und Schmerz, doch gleichzeitig war alles still, tonlos.

Auf dem Flur war gepolter zu hören, Dean schrie den Namen seiner Mate, hörte sich schon beinahe panisch an, dich ich blendete es aus, lebte wieder in dem Nest voll Watte.
Mel rief, dass sie bei mir sei.
Ihre Stimme klang gebrochen, eine Träne ihrerseits landete auf meiner Schläfe.
Normalerweise hätte es mir leid getan, dass es ihr so ging, sie sich sorgen um mich zu machen schien, doch ich war nicht in Stande zu diesen Gedanken, dieser Gefühlsregung.
Die schwarze Holztür meines Zimmers wurde auf gerissen, der Rotschopf kam hinein gestolpert und atmete erleichtert aus als er erkannte, dass Melin nicht verwundet war, es ihr gut ging, doch im nächsten Moment verstand er die Welt nicht mehr.

Es musste so aussehen als würde ich schlafen, so fühlte es sich auch an.
Teilnahmslos.
Ruhig.
Als wäre man in einem Albtraum, welcher nur aus dunklen Wänden und Stimmen bestand, welche da waren, und doch wieder nicht.

"Hey... Was ist los kleine?", Deans besorgte stimme klang nicht zu mir durch und doch verspannten sich meine Muskeln durch die Erwähnung des Kosenamens.
Mache ich nicht, versprochen.
Find dich damit ab.

Meine Sicht wurde verschwommener, die Schmerzen kamen zurück.
"Sie ist einfach zusammen gebrochen...! Gott ich weiß nicht was ich tuen soll!", die Finger der gleichaltrigen lösten sich aus meinen Haaren, verlagerten sich in ihre eigenen und krallten sich fest.
Ihr Brustkorb begann zu beben, und schon war der fremde Beta an ihrer Seite.
"Sie redet nicht, sie hat so abgenommen, Dean!", leise winselte sie, ich hörte benommen zu.
"Und ich weiß nicht was mit ihr passiert, wenn Thea auch noch weg geht... du hast doch gehört was sie gesagt hat...", meine Hände ballten sich, heißes Blut ergoss sich auf meinen Handflächen und tropfte auf dir decke.
Ich merkte es nicht ein mal.
"Melin, wir können nichts machen. Er ist ihr Mate... Wenn jemand dich mir weg nehmen würde, würde ich durchdrehen, das können wir nicht machen.", das schluchzen meiner besten Freundin wurde von einer Schulter gedämpft, ich driftete mehr ab.
"Er verletzt sie, dean...", es blieb still.

Lange saßen die beiden noch an meinem Bett, gingen jedoch, als sie sich beinahe schon sicher waren, dass ich schlief, zurück in eines der Gästezimmer.
Ich starrte die wand an, ohne sie zu sehen, die ganze Nacht.

—————————————————————————————————————————————————-
760 Wörter

Kurzes Kapitel, ich weiß, ich weiß.
Aber trotz der gestrigen Warnung eins. :)

Nightmare - please Trust meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt