Kapitel 16

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Itachi saß wieder an der gleichen Stelle wie zuvor. Als er den Raum betrat, warf Itachi Kakashi einen Seitenblick zu und dieser meinte, eine gewisse Erleichterung daraus herauslesen zu können. Plötzlich kam ihm ein Gedanke: Hatte vielleicht der Anblick seines fast unbedeckten Körpers Itachi zuvor durcheinander gebracht? Kakashi spürte Hitze in sich aufsteigen und schaute schnell auf seine nackten Füße. Nein, von so primitiven Dingen ließ er sich gewiss nicht aus der Ruhe bringen.

Während Kakashi unschlüssig dastand, griff Itachi bereits nach dem Topf und befüllte die beiden Schüsseln mit der Reissuppe. Warmer Dampf stieg über ihnen auf, deswegen ging Kakashi davon aus, dass Itachi sie erneut aufgewärmt hatte. Schließlich hielt er ihm eine entgegen. »Es ist noch immer kein Meisterwerk, aber allenfalls besser als zuvor«, sagte er und lächelte sogar ganz leicht, als Kakashi seine Schüssel und die Essstäbchen entgegennahm.

Eigentlich wollte Kakashi etwas Lustiges erwidern, aber als er Itachis freundlichen Blick begegnete, blieben ihm die Worte im Hals stecken. Stattdessen brachte er nur ein einfaches »Danke« hervor.

Er fühlte sich ein wenig unsicher und entschied schließlich, sich vor Itachi auf den Boden zu setzen - natürlich wieder mit dem Rücken zu ihm. Er warf noch verlegen lächelnd einen Blick über die Schulter. Das Essen roch viel besser als vorhin. »Guten Appetit«, sagte er und Itachi nickte einmal, um den Wunsch zurückzugeben.

Gespannt schob Kakashi seine Maske herab und legte sich das Essen in den Mund. Er merkte direkt, wie lecker es war. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass es das beste seit mindestens zwei Wochen war, und er verspürte eine unerwartete Dankbarkeit.

Er holte sich noch dreimal Nachschlag, bevor er seine Maske wieder über die Nase zog. Dann wandte er sich erneut zu Itachi um. Dieser hatte offensichtlich nicht einmal eine ganze Schüssel gegessen. Kakashi spürte Sorge in sich aufsteigen. Ging es ihm vielleicht doch noch immer schlechter, als es den Anschein erweckte?

»Das Essen war fantastisch«, lobte Kakashi. Er wollte wieder ein Gespräch in Gang bringen. »Irgendwann musst du mir zeigen, wie du das geschafft ...« Am Liebsten hätte er sich eine Hand vor den Mund geschlagen. Wie sollte das jemals möglich sein?, dachte er bitter. Sie lebten in zwei vollkommen verschiedenen Welten und waren Feinde und er fragte nach Kochunterricht? Es war ja eigentlich bereits unvorstellbar, dass sie hier friedlich zusammen saßen. Du bist ein Idiot, Kakashi, verkündete seine innere Stimme.

Itachi schien nachdenklich. Er faltete die Hände und fragte, Kakashis Worte übergehend: »Wieso verhüllst du eigentlich dein Gesicht?« Er klang aufrichtig interessiert.

Kakashi war etwas perplex aufgrund des plötzlichen Themenwechsels und dachte einen Moment nach. »Wieso verhüllst du deines?«, gab er die Frage schließlich zurück und sah ihm ruhig in die dunklen Augen.

Nach einigen Sekunden löste Itachi den Blickkontakt und schaute stattdessen auf die verschränkten Hände in seinem Schoß. Seine Knöchel traten vor Anspannung weiß hervor. »Gerade tue ich das gar nicht.« Die Worte kosteten ihm sichtlich Überwindung und er schien ein wenig in sich zusammenzusinken. Sein Gesicht war wirklich offen.

Kakashis Kehle schnürte sich bei dem Anblick zusammen. Er hat Angst, verletzt zu werden, erkannte er. Fieberhaft überlegte er, wie er Itachi zeigen konnte, dass er bei ihm sicher war. Wieder spürte er das anklagende Messer in seiner Tasche. War er das denn auch? Er schob den Gedanken beiseite und näherte sich zaghaft Itachi, bis er direkt vor ihm kniete. Dann griff er nach seinen Händen und löste sie sanft aus ihrer festen Umklammerung. Itachi hob überrascht den Blick und seine Augen glänzten ein wenig.

Einem Instinkt folgend, legte Kakashi seine Hände auf Itachis Schultern. Einen Moment verharrten sie dort, während sie einander ansahen, dann zog Kakashi ihn sanft an sich heran und legte seinen eigenen Kopf neben Itachis auf dessen Schulter. Dieser erstarrte und seine Atmung beschleunigte sich etwas. Kakashi konnte sein Herz an seinem Brustkorb schlagen spüren. Sein sauberer Duft umfing ihn. Er ließ seine Hand zu Itachis Rücken gleiten und drückte ihn etwas fester an sich, mit der anderen Hand strich er einmal vorsichtig über Itachis Haar und legte sie schließlich beruhigend an seinem Hinterkopf, die dunklen Strähnen umspielten seine Finger.

Eine Weile passierte nichts, während Kakashi ihn schweigend im Arm hielt. Er war sehr warm, seine Körpertemperatur musste noch immer deutlich über der Norm liegen. Schließlich hob auch Itachi zögernd seine Hände, ließ sie zitternd an Kakashis Rücken entlanggleiten und verschränkte sie hinter diesem. Unwillkürlich fragte Kakashi sich, wer von ihnen diese Umarmung wohl dringender brauchte. Sein einsames Herz machte einen Freundensatz und er drückte Itachi unwillkürlich noch etwas fester an sich, während er hoffte, ihn nie wieder loslassen zu müssen. 

Kakashi x Itachi (Roman-Edition) - DeutschWhere stories live. Discover now