Zeitdruck

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Kapitel 18

Violet

Dass sich Besuch ankündigte, versetzte Sofia und ihren Ehemann in eine gewisse Unruhe und sorgte dafür, dass auch Violet nervös in ihrem Zimmer auf und ab ging.

Sie hatte die letzten zwei Tage mit Recherchen verbracht, die ihr kaum weitergeholfen hatten und die, wegen des ausufernden Umfangs, in die Bibliothek verlegt worden waren. Was sie nun dazu verdammte hier zu sitzen und keine Möglichkeit zu haben sich abzulenken, wären Sofia unten die Heldin spielte. Na ja bis auf Björn, der ihr Gesellschaft leistete, weil Sofia ihn ebenfalls aus der Schusslinie haben wollte, falls der Gast ungemütlich werden würde.

Die erschaffenen Vampire, die Sofia einen Höflichkeitsbesuch abstatteten, waren alt und mächtig und auch wenn Violet es immer noch nicht ganz in ihren Kopf bekam: Sofia war wesentlich stärker als Björn, weil sie älter war.

„Obtalamaius, ist einer der ehemaligen Rebbellionsanführer. Er versucht gerade die Herrschaft über Europa zu erlangen und misstraut prinzipiell allen alten Vampiren, die hier leben. Er ist einer von Res Verbündeten und hat unsere Anwesenheit hier akzeptiert, aber wirklich damit zufrieden ist er nicht", erklärte Björn und stand mit verschränkten Armen an der Tür gelehnt und sah dabei so bedrohlich aus, dass man angst vor ihm haben könnte. Aber diese unterdrückte Wut galt nicht Violet, sondern der schlichten Tatsache, dass er nicht bei seiner Gefährtin sein konnte.

„Er wird doch keine Probleme machen, oder? Sucht er nach mir? Seid ihr in Schwierigkeiten, durch mich?" Der alte Wikinger schüttelte den Kopf und der blonde Zopf in seinen Nacken schwang dabei hin und her.

„Nein. Sofia glaubt nicht, dass Re mit der Tatsache hausieren geht, dass ihm vielleicht eine Königin entwischt ist. Das ist nicht Obtalamaius erster Besuch bei Sofia, er war auch schon vor dir einmal hier. Ihre Anwesenheit macht ihn nervös. Er spürt, das es nicht mehr lange dauert und sie wird mächtiger als er sein, seine Kraft stagniert seit ein paar Jahrhunderten und er fürchtet seine Stellung zu verlieren. Deswegen bin ich auch nicht dabei." sagte er und Violet wollte fragen, was das mit ihm zu tun hatte, kannte die Antwort aber. Sie fühlte es.

„Deine Kraft steigert sich rasend schnell, du bist jünger als Sofia aber du wirst sie irgendwann überholen, und damit auch ihn. Du bist vielleicht eine größere Bedrohung als Sofia." er nickte nur und trat nervös von einem Fuß zum anderen.

„Sofia hat die Fähigkeit immer unterhalb des Radars zu bleiben. Man weis, dass sie alt ist und damit mächtig, aber niemand nimmt sie als Bedrohung war. Ich dagegen... ecke an."

„Du bist groß, bullig und schaust immer grimmig. Sofia ist klein zart und eine Frau und die meisten Vampire sind Chauvinisten durch und durch." Björn schnaubte. In seiner Kultur waren Frauen auch immer Kriegerinnen gewesen. Er gehörte nicht zu den Männern, die ein Problem mit starken Frauen hatten. Von dem Rest der Vampire konnte man das nicht unbedingt sagen.

„Die menschliche Gleichberechtigung in Europa ist noch keine hundert Jahre alt, natürlich sind wir alle Cauvis und Nicolas ist einer der Größten, den in Gegensatz zu mir, hat er keine Frau an seiner Seite, die ihn in den Arsch treten könnte, wenn sie sich respektlos behandelt fühlt." Violet streckte ihm die Zunge heraus, wie ein Kleinkind, was er mit einer nach oben gezogenen Augenbraue quittierte. Er konnte allerdings nichts erwidern, denn da ging die Tür zu ihrem Zimmer auf und Sofia schob sich herein.

„Ist er schon weg?", fragte Björn und Sofia reichte ihm einen von zwei Umschlägen, aus ihren Händen.

„Er war nur hier um das hier zu übergeben. Er plant eine Feier, die Anwesenheit ist obligatorisch, wer nicht kommt, wird als Verräter gebrandmarkt und vernichtet. Er will sich die Treue aller anwesenden versichern. Dass er persönlich kam, um uns das zu übergeben passierte nur aus Respekt zu Re. Unser Haus wird während der Feier durchsucht, um sicherzugehen, dass wirklich alle halbwegs gelungen Vampire erscheinen."

