𝐍𝐞𝐮𝐛𝐞𝐠𝐢𝐧𝐧

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Mary's POV:

Ich kann es einfach nicht fassen! Ausgerechnet ich werde entlassen und das noch bevor ich überhaupt mein Referendariat abgelegt habe. Schimpfe ich in meinen Gedanken, als ich meine Sachen im Lehrerzimmer zusammenpacke.

Gerade eben saß ich noch im Büro des Direktors und hoffte dass er mir sagt, er würde mich nach meiner Referendariatsprüfung fest einstellen und dann sowas. Ich wurde soeben aus 'Personalgründen' entlassen.

"Wir können uns zurzeit keine Neulinge leisten, ich weiß einfach nicht mehr wie ich alle hier bezahlen soll." Waren seine Worte. Im Ernst?

Klar verstehe ich wenn er mich als Neuling eher als seine eingespielten und fertig ausgebildeten Kollegen entlässt, aber jetzt mal for real, welche Schule nimmt mich denn jetzt noch an und bildet mich zuende aus? Hier in San Francisco bestimmt keine mehr, zumindest nicht in Outer Richmond.

"Das tut mir echt leid für dich Mary." kommt meine Lieblingskollegin Jennifer zu mir. Das hilft mir auch nicht wirklich. Denke ich mir nur.

"Ich verstehe Director James schon irgendwie." gebe ich zu verstehen. Ich will einfach nicht länger als nötig hier bleiben und aufgehalten oder gar vertröstet werden.

"Wenn du willst helfe ich dir eine neue Schule zu finden." bietet Jennifer mir so hilfsbereit wie sie ist an, aber ich lehne dankend ab.

Eilig packe ich meine Sachen weiter zusammen und verlasse noch während der letzten Stunde das Lehrerzimmer. Schnellen Schrittes laufe ich durch die noch leeren Gänge der Schule, bevor mich noch irgendwelche Schüler sehen und bemitleiden.

Puh, geschafft. Mehr oder weniger erleichtert steige ich in meinen BMW. Das einzige was mich jetzt noch erfüllt ist dieses Auto, welches ich mir seit ich 12 war zusammen gespart habe.

Die ganze Autofahrt über zerbreche ich mir nun den Kopf darüber, welche Schule mich als quasi unfertige Lehrerin annehmen und weiter ausbilden wird. Doch mir fällt keine einzige ein.

Immer auf die kleinen und dann sollen sie wachsen? Also bitte. Vielleicht will das Schicksal einfach nicht dass ich Lehrerin werde.

In meinem Apartment werfe ich meine Tasche ab und schleppe die Kiste mit all meinen Sachen aus der Schule in meine Arbeitsecke im Wohnzimmer. Müde und enttäuscht von diesem Vormittag lasse ich mich auf meine weiche Couch fallen und stecke mein Gesicht in mein Lieblingskissen.

Es ist ein Kissen mit einem Urlaubsbild von mir und meinen Eltern als ich noch jünger war. Meine Eltern schenkten es mir zu meinem Umzug in mein erstes eigenes Apartment hier und ich liebe dieses Kissen einfach so unglaublich!

Was soll ich jetzt tun Mom? Du würdest bestimmt wollen das ich wie du Anwältin werden soll und etwas ordentliches beruflich machen soll und Dad, dich will ich gar nicht erst fragen...

"Wenn du Ärztin wirst, machst du nichts falsch. Ärzte brauchen sie überall." sagt mein Dad mir nach wie vor, auch wenn ich ihm jedes mal sage dass ich nichts lieber als eine gute bis hervorragende Lehrerin sein möchte. Lehrerinnen brauchen sie, im Normalfall zumindest, auch überall. Die Betonung liegt auf Lehrerin und nicht Referendarin.

Kopfschüttelnd stehe ich auf und laufe verloren durch dieses große Apartment. Heute kommt es mir so leer und trist vor. An anderen Tagen wirkte es voller Liebe, Wärme und Geborgenheit. Es wirkte so erfüllt. Aber nicht heute.

Am Abend schaut wie immer meine beste Freundin Emily vorbei. Sie wohnt direkt neben mir. Ein weiterer Lichtblick an diesem Tag.

"Also, leg los, wie lief dein Tag heute? Wann hast du denn jetzt deine Referendariatsprüfung?" fragt Emy aufgeregt.

Im Gegensatz zu mir ist sie schon ausgebildete Lehrerin an eine der renommiertesten Schulen in ganz San Francisco, der Stratford Schule.

"Ich werde keine Prüfung haben. Nicht an dieser Schule." sage ich gerade heraus.
Emily's Gesicht spricht Bände, sie ist genauso schockiert wie ich heute Morgen erst.

"Wie, was ist passiert? Willst du mich veräppeln? Wenn du mich auf den Arm nehmen willst dann ist dir das gelungen..." Hippelig rutscht sie auf ihrem Stuhl hin und her. Ich sollte hier die aufgeregte sein.

