KAPITEL 5

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Noch immer fassungslos starrte Angelo seinen Bruder an. »Ist nicht dein Ernst«, sagte er und kam sich schon äußerst lächerlich vor, weil er das nicht gewusst hatte. Aber wie sollte er auch, wenn er sich nie mit Paddys Solokarriere beschäftigt hatte.
»Er wollte Mathias schon 2017 in seine Band holen, als sie sich kennen gelernt haben«, meinte Joey und Angelo zog eine Augenbraue hoch. »Aber damals hat es irgendwie nicht geklappt. Dann haben sie sich 2019 wieder gesehen und Patrick hat ihn eben da verpflichtet.«
»Und das weißt ausgerechnet du, ja?«, meinte Angelo, halb belustigt, denn soweit er wusste, hatten auch Joey und Paddy keinen sehr engen Kontakt. Andererseits würde es ihn auch nicht mehr wundern, wenn er schon wieder etwas verpasst hatte.

»Solche Sachen erfährt man, wenn man ab und zu miteinander redet, kleiner Bruder«, klopfte Joey ihm auf die Schultern.
»Sehr witzig«, brummte Angelo. »Bin ich jetzt wieder schuld an allem, oder was?«
»Es geht doch nicht um Schuldzuweisungen«, erwiderte Joey. »Come on, man. Wenn Jimmy und ich darüber diskutieren würden, stünden wir heute nicht hier, wir alle nicht. Es geht darum, zu verzeihen. Darum, neu anzufangen. Irgendwann nicht mehr nachtragend zu sein.«
»Ich bin nicht…«, begann Angelo, seufzte dann aber selbst.
Joey lachte nur. »Neuanfang, Angelo. Darum geht’s.«
»Ja, ich hab’s ja kapiert«, gab Angelo halb belustigt, halb genervt zurück. »Ich hab halt gedacht, dass Patrick und ich… keine Ahnung, vielleicht was zusammen singen. Für das Projekt.«

Nun war die Reihe an Joey, eine Augenbraue hoch zu ziehen. »Wo ist der Angelo hin, der kurz nach der Einladung zur Show noch gesagt hat, dass er sich niemals mit Patrick auf die Sofas setzt?«, schmunzelte er.
Jetzt grinste Angelo doch wieder. »Neuanfang, deine klugen Worte eben, großer Bruder.«
Joey lachte. »Jedenfalls fänd ich’s ne gute Sache. Ein starkes Zeichen, gerade von euch beiden. Dass es eben nicht um persönliche Belange geht, sondern um die Show.«
»Sowas in der Art hat Mathias auch gesagt«, grübelte Angelo. »Ich hab nur keine Ahnung, wie ich… wir das anfangen sollen.«
»Wie wär’s, wenn du Patrick einfach fragst?«, grinste Joey. »Soll ich mitkommen, Händchen halten?«
»Du bist echt so bescheuert«, lachte Angelo. »Das krieg ich schon irgendwie selbst hin.«
»Das will ich sehen«, grinste Joey.

Dann wandte er sich Jimmy zu, der gerade mit Meike zum Set herunter kam. »Ey, Jimmy, ich hab ne Wette für uns.«
»Was willst du denn wetten?«, frage Jimmy argwöhnisch und Angelo verdrehte schon die Augen.
»Dass Angelo es never ever hinbekommt, mit Patrick ein Duett für die Show aufzunehmen«, grinste Joey.
Jimmy warf Angelo einen Blick zu und schlug grinsend in Joeys ausgestreckt Hand ein. »Wette angenommen. Türlich kriegen sie das hin.«
Angelo wusste nicht recht, ob er lachen oder ausrasten sollte, Meike hingegen konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. »Der Verlierer spendiert allen am Ende der Aufzeichnung etwas zu trinken«, meinte sie.
»Wetteinsatz akzeptiert«, grinste Joey.
»Wenn man Brüder wie euch hat, braucht man echt keine Feinde mehr«, lachte Angelo. Gleichzeitig nahm er sich vor, es Joey zu zeigen. Paddy und er würden das schon hinbekommen; und er nahm sich vor, Paddy noch heute nach dem Duett zu fragen.

Aber zuerst wollte Angelo Gabriel unbedingt noch sehen und beeilte sich, ins Schloss zurück zu kommen. Er fand Gabriel und Kira auf dem Balkon vor ihrer Suite, freudig umarmte Angelo seinen Ältesten.
»Tut gut, dich zu sehen«, sagte er und musterte Gabriel, der wieder ein bisschen erwachsener schien als bei einem letzten Besuch. Kein Wunder, schließlich feierte er in ein paar Wochen seinen 20. Geburtstag. »Alles gut?«

»Alles gut«, nickte Gabriel. »Test war negativ, Anreise kein Problem. Ist echt cool hier, und ey, Dad… ich finds mega, dass du dabei bist.«
»Konnte ja wohl kaum als einziger nein sagen«, grinste Angelo. »Spaß beiseite, es ist eine wichtige Sache. Für die paar Tage raufen wir uns schon zusammen.«
»Jedenfalls find ich’s sehr cool. Welche Songs hast du dir ausgesucht?«, fragte Gabriel weiter.
Angelo berichtete von Let’s laugh to survive und True Love und Gabriel zeigte sich sehr begeistert. »Das wird geil, wenn Onkel Paul auf der Bühne steht und niemand mit ihm rechnet. Echt schade, dass ich nur heute da sein kann, wär gern geblieben.«
»Wir halten dich auf dem Laufenden«, schmunzelte Kira.

Sing meinen Song - Die Kellys für SüdafrikaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt