JW/MS •9

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"Winter..." ihr Name ging mir nicht aus dem Kopf... ihre Augen wollten meine Gedanken nicht mehr verlassen, geschweige denn dieses Gefühl der Vertrautheit... ich kannte sie... das wusste ich, auch wenn es unmöglich sein konnte, denn ich hatte sie doch erst letzte Woche zum ersten Mal gesehen, oder nicht?!
Warum war sie mir so vertraut...?
Warum war der Kristall in ihrer Gegenwart kälter geworden?! Ich meine, ich hatte ihn vor ein paar Jahren auf einem Flohmarkt gekauft... es war nur ein Stein... kein Diamant, kein Saphir... einfach nur ein eisblauer Stein, den ich als Kristall bezeichnete, weil sich das in meinen Augen besser anhörte, als Stein... und warum träumte ich inzwischen von einem Schlachtfeld?

Susan und ich saßen gerade beim Frühstück, als sie mir sagte, dass sie einen merkwürdigen Traum hatte, und bat mich nicht zu lachen bevor sie mir erzählte, dass sie davon geträumt hatte, dass ich einem Löwen den Kopf abgeschlagen hatte...

,,Es sind nur Träume Susi. Warum sollte ich einen Löwen köpfen?!"
,,Keine Ahnung... aber... es hat sich sol real angefühlt. Als würde ich es wirklich Erleben, und nicht als würde ich es träumen... weißt du was ich meine?"
,,Ja..." und zu allem Übel wusste ich das wirklich, aber was ich ihr nicht sagen wollte, war... das ich in meinem Traum Peter das Herz raus gerissen habe... wort wörtlich...

Susan und ich wohnten zusammen, weil wir gemeinsam zur Uni gingen... mit Peter hatte sie wenig Kontakt, und das lag nicht daran, dass er mit seinem Job als Kellner ziemlich viel beschäftigt war. Peter und Susan sprachen schon seit längerem nicht mehr mit einander, und ich wusste nicht einmal warum, und von dem her, dass Peter mich hasste weil ich mal was mit seiner Mutter hatte... ich meine, es war nicht mal wirklich geplant... eigentlich war es nicht mal geplant, abgesehen davon... es war nur eine Nacht, aber Peter hatte das irgendwie als Angriff oder sonst was genommen... Zugegeben, es war nicht meine beste Idee, aber selbst Susan hatte gesagt, dass es für sie kein großes Ding sei...

Um ab zu schalten, und um nicht an meine Träume zu Denkren, verließ ich am Nachmittag das Haus, fuhr in die Stadt wo ich vorm Starbucks neben einem weißen Mustang parkte, und gerade als ich mich fragte, ob es ihr Mustang war, spürte ich wieder diese Kälte in mir aufsteigen... eine vertraute und bekannte Kälte... ich umfasse den Kristall, der unter meinem Top wieder kälter wurde, und betrat das Café, wo ich direkt von einer der Baristas begrüßt wurde: ,,Hey Muriel... schlechte Nachricht... wir haben grad keine Milch mehr... also wenn du so in'ner halben Stunde nochmal kommen möchtest?"
,,Ne passt, dann mach mir was anderes... die halbe Stunde kann ich auch warten, ganz ehrlich."
Sie grinste, und sagte: ,,Sag das mal dem Typen, der vor dir hier war..."
,,lass mich raten, er hat praktisch schon eine schlechte Bewertung auf Yelp geschrieben?!"
Sie nickte, und bot mir irgendwas kaltes..." sie nickte, und machte mir gerade mein Getränk, während ich in meine Tasche griff, um zu zahlen, als ich einen Blick auf mir spürte. Ich drehte mich um, und sah Ms Winter an einem Tisch sitzen... sie winkte mir zu, und bedeutete mir mit einem Kopfnicken, dass ich mich gern. Zu ihr setzen konnte, was ich direkt machte, nachdem ich gezahlt hatte...

,,Muriel, richtig?"
,,Ja... Hi, Ms Winter." erwiderte ich ihren Gruß, setzte mich, und sie schmunzelte, und sagte: ,,Nenn mich Jadis. Du bist keine Schülerin von mir..." feixend nickte ich, und wollte einen Schluck trinken, als ich ein völlig anderes Gefühl hatte... das Gefühl, als würde ich träumen... oder träumte ich? Denn ich hatte plötzlich Bilder im Kopf, die nur in meinen Träumen vor gekommen waren... nein, die nur in meinen Träumen vorkamen... eigentlich... es war der Name... es war ihr Name, der den Kristall um meinen Hals noch kälter werden ließ, und ich hatte das Gefühl... alles zu fühlen. Es war, als würde ich jeden Tropfen, der an meinem Becher abperlte zählen können.

Ich bemerkte, dass sie schwer atmete, und drehte mich zu ihr... unsere Augen begegneten sich, und sie fragte ob wir woanders hingehen wollen... ich stimmte zu, sie sagte, sie würde einen wirklich schönen Platz kennen, und wenig später fuhr ich ihr hinterher. Wir fuhren etwas aus der Stadt raus, bis wir einen Park erreichten. Wir ostiegen aus, liefen ein Stück, und setzten uns auf eine Bank, wo sie sagte: ,,Erzähl mir von dir..."
,,Oh... da gibts nicht viel. Ich studier an der Uni, wohn mit Edmund's Schwester zusammen, weil wir auf die gleiche Uni gehen, und um uns die Miete zu teilen. Ich zeichne viel, und hör auch gern Musik..."
Sie nickte, trank von ihrem Kaffee, und sah mich direkt an, bevor sie sagte: ,,Und jetzt die Wahrheit..."

Ich überlegte kurz was sie meinte, denn das war die Wahrheit... oder nicht?
,,Was meinst du...?" fragte ich, und sie deutete auf die drei feinen Narben, die ich an meinem Unterarm hatte, und von denen ich nicht wusste, woher ich sie hatte... ich träumte nur jedes mal davon, dass ich sie mir selbst zufügte... aber den Grund kannte ich nicht, ich meine... ich hatte nie sonderlich das Bedürfnis, mich zu ritzen, oder so einen Scheiß...

Aber auch ihre Gegenwart war... seltsam... seltsam vertraut...

,,Du weißt es wirklich nicht, oder?"
,,Du verwirrst mich..." gab ich zu, sie schmunzelte, und sagte: ,,Schließ deinen Augen. Vertrau mir..." und aus irgendeinem Grund würde ich ihr alles geben... also schloss ich meine Augen, und spürte ihre Hand auf meiner, und der Moment, in dem sie sanft zu drückte, keuchte ich auf, denn mich durchströmte zuerst das Gefühl vollkommener Freiheit, und dann sah ich es... ich sah alles... ich sah, wie ich in einem gigantischen Eispalast kniete... ich sah, wie ich vor ihr kniete... ich sah, wie sie den letzten Schnitt küsste, den ich mir nach zwei vorherigen Schnitten im Zuge eines Schwures zugefügt hatte... ich sah, wie sie mich auf einen Krieg vorbereitete...

TBC...

I feel everything {WIRD ÜBERARBEIT EVTL RE-WRITE}Where stories live. Discover now