Kapitel 18 - Das Wiedersehen

41 6 4
                                    

Tropfen.

Das klare Schallen von herunterfallenden Tropfen klang deutlich in meinen Ohren. Immer und immer wieder. Es hatte eine beruhigende Wirkung und ließ mich langsam meine Augen öffnen. Benommen drehte ich den Kopf und starrte direkt in die Dunkelheit.
Mein Körper schmerzte und mein Kopf fühlte sich an, als würde er kurz davor stehen zu platzen. Ich wollte nach meiner Stirn greifen, aber konnte es nicht. Durch die aufkommende Panik wurde ich mit einem Mal wach und bemerkte meine gefesselten Hände hinter meinem Rücken. Ich lag auf einem alten, klapprigen Bett ohne Decke und ohne Kissen.
Es gelang mir trotz meiner Schmerzen mich auf die Seite zu winden und mich so in eine aufrechte Position zu drücken. Ich sah gegen altes Gestein, weit über mir ein schmales, kleines Fenster mit altem, dichtem Glas und Gitterstäben davor.
Mich überkam ein grauenhaftes Gefühl. Es ließ mich zittern und die Kälte um mich herum deutlicher spüren. Ich senkte verzweifelt den Kopf und schloss die Augen. Womöglich träumte ich nur hiervon und in Wirklichkeit lag ich seelenruhig in meinem Bett. Bitte nicht ... Ich fehlte mich zu irren und wandte mich langsam um, damit ich sehen konnte, was ich nicht sehen wollte. Mir lief es kalt den Rücken hinab, als ich hinter die Gitterstäbe in den großen Raum voller Maschinen und dem großen Metalltisch sah.
Kopfschüttelnd presste ich mich an die Steinwand hinter mir, während sich Tränen der Angst in meinen Augen sammelten und ich den Blick nicht von diesem Alptraum abwenden konnte. Die einzelnen Lichter funkelten in der Dunkelheit und schienen mich geradeheraus anzustarren.
Dann hörte ich wieder einen Tropfen fallen. Jetzt waren diese Tropfen alles andere als beruhigend. Ich musste sie nicht sehen um zu wissen, dass sie sich in einer Pfütze sammelten. Mein Herz schlug mir schmerzhaft gegen die Rippen und der Schmerz an meiner Schulter breitete sich über meinem Körper aus.
Ich konnte es nicht glauben. Selbst wenn, hatte ich keine Kraft es glauben zu wollen. Die Mafia hat mich hierhergebracht. Dieser Gedanke war der einzig klare den ich fassen konnte. Es schmerzte mich und ich fühlte mich verraten. Wieso? Was habe ich getan? Welchen Grund hatte die Mafia mich ohne Anhörung direkt hierher bringen zu lassen? Zurück an jenen Ort, dem ich gerade erst entkommen war.
Trotz meiner Fassungslosigkeit wagte ich mich einen Fuß auf den Boden aufzusetzen, dann den zweiten.
Je schneller ich hier wieder wegkam, desto eher entkam ich der Hölle, die hier auf mich wartete. Mit langsamen Schritten kam ich dem Gitter näher und suchte mit dem wenigem Licht, das mir zur Verfügung stand, eine Möglichkeit, um dieses Gitter aufbrechen oder gar durch ein Loch hindurch schlüpfen zu können.
Aber diese Möglichkeit blieb aus. Je näher ich dem Gitter kam, desto fragwürdiger wurde das Geräusch, dass ich direkt vor mir hörte. Es war viel zu nah, als dass ich glauben konnte, dass es von den Maschinen auf der anderen Seite kam. Mich beschlich das ungute Gefühl das Gitter lieber nicht anzufassen. Wurde es ausgetauscht? Wenn dem so war, dann würde das summende Geräusch dem eines Elektro-Zaunes gleichkommen.
„Das ist doch nicht wahr ...", wimmerte ich und stieß meinen heißen Atem aus. Kraftlos ließ ich mich wieder auf das Bett nieder und blickte auf meine nackten Füße.
Ich spürte in mir die altbekannte Hilflosigkeit aufkommen, die diese Zelle beherrschte und ich ließ mich gemeinsam mit ihr auf die Seite fallen. Dann bemerkte ich ein kleines rotes Funkeln, weit oben in der Ecke der Zelle.
Es war mir nicht möglich hier rauszukommen, niemals. Ein neues Gitter, das Strom geladen war, die Kameras und mit meinem noch halb benebeltem Ich, machte es die Flucht nicht möglich. Dabei wollte ich nicht tatenlos hier sitzen und darauf warten, bis endlich jemand hier herunterkam und mich erneut die Qualen spüren ließ. Genauso war es vergebend, dass mich einer retten würde. Da war niemand. Auf die Mafia konnte ich nicht zählen, weil sie mich hierhergebracht hatten. Aber warum? Wieso hatten sie mich nicht gleich exekutiert? Was machte es ihnen den Aufwand wert, mich hierher zurückzubringen?
Tränen sammelten sich erneut in meinen Augen und fielen herab, als mir Kouyous Warnung in den Sinn kam. Was hab ich nur getan?

𝖲𝖾𝖼𝗋𝖾𝗍 | 𝖵𝖾𝗋𝖽𝗂𝗋𝖻 𝗆𝗂𝖼𝗁 𝖻𝗂𝗌 𝗂𝖼𝗁 𝖽𝗂𝗋 𝗀𝖾𝗁ö𝗋𝖾Where stories live. Discover now