Part 12

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„Jja?" Die Gestalt sank zu mir auf den Boden und versuchte ihre Arme um mich zu schlingen, die ich aber wegschlug. 

„Ppsst. Alles gut. Er ist weg. Ich bin es, Milan. Ich werd dich jetzt heimbegleiten. Oder zur Polizei, egal wo du hinwillst, ich geh mit dir. Okay?" 

„Miilan?", kam es aus mir heraus. „Ja ich bin es, Schätzchen. Alles gut. Kannst du aufstehen?", er sprach ganz ruhig mit mir. Ich versuchte aufzustehen, was mir mit seiner Hilfe auch gelang. Ich zitterte immer noch am ganzen Körper, war aber wirklich froh, dass er hier war. „Ja es geht schon", sagte ich, verschluckte aber die letzten Wörter fast. „Ich will nach Hause. Nicht zu Polizei." 

„Bist du dir sicher?", fragte Milan kritisch. Ich schaffte nur noch ein schwaches 'ja'. Wenn ich jetzt zur Polizei gehen würde, würde sie mir nur hunderte von Fragen stellen. Und am Ende würde wieder nichts bei raus kommen, wie das letzte Mal auch. Ich wollte einfach nur vergessen. 

Wir machten uns auf den Weg nach Hause. Ich versuchte die gesamte Zeit, mein Wimmern auszustellen. Ich bekam es aber nicht hin. Als wir bei der Haustür angelangt waren, nahm mir Milan den Schlüssel ab und schloss auf. Wir traten in den Flur. 

Ich drehte mich zum Spiegel und betrachtete mich. Als ich mich ansah, wurde mir erst einmal wirklich bewusst, was geschehen war. Meine Augen warengerötet, die Wimperntusche verlaufen. Meine Lippen warenaufgeplatzt, das Blut strömte immer noch hinaus. 

Meine Händeglitten an meinen Hals. Ich hatte deutlich erkennbare Würgemale. Ichwimmerte stärker und betrachtete mich weiter. Das Kleid das ich trug war an beiden Seiten eingerissen, meine Strumpfhose hing in Fetzten an mir herab. Und überall hatte ich Schürfwunden. Anstatt das das Zittern nachließ, wurde es nur noch stärker. 

„Das war meine Lieblingsstrumpfhose! Meine Lieblingsstrumpfhose!", schrie ich immer wieder panisch auf. Ich raufte mir die Haare und schrie wieder los: „Das war meine Lieblingsstrumpfhose!" Ich konnte mich nicht mehr beruhigen. Ich dachte, wenn ich erst einmal zu Hause war, in meinem gewohntem Umfeld würde ich mich sicher fühlen. 

Aber das Gegenteil war der Fall. Ich schrie immer weiter wegen der Strumpfhose und schlug um mich. Ich spürte immer noch seine Hände. Seine Hände, die immer wieder über meinen Körper wanderten. Ich japste hysterisch nach Luft. Versuchte zu atmen. Es ging nicht. Ich wurde noch hysterischer. Seine Hände waren immer noch da. 

„Valerie !Val! Es ist alles gut. Ich bin da, dir wird jetzt nichts passieren. Atme mit mir mit. Ein und Aus. Ganz langsam Ein- und Aus.", Milan stand mitten im Raum, wusste nicht so recht ob er auf mich zugehen soll, oder Abstand halten. 

Nachdem er ein paar zögerliche Schritt ein meine Richtung unternommen hatte und sich versicherte, dass es okay ist, kam er entschlossen auf mich zu und nahm mich in den Arm. „Ein- und Ausatmen, Valerie", versuchte er es wieder. 

In seinen Armen entspannte ich mich ein bisschen. „Du du... verstehst das nicht. Das war meine Lieblingsstrumpfhose", ich wimmerte wieder. „Ich verstehe nicht, warum mir die Strumpfhose jetzt so wichtig ist", jammerte ich weiter. 

„Das ist eine Reaktion auf... den Vorfall. Das kann schon vorkommen", versuchte Milan mich weiter zu beruhigen. Mir stiegen noch mehr Tränen in die Augen. „Seine Händesind noch auf mir. Ich spüre sie... überall", wisperte ich. 

Er nahm mich fester in den Arm. So saßen wir dann eine halbe Ewigkeit auf dem Boden, bis ich wieder halbwegs normal atmen konnte. „Ich will duschen. Seine Hände sind überall." „Alles klar. Wenn du Hilfe brauchst, sag Bescheid. Ich warte hier auf dich." 

Ich machte mich auf den Weg nach oben. An der Treppe angekommen zitterten meine Beine so sehr, dass ich es nicht schaffte hochzugehen. Statt dass ich mich auf die Treppenstufen konzentrierte, dachte ich wieder an die Hände, von denen ich nicht angefasst werden wollte. Ich spürte sie, an meinen Armen, in meinen Haaren, an meinem Po, wie sie meine Brust aggressiv zusammenquetschten, sich um meinen Hals legten. Wieder fing ich an zu weinen. 

Milan kam angestürmt, sah meine zitternden Knie und half mir dann die Treppe hoch. Im Bad angekommen stellte er das Wasser ein. „Ich leg dir frische Klamotten vor die Tür, okay?" 

Dann ließ er mich alleine im Bad. Immer noch zitternd zog ich mich aus und stellte mich unter die Dusche. Die ersten paar Minuten stand ich einfach nur da, alleine mit meinen Gedanken. Ich merkte nicht einmal das Wasser. Dann wusch ich robotermäßig das Blut weg. 

Nach dem Duschen zog ich die Sachen an, dir mir Milan vor die Tür gelegt hatte. Eine graue Jogginghose und meinen roten Lieblingspulli. Ich lächelte kurz, dabei fiel mein Blick auf den Klamottenstapel, den ich vorhin achtlos auf den Boden geworfen hatte. Mir fiel die Strumpfhose wieder ein. Automatisch begann ich wieder schneller zu atmen. Schnell sammelte ich meine Sachen ein und lief runter ins Wohnzimmer, wo Milan auf der Couch saß. 

„Ich muss sie verbrennen", sagte ich ganz ruhig. Milan war verwirrt. Bis er die zerfetzte Strumpfhose in meiner Hand sah und begriff. Er nickte: „Okay. Wenn du das willst." 

Da ich einfach nur mit leeren Blick dastand, machte sich Milan auf die Suche. Ein paar Minuten später standen wir zu zweit im Garten. Er hatte unsere Feuertonne in der Garage gefunden und sie in unseren Garten gehievt. Ich schmiss die Strumpfhose und das Kleid in die Tonne und sah wie ferngesteuert dabei zu, wie alles in Flammen aufging. 

„Meine Lieblingsstrumpfhose", wimmerte ich immer wieder. Milan legte beide Arme um mich. „Ich weiß, Schätzchen, ich weiß." Dabei strich er mir immer wieder durchs Haar.

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