„Und um versteckte geborene Ausfindig zu machen", schloss Björn sofort und Sofia nickte.

„Ja, das denke ich auch. Er geht systematisch gegen sie vor. Jeder bekannter Vampir-Unterschlupf in Europa wird durchsucht. Er erzählte mir von einer Familie Geborener, die einige Meilen von hier unter den Schutz zweier erschaffener Vampire lebten. Er hat die Familie ausgelöscht, aber es entkam wohl einer."

„Oh Gott, der junge Vampir", entfuhr es Violet und sie dachte an den von ihr hypnotisierten Jungen der vor zwei Tagen bei ihnen aufgetaucht war und sogar jetzt, wo er aus seiner Trance erwacht schien, irgendwie neben sich stand. Er war traumatisiert. Seine Familie war ermordet worden.

„Wir haben andere Probleme, er erzählte mir von seinem Gespräch mit seiner Deux Macina. Er hat mich dazu befragt, weil er wusste, dass ich mich mit ihnen beschäftigte und weil er nicht mal wusste, dass dieser Gegenstand eine Deux Macina sei." fuhr Sofia ungebremst dazwischen und ließ Violet kaum Zeit um Mitleid mit den Jungen zu haben.

„Was ist es den?"

„Eine Schale aus der Jungsteinzeit, vielleicht älter. Sie ist das älteste Artefakt, das jemals in Europa gefunden wurde und gehört zu seiner Sammlung, sie murmelte etwas davon, dass die Königin schwach sei. Getrennt vor ihrem Geliebten, so verletzlich durch die Entfernung." meinte sie und sah dann zu Violet. Die einfach nur dastand und sie ansah, bevor sie weiter sprach.

„Wir sind in einem Dilemma, Vio. Du sagst, dass du dieses Feuer nicht mehr machen kannst, die du bei Nicolas wirken konntest. Die Tür in deinem Kopf sei weg", benutzte sie Violets Worte für diese Kraft. Violet nickte darauf.

Das hatte sie Sofia so gesagt, weil sie keine andere Umschreibung hatte.

„Das bedeutet, dass du hilflos bist und das liegt daran, dass jeder geborene Hilflos ist ohne seinen Gefährten. Ich weiß nicht wie nahe du Nicolas gekommen bist, aber offensichtlich seit ihr eine Art Verbindung eingegangen, die dich jetzt ohne ihn schwächt. Wenn diese Feier stattfindet, könnte Obtalamaius uns so lange festhalten bis jeder Winkel in England durchsucht wurde, die Chance, dass du das alleine ohne uns überlebst, ist fast null. Uns bleibt nichts andere übrig, als dich offiziell mit zu der Feier zu nehmen und zu riskieren, dass du erkannt wirst und man sich zumindest fragen wird, was Nicolas Zögling hier zu suchen hat. Wir wissen nicht, wie viele der anwesenden Vampire von dem Vorfall bei Res Feier gehört haben oder sogar dabei waren. Die einzige Chance halbwegs heil aus der Sache zu kommen ist, indem wir Nicolas finden und euch zusammen dahin schleifen, damit du dich im Notfall verteidigen kannst. Und in der Hoffnung, dass Obtalamaius dich nicht für eine Königin hält, wenn er den Geborenen-Test mit Silber an dir macht und ich bin mir sicher, dass er ihn machen wird." So wie auch Re sie damals getestet hatte. Bei den Gedanken an den Königinnen-Test wurde ihr übel. Verbrennen. Es hieß, nur eine Königin könnte es überleben auf den Scheiterhaufen hingerichtet zu werden und selbst wenn es so war: würde man sie darauf töten. Zumindest war es das, was Re vorgehabt hatte.

„Also warten wir nicht bis Nicolas sie von sich aus findet? Und wir müssen uns aktiv mit einer wahnsinnigen Deux Macina auseinandersetzen?", fragte Björn und Sofia nickte etwas herrisch.

„Ja und wir stehen dabei gewaltig unter Zeitdruck. Die Feier ist in zwei Wochen. Wir wissen nicht, wo Nicolas Labyrinth ist, noch wie wir ihm helfen können, von der Vorbereitung und Notfallpläne schmieden für die Feier, ganz zu schweigen" Toll. Als wäre eines davon nicht bereits Herausforderung genug.

 Als wäre eines davon nicht bereits Herausforderung genug

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Nicolas (Bd.2)Where stories live. Discover now