"Kein Witz, ich würde dich bei sowas nie veräppeln. Ich musste entlassen werden. 'Aus Personalgründen entlassen' werden."

"Das kann Direktor James doch nicht ernsthaft machen! Wieso entlässt er nicht diese Alte Mrs. Ford, die Hexe tut den Schülern doch sowieso nicht gut und außerdem geht die doch eh bald in Rente, wenn sie das nicht schon längst hätte tun sollen." schimpft Emily vor sich hin.

Was du nicht sagst...

"U..und wie willst du jetzt weiter machen? Also ich meine, hast du schon eine Idee an welche Schule du gehen willst?" fragt Emy hektisch weiter. Emily kennt keinen Stillstand und das liebe ich so an ihr.

"Hahah, welche Schule nimmt denn hier in Outer Richmond noch eine Referendarin?" scherze ich.

Es entsteht eine erdrückende Stille zwischen uns. Das kann nichts gutes heißen. Immer wenn Emily still wird, hackt sie entweder einen gemeingefährlichen Plan oder eine überaus supergeniale Idee aus.

"Emily? Sag mir nicht dass du gerade etwas dummes planst... Ich finde bestimmt auch eine andere Lösung als hier irgendwen umzubringen oder was weiß ich was in deinem Kopf gerade abgeht." versuche ich ihre Gedanken zu unterbrechen. Doch wie immer scheitere ich.

"Komm mit zu mir!" schlägt sie auf einmal fasziniert vor und bringt mich zum zusammenzucken.

"Was bringt es mir wenn wir bei dir drüben im Apartment weiter verzweifeln?" frage ich etwas verwirrt. Das ist die schlechteste Idee ever.

"Nein du Doofie! Komm zu mir an meine Schule! Director Kagan wird bestimmt bereit sein dich weiter auszubilden und außerdem gibt es bei und genug zu tun, vor allem Englisch und Sport Lehrer brauchen wir mal wieder." hastet Emily.

"Okay, stop. Jetzt mal langsam. Wir kennen Director Kagan, sie ist eine ziemlich reservierte und eingebildete Bitch." sage ich schnell, bevor Emily ihren Gedanken schon so gefestigt hat und sie nichts und niemand mehr davon abbringen kann.

"Vielleicht ist sie manchmal arschig und reserviert, aber ihren Job macht sie vorbildlich und das ist das was am Ende zählt. Du solltest sie wirklich mal als Direktorin kennenlernen."

"Du willst mir hier gerade wirklich sagen, dass sie als Dirketorin eine andere Frau als privat ist? Ich bitte dich hahah!" Und ich bin Jesus.

"Mary." hält sie mir ihre Hand vor mein Gesicht. Ich zucke leicht zurück. Was zum Teufel?

"Mary, hör zu. Also, ihr habt euch unter nicht gerade praktischen Umständen das erste mal getroffen. Sie hatte einen schlechten Tag in der Schule dann hast du ihr auch noch den Parkplatz weg genommen. Das war einwas zu viel, verstehst du?" erklärt Emy mir, nach wie vor überzeugt von ihrer Idee.

"Ich soll ihr den Parkplatz weg genommen haben? Sie kam halt einfach zu spät, da kann ich ja mal absolut nicht dafür." verteidige ich mich.

"Du hast vergessen den Blinker zu setzen, sie wollte schon rein fahren in die Lücke bis du zurückgesetzt hast. Aber das ist hier nicht der Punkt." stellt Emy die Situation damals als auch heute klar. Was kann ich dafür wenn ich den Blinker halt nicht richtig angeschlagen habe.

"Der Punkt hier ist, dass du eine Schule für dein Referendariat brauchst und meine Schule optimale Vorraussetzungen für eine wirklich top Ausbildung für dich hat. Dazu kommt, dass wir eine Lehrerin wie dich brauchen." erklärt sie mir überzeugter als vorher.

Spätestens jetzt ist es zu spät ihr diesen Gedanken als dem Kopf zu schlagen. Mit Bravour gemeistert Mary, jetzt ist es zu spät.

Aber vielleicht ist Emily's Idee gar nicht mal so schlecht oder zumindest besser als irgendeine 0815 Schule hier in San Francisco zu nehmen, um mich fertig auszubilden.

Es ist an der Zeit für einen Neubeginn. Und wer weiß, vielleicht ist so ein Neubeginn zwischen mir und Mrs. Kagan und einen Neubeginn an einer der renommiertesten Schulen hier gar nicht mal so verkehrt. Ich hoffe für Emily dass sie recht behalten würde und alles gut werden wird.

𝐓𝐡𝐞 𝐡𝐢𝐝𝐝𝐞𝐧 𝐝𝐞𝐬𝐢𝐫𝐞 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt