14.↬ [5] john stones x kyle walker 2/2

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[5]: „Ich habe einfach gemerkt, dass es wichtigere Dinge als Fussball gibt."

Wembley, London, England, 12.07.21

KYLE

„Oh fuck, alter!", brüllte ich wütend, wobei meine Flüche zwischen den tausend anderen noch weitaus schlimmeren Sprüchen meiner Mannschaftskollegen untergingen. Ich warf mein Trikot gegen den Spind, von welchem es leblos herabrutschte und warf mich dann neben dieses auf die Bank. Von allen Seiten hörte ich genervtes Stöhnen, Brüllen, Flüche, all die negative Stimmung, die wir gerade in den vier Wänden entluden und ausnahmsweise gab es keinen Harry Kane, der und Mut einflößte, weil es keinen Grund mehr dafür gab. Wir hatten das Finale verloren, wir waren ein jämmerlicher zweiter Platz und ich hasste dieses Gefühl noch mehr, als ich es beim Champions League Finale getan hatte. Zweiter zu sein war wie letzter zu sein. Zumindest am Anfang. In einigen Wochen würde ich vielleicht in der Lage sein auf das Turnier zurückzublicken und es als mehr, als nur ein verlorenes Finale zu sehen, aber gerade jetzt beschränkte es sich leider darauf.
Ich stützte meine Unterarme auf meinen Knien und begann mit meinen Füßen auf dem Boden hin und her zu scharren, was ein ohrenbetäubendes Quietschen verursachte für das sich allerdings niemand wirklich zu interessieren schien.
„Man muss es so sehen: nächstes Jahr ist schon das nächste Turnier!", vernahm ich dann Johns Stimme. Anhand der letzten Tage in denen er sein Verhalten mir gegenüber nicht verändert hatte, fühlte ich mich im ersten Moment nicht angesprochen, bis er fortfuhr: „Und nächste Saison gibt es auch ein zweites CL Finale, das wir gewinnen können!"
Mir waren es doch ein paar Puzzleteile zu viel, die auf mich passten, sodass ich aufblickte und tatsächlich auf Johns Augenpaar traf, das mich fixierte. Er saß erstaunlich nah bei mir und hielt ein italienisches Trikot zerknüllt in den Händen. Seine Augen waren zwar leer, wie die der meisten, aber er versuchte ihre Leere mit einer viel zu starken Stimme zu überspielen, wie er es immer tat. John war nicht gut darin Schwäche zu zeigen, was man allerdings nicht als Talent ansehen durfte, was viele gerne taten. Ich war nun lang genug an seiner Seite, um zu wissen, dass es eigentlich mehr Last, als Hilfe war.
„Ich... Uhm.... keine Ahnung, ob meine Worte jetzt irgendetwas gebracht haben. Ich... ich glaub ich versuche gerade ein wenig Pep zu spielen", murmelte John und sah auf das Trikot in seinen Händen. Ein schmales Lächeln huschte mir über die Lippen, das eheste von einem Lächeln, was ich gerade zustande bringen konnte und es war nur plausibel, dass es mir John entlockte. Mein Herz machte auch kleine Freudensprünge, dass er gerade mit mir sprach, auch wenn mir bewusst wurde, dass es nicht zwingend für einen Sinneswandel stehen musste. Gareth hatte uns im Gespräch nach dem letzten Spiel eindringlich deutlich gemacht, dass es derzeit keinen Platz für interne Streitigkeiten gab und vielleicht war das Johns Weg der Welt zu beweisen, dass er sich die Worte des Trainers zu Herzen nahm. Oder er hatte wirklich einen Sinneswandel und dieses Tag würde nicht ein völliges Desaster werden. Ich wusste es nicht, aber ich hoffte, dass es letzteres war.
„Von wem?", ich deutete mit meinem Kopf auf das Trikot in seinen Händen.
„Marco", erklärte John: „Er wollte tauschen"
Ich nickte einfach nur und sah dann wieder in sein Gesicht, dass zuckte, ein Anzeichen dafür, dass er Gefühle versteckte. Manchmal war ich selbst verblüfft, wie gut ich ihn doch kannte, dass ich jede Bewegung seines Körpers lesen konnte, wie ein offenes Buch. John erwiderte meinen Blick und schenkte mir ein dünnes Lächeln.
„Hör mal, ich....", begann er, aber sein Satz wurde mittendrin durch einen lauten Knall unterbrochen. Wir zuckten vor Schreck zusammen, wie alle anderen im Raum. Mein Blick flog durch die Umkleide und blieb an Marcus hängen, der wohl gerade einen Kasten mit Wasserflaschen umgeworfen hatte. Er wurde schon von Jadon, Mason und Harry umrundet, aber ich bezweifelte, dass sie ihm gerade irgendwie helfen konnten. Sein Schluchzen füllte den Raum und es brach mir mehr das Herz, als die Niederlage an sich. Ich mochte Marcus, ich mochte ihn wirklich und ich kannte seine Fähigkeiten, weshalb mir sein verschossener Elfmeter doppelt wehtat.
„Also was wolltest du sagen?", ich drehte meinen Kopf wieder zu John, dessen Ausdruck nun weniger überzeugt schien.
„Vergiss es einfach", winkte er ab: „Passt gerade eher weniger!"
Scheiß drauf, sag's mir trotzdem
Aber John hatte seinen Entschluss gefasst und drückte sich von der Bank hoch.
Verdammt, sag's mir doch einfach!
Aber ich erfuhr es nicht. Ich erfuhr es nicht, weil er wieder den altbekannten Abstand zwischen uns brachte, nur dass ich diesmal auch nicht wie eine Klette an ihm hing, da mir einfach nur danach war den Tag einfach Enden zu lassen. Wir stiegen früh in den Bus und Richtung Hotel, um den feiernden italienischen Massen zu entkommen, die gerade noch Salz in die so oder so weit aufgerissene Wunde streuten. Im Hotel verkrümelte sich sofort jeder auf sein Zimmer und ausnahmsweise waren die Gänge nicht von heiteren Lachen und lauten Gesprächen gefüllt, als ich mitten in der Nacht runter ging, um mir in der Küche irgendetwas zu Essen zu besorgen. Ich war ein Stressesser, schon immer gewesen und würde es schon immer sein. Egal, ob Stress wegen Frust oder vor Nervosität, meine Medizin war immer essen. Der einzige Grund, dass ich noch nicht als Kugel durch die Welt rollte, war mein erhebliches Pensum an Sport und der extrem hohe Kalorienverbrauch, aber ich war mir recht sicher, dass es nur einen kurzen Zeitraum nach meinem Karriereende verlangte, bevor ich zur Kugel mutierte. Oder ich führte ein stressfreies Leben. Ich würde letzteres präferieren. Das wäre doch was. Stressfrei durch die Welt.

