| 13 | dinner and wine|

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Kapitel 13

„Sieh mal einer an, wir haben auf einer Insel tatsächlich ein Restaurant gefunden, dass nicht nur Fisch und Meeresfrüchte anbietet!", mit gefakten Staunen zog Mats seine Augenbrauen hoch, während er die Karte studierte, diese allerdings wenig später schon senkte und mich mit einem frechen Grinsen ansah.
„Ich esse Lachs!", stellte ich selbstverteidigend klar und brachte die beiden am Tisch zum Lachen.
„Ja, aber nur den gezüchteten, es ist nicht einmal Wildlachs. Eigentlich dürfte das gar nicht unter die Kategorie Fisch fallen!", stellte Marcel klar und überraschte mich dabei mit dem Wissen über was ich ass. Es gab allgemein immer öfter die Momente, in denen es mich überraschte, wie gut die beiden mich dann doch kannten und es gab damit auch die Momente, in denen es mir Angst machte, wie gut die beiden mich kannten und zum dritten gab es dann ebenfalls die Momente, in denen mir auffiel, dass ich die beiden mindestens genauso gut kannte. Wie zum Beispiel beim Bestellen, als ich hätte direkt für sie bestellen können, weil ich genau wusste, was sie essen und trinken würden. Marcel ganz klassisch Spagetti mit Cola und Mats ein Bier und eine Pizza mit Thunfisch, während ich mich für Magaritha entschied und ein Wasser, was bei allem noch die gesündeste Bestellung war. Wir kannten uns in und auswendig und ich bezweifelte, dass ich diese Fähigkeit jemals einer anderen Person außer meiner Familie zugeschrieben hatte und oftmals nicht einmal der.
„Mit euch auszugehen, ist wie mit einer Horde 5-Jähriger auszugehen!", ließ uns Mats enttäuscht wissen und hielt daraufhin eine der wild umherlaufenden Kellnerinnen an, bestellte bei ihr drei Sekt Gläser und wieder gab es den Beweis, dass er mich viel zu gut kannte, als dass es noch gesund war, denn er bestellte für mich extra Chardonnay, weil er wusste, dass ich ihn liebte und für Marcel bestellte er extra einen Rotwein, weil wir beide wussten, dass Marcel Weißwein hasste.
Und wer weiß, vielleicht würde der verdammte Alkohol wirklich die letzten Hemmungen lösen, die uns noch davon trennten endlich einen Schritt vorwärts zu machen in Richtung dessen, wovon wir wussten, dass wir es wollten, von dem sich aber keiner traute es zu versuchen. Zugegeben, die Vorstellung sie zu küssen war mir schon das ein oder andere mal in den Kopf gestiegen, auch wenn ich weder wusste wie noch wann. Vielleicht würde Alkohol ja etwas Lockerheit in das Ganze bringen, denn wenn man Zitaten glauben wollte, dann waren drunk words sober thoughts. Naja, ob sie wirklich alle meine wahren, ungefilterten Gedanken hören wollten, stand dann auf einer anderen Seite geschrieben.
Der Abend schritt voran und die brennende Sonne des Nachmittags mündete mittlerweile in einem wunderschönen Sonnenuntergang am Horizont des Meeres. Die teuren Boote und Yachten waren eine wunderschöne Dekoration vor dem halben Sonnenball, der in der Ferne noch zu sehen war und gerade vom Meer verschluckt wurde, dabei die Welt in ein romantische Orange tauchte, auch wenn ich nicht wusste, ob Marcel und Mats es auch als romantisch definieren würden, da ich bekanntlich der Schnulzen Liebhaber war und vielleicht war das gerade einfach nur meine feminine Seite. Warum nannte ich sie feminine Seite? Hatte ein Mann nicht das recht romantisch zu sein und Sonnenuntergänge zu lieben? Vielleicht störte es auch keinen und ich war der einzige, der gerade davon ausging, dass ein Mann es nicht durfte. Warum stellte ich mir eigentlich ständig selbst Grenzen auf? Warum konnte ich nicht einfach existieren? Warum konnte ich nicht einfach Marcels Hand fassen, was ich so unbedingt wollte? Warum musste es mich so brennend interessieren, was die ganzen Menschen, die ich nicht einmal kannte, von mir dachten? Warum konnte es mir nicht einfach egal sein?
