12.↬ łukasz piszczek x roman bürki

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Wichtel OS für den Monat Juni für FIFA-Broluck
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LUKASZ

Ich hatte immer gewusst, dass dieses Jahr anders sein würde. Vielleicht hätte ich es nicht auf eine genaue Zahl definieren können, ob 2020, 2021 oder schon 2019, aber ich hatte immer gewusst, dass das Jahr an dem ich meiner Karriere Adios sagen würde, ein Jahr der Veränderung sein würde.
Ich hatte mir schon immer viel aus der Meinung anderer gemacht. Was hielten sie von meiner neuen Frisur? Fanden sie mir stand der Bart? Fanden die ich kleidete mich gut? Fanden sie mich wichtig für die Mannschaft? War ich überhaupt irgendwie relevant für meine Mitmenschen? Mein Leben und meine Lebensplanung setzte sich immer hauptsächlich daraus zusammen, wie ich es meinen Mitmenschen am besten Recht machen könnte, obwohl ich sie manchmal nicht mal kannte. Und das war wirklich anstrengend. Ich hatte gehofft, dass es mit dem Erwachsen werden auch besser werden würde, aber mit 36 leitete mich die Meinung anderer noch immer durch mein Leben, wie mit 16. Ich beneidete alle, die ihr Ding durchziehen konnten, unabhängig, was andere davon hielten. Es lag mir nicht einmal in den Genen, denn wer meine Familie und vor allen Dingen meine Brüder kannte, wusste, dass Familie Piszczek sich eigentlich herzlich wenig um die Meinung von Außen scherte. Aber Ausnahmen bestätigten bekanntlich die Regel und so war ich wohl die Ausnahme meiner Familie - leider.
Aber jetzt sollte anders werden. Ich wollte mich nicht mehr verstecken. Ich hatte gehörig die Schnauze voll hinter einer Maske zu leben, die mich die ganze Zeit zwickte. Im Leben gab es manchmal die jetzt oder nie Momente und in solch einem Moment bewegte ich mich gerade. Ich wusste, dass ich es sonst nie wieder tun würde und ich wusste, dass ich es bereuen würde, würde ich es nicht tun. Und doch konnte diese Überzeugung meine Zweifel nicht stillen.
„Es geht nicht darum nicht zu zweifeln, es geht darum lauter als die Zweifel zu sein!", hatte meine Mutter mir mal ins Ohr geflüstert und dieser Satz trug mich weither durchs Leben, heute vielleicht mehr denn je.
„Was ist, wenn hier keine Kameras sind?", wunderte ich mich, während ich meinen Kopf in den Nacken legte.
„Dann sind hier eben keine Kameras. Es geht ja darum, dass du dich einfach nicht mehr versteckst, du musst dich ja nicht krampfhaft auf die Kameras werfen!", erklärte mir Ivy, meine noch-Nachbarin aus Dortmund, die aber mittlerweile viel mehr als lediglich den Titel Nachbarin verdient hatte. Beste Freundin passte wohl eher. Ich wandte meinen Blick zu ihr und ertappte sie dabei, wie sie verstohlen nach vorne auf Valentin warf, der den VAN gerade durch die volle Berliner Innenstadt manövrierte, die ausgehängt mit den LGBTQ+ Fahnen war, um den Pride Month zu feiern. Ich lächelte dem ganzen entgegen, auch wenn mir weiterhin mulmig war. Dann fokussierte ich mich aber wieder auf Ivys sehnsüchtige Blicke zu Valentin, dem sie seit dem ersten Tag an dem ich ihn ihr vorgestellt hatte, hinterherhimmelte, was nebenbei erwähnt schon fast fünf Jahre zurück lag. Die beiden und Josie und Elias, die ebenfalls im Auto saßen, waren meine „privaten" Freunde aus Dortmund, neben denen, die ich in der Fußballbranche kennenlernen durfte. Ich hätte auch gerne Mats und Marcel mitgenommen, die Sache war die: ich hatte mich vor ihnen noch nicht geoutet. Das war mir immer ein zu heikles Thema gewesen, da sie direkt mit dem Fußball verbunden waren. Aber jetzt? Jetzt wäre es angemessen es ihnen mitzuteilen, wo ich mich der Option öffnete, dass die ganze Welt es erfuhr. Ich war nur dankbar, dass die vier an meiner Seite blieben, obwohl sie mit LGBTQ+ herzlich wenig am Hut hatten. Vielleicht würde Ivy so die Chance haben Valentin näher zu kommen, es wäre auf jeden Fall schön. Ich fand es allgemein jedes Mal schön zu sehen, wie viel Liebe in der Luft lag. Früher war ich auch traurig gewesen, weil das immer ein Bereich gewesen war, den ich aus meinem Leben streichen musste, denn neben ein paar One Night Stands war da eigentlich herzlich wenig mit Liebe in meinem Leben möglich. Zumindest früher, jetzt sollte sich alles ändern und ich war bereit für diese Veränderung. Sowas von Bereit.
Oder doch nicht?
Ich spürte eine warme Hand, die sich um meine legte und diese zärtlich drückte. Als ich aufblickte, traf ich auf Ivys warmes Lächeln.
„Du packst das!"

fussball oneshots ; boyxboy ✔︎Where stories live. Discover now