Ich stieß die Tür in den Essenssaal auf, der momentan nur von einer Ecklampe beleuchtet wurde, aber es reichte aus, da sie den Tisch erhellte, auf welchem lauter kleiner Naschereien ausgestellt waren. Ich ging sofort dahin, doch hörte auf einmal Rascheln von Papier, als ich mir selbst einen Riegel, eine kleine Schokolade und eine Hand voll Gummibärchen nahm. Sofort drehte ich mich um und scannte den Raum. Das Geräusch wies mich nach rechts und ich entdeckte im abgeschwächten Licht eine Silhouette. Ich zog meine Augen zusammen. John.
„Warum wundert es mich nicht, dich hier zu sehen?", fragte der Jüngere, während ich meine Hand noch einmal in die Schüssel mit Schokobonbons tauchte.
„Die Frage geht an dich zurück!", antwortete ich erneut und genoss den Moment in dem es schien, als sei es zwischen uns wie früher. Ich nutzte die Möglichkeit, da John mich heute wohl nicht als Seuche sah, und setzte mich zu ihm an den Tisch. Er hatte seine Beine auf einen zweiten Stuhl ausgestreckt und vor ihm türmten sich leere Verpackungen von Keksen und Bonbons. Ich öffnete meine Handflächen und leerte sie vor mir aus, was uns beiden ein Lachen entlockte.
„Deine Marke", murmelte John und streckte eine geöffnete Packung Walkers Kekse aus, wovon er sich immer lustig machte, dass es meine Firma war.
„Cookie?", hackte ich nach.
„Erdnussbutter ist schon weg", grinste er und ich nickte, da ich der Erdnussbuttervariante sowieso nicht so verfiel, wie er. Ich griff in die Packung und nahm den Cookie heraus, biss hinein und genoss den süßen Geschmack von schmelzenden Schokostückchen auf meiner Zunge. Für einige Zeit saßen John und ich schweigend nebeneinander, die Stille trat nur nie ein, weil ständig jemand mit dem Öffnen von Packungen randalierte.
„Was wolltest du mir eigentlich vorhin sagen?", wagte ich es irgendwann doch nachzuhaken. Ich konnte Johns Mimik zwar kaum erkennen, aber aus Erfahrung wusste ich, wie er gerade aussah. Er kaute das letzte Stück seiner Waffel extra lange, was mir wieder ein Schmunzeln entlockte, weil es mich nicht überraschte.
Verdammt, ich kannte den Kerl wirklich in und auswendig
„Dann anders, warum redest du auf einmal wieder mit mir?", half ich ihm aus, ohne die ursprüngliche Frage zu vergessen. Wir würden darauf noch zurückkommen, nur eben vielleicht gleich.
Ich habe einfach gemerkt, dass es wichtigere Dinge als Fussball gibt."
Mein Herz setzte für einen Moment aus. Das Gespräch ging schon einmal in die richtige Richtung.
„Und, dass es vielleicht auch wichtigere Dinge, als die Meinung anderer gibt", fügte John hinzu.
Wieder. Herzaussetzer. Bitte. Lieber Gott. Bitte.
John drehte seinen Kopf zu mir.
„Ich habe keine Lust drum herumzutänzeln, so zu tun, als wäre nichts zwischen uns oder dich komplett aus meinem Leben zu streichen.
Ich habe gedacht, dass ich die CL oder die EM gewinnen muss, um glücklich zu sein, jetzt habe ich beides verloren und irgendwie stimmt es mich kaum unglücklich im Vergleich dazu, wie unglücklich ich war, als ich nicht tagtäglich mit dir gesprochen habe."
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, deswegen wanderte ich mit meinen Fingern über den Tisch, bis sie gegen Johns Hand stießen und sich unsere Finger automatisch verkreuzten. Und das war mir dann auch schon Antwort genug darauf, was John mir wohl vorhin sagen wollte.

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So finally ist der Os Ready. Wie lang ist das Finale jetzt her? 😅 upsi
Nevertheless hoffe ich, dass euch der OS gefällt und joa, lasst mir gerne Feedback da.
Wie ich schon einmal sagte, I'm in Love mit England, also wird dazu wohl mehr kommen
Aber jetzt bin ich ab Freitag ENDLICH im Urlaub, in Italien und maybe catcht mich der italienische Charme für ein paar Os Ideen. Wir werden sehen (oder für eine halbe Millionen Trikots....)

fussball oneshots ; boyxboy ✔︎Where stories live. Discover now