Da ich auf diese Fragen keine Antwort parat hatte, trank ich einfach den letzten Inhalt meines mittlerweile zweiten Weinglases aus, mit der Hoffnung, dass def Alkohol noch immer die gleiche Wirkung haben würde, wie bislang. Denn bisweilen hatte er dazu geführt, dass ich mich auf dem Stuhl näher zu Marcel geschoben hatte, mit der Begründung, dass ich so den Sonnenuntergang besser beobachten könnte, aber jeder wusste, dass das ein völlig irrelevanter Grund war.
Nebensächlich hörte ich, wie Mats eine weitere Runde Wein bestellte und konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, weil es eigentlich so armselig war, dass jeder von uns den gleichen Plan verfolgte: sich zu betrinken, um voranzukommen.
„Guck mal, gleich kommt die Nacht. Dann kannst du den Leuten hier ein paar Geschichten erzählen!", schmunzelte Marcel und deutete in den Horizont.
„Ja, von Sternen, die Hitler und Stalin repräsentieren", antwortete ich und schenkte ihm ein freches Grinsen, was er nur mit einem Schürzen seiner Lippen kommentierte, aber ganz ehrlich nach seinem damaligen Kommentar war er absolut selbst schuld.
„Also auf der Dating Seite steht unter Tipps, dass ich euch nach eurem ersten Kuss fragen soll!", funkte Mats auf einmal dazwischen. Ich hob meinen Kopf aus meinem Nacken und sah ihn verblüfft an. Aber tatsächlich hatte er seinen Fokus auf sein Handy gelegt und scrollte über den Display.
„Du guckst auf einer Dating Seite?", wollte Marcel genauso baff wissen.
„Ja, ihr unterhaltet euch über Sterne, das ist nichts Interessantes!", antwortete und warf mir einen kurzen entschuldigenden Blick zu.
„Pack das Handy weg, wir brauchen keine Dating Tipps, das ist mir zu absurd. Mal abgesehen davon, dass man beim ersten Date nicht über verflossene Lieben reden!", stellte ich sofort klar und lehnte mich wieder zurück.
„Warum hast du das Handy überhaupt mit? Ich dachte es herrscht Handyverbot", wunderte sich Marcel dann. Ertappt sah Mats auf.
„Ich hab's mir aus dem Safe genommen, für den Fall das wir es brauchen!"
„Was jetzt nicht der Fall ist!", stellte ich direkt klar und reckte mich über den Tisch hinweg und schnappte mir Mats Handy, ignorierte seinen Protest, sondern steckte es mir einfach in die Hosentasche.
„Dann will ich wenigstens den Rest deiner Pizza als Endschädigung!", grunzte er.
„Den hättest du sowieso kriegen können, ich bin satt!", stellte ich klar und reichte ihm den riesigen Teller mit zwei Pizzastücken, auf die sich Mats wie ein verhungerter Löwe stürzte und nicht wie jemand, der schon eine riesige Pizza und einen Nachttisch verschlungen hatte.
„Habt ihr Angst, also weiter zu gehen?", wollte Marcel wissen und Mats und ich antworteten in Chor mit einem einheitlichen Ja, denn das war wohl die Wahrheit. Wir hatten so verdammt viel Schiss.
„Betrinkt ihr euch auch, damit die Angst weggeht?"
Wieder antworteten Mats und ich im Chor mit einem ja.
„Ein hoch auf den Alkohol!", trällerte Marcel und hob sein Weinglas, das uns zuvor wieder serviert wurde. Mats und ich stießen mit ihm an und der Moment, als unsere Gläser klirrten und sich dabei unsere vom Alkohol riesigen Pupillen trafen, ließ mich doch hoffen, dass aus der angebrochenen Nacht noch was werden würde.

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Ob Lus Hoffnung erhört wird? 🧐
Wir werden sehen, ich hoffe euch gefällt das Kapitel und bis Samstag ❤️

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