Kapitel 4 - Ihre Ankunft

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Der Flug verlief unerwartet ruhig, mehr oder weniger. Nach gut zwei Stunden, legte man mir eine Stapel Blätter auf meinen Platz und erwartete das bis zu unserer Ankunft in Japan durchgelesen zu haben. An sich kein Problem, ich las gerne, wenn es mich interessierte und es mein Buch wäre, dass unter dem Stapel verschwand.

Beim genauer hinsehen, war es kleingedruckt und nach dem durchzählen fragte ich mich, ob ich es schaffen würde diese Menge an Seiten bis zur Ankunft gelesen zu haben. Ich überflog manche Teile, die ich mir selbst erschließen konnte und nach dem zweiten Paragraphen überkam mich ein Anflug von Spott. Gingen diese Seiten wirklich darum, wie ich mich zu benehmen hatte?

Dafür gibt es Erziehung! Zugegeben meine Erziehung ließ zu wünschen übrig, wenn man sie damit verglich was man unter Erziehung auch verstand, aber ich bezweifelte stark dass ich mich nicht benehmen konnte bei einem Essen! Wenn ich ihm so peinlich bin, wieso muss ich dann mit?
„Ist ja nicht so als wäre dort jemand, denn ich den Hals umdrehen wollte ...", meinte ich trotzig und legte die ersten Blätter zu Seite. Überflieg sie wenigstens, sodass es den Anschein von Benehmen hat. Mein Blick fiel zur Decke und ich erkannte die kleine Glaskugel in der Ecke sofort. Einfach lesen. So nervig das auch sein mochte.

„Mister Winchester, wir erreichen in Kürze die Stadt Yokohama.", die Stimme der Stewardess von vorhin drang an mein Ohr und ich senkte das letzte Blatt und wandte mich erstaunt nach vorne. Ich konnte meinen Ohren kaum glauben. Ich fiepte leise vor mir hin. Mein Puls schlug höher und ich konnte nicht mehr ruhig sitzen bleiben. Ich konnte es nicht glauben, bald war ich wirklich in Yokohama! Begeistert blickte ich aus dem Fenster und konnte unter mir das Lieblings Land meiner Mutter betrachten. „Endlich."

„Miss?" Ich zuckte zusammen, als die Stewardess plötzlich an meinem Platz stand. Ich richtete mich wieder auf und nahm das letzte Blatt wieder in die Hand. Fragend blickte ich zu ihr hoch. „Bitte bereiten sie sich für die Landung vor, wir erreichen in Kürze Yokohama." Dann wandte sich die Brünette wieder ab und ich packe alles zusammen, ging schnell den letzten Teil des Blattes noch durch und legte den Stapel ordentlich neben mich. Tief atmete ich die Luft ein und aus. Yokohama. Mir wurde in diesem Moment bewusst, dass ich wirklich Europa verlassen und wahrscheinlich nie wieder zurückkommen würde.

„Melde dich aber bei mir, ja?"

Wenn ich das überhaupt überlebe. Ich hatte keine Ahnung was mich dort erwarten würde. Wer wusste schon, warum ich eigentlich mitkommen sollte. Geschäftsessen waren Alltag für meinen Vater, ich wurde sonst auch nie gebraucht. Symbolisch? Fragte ich mich innerlich, aber schob das wieder beiseite, warum sollte ich? Oder was sollte ich symbolisieren? Definitiv keine fröhliche Familie.

Plötzlich spürte ich einen Druck auf meinen Körper und durch mein vereistes Fenster konnte ich erkennen, wie wir langsam zum Landen einsetzten. Mit jeder Sekunde wurde ich nervöser und konnte mich kaum ruhig auf dem Sitzt verhalten. Ich brauchte dringen Beschäftigung. Die Überlegung mein Handy zu nutzen und Musik zuhören schien verlockend, aber es würde nun nicht mehr zu entspannt ablaufen wie vorher im Auto.
Nun musste man sich wohl oder übel irgendwie mit mir zufriedengeben und ich bezweifelte, dass ich aus paar Seiten Papier herausfand, was mich heute Abend erwarten würde. Oder war es erst morgen?

Ich zerbrach mir in letzter Zeit wirklich oft den Kopf, eigentlich nur noch. Ich kanns kaum erwarten das erste weiße Haar zu kriegen.
Neben mir entdeckte ich die Landebahn und wenige Momente später, rollte der Jet über diese Bahn und kam zum Stehen. Als das Signal kam sich losschnallen zu dürfen, tat ich das direkt und erhob. Mich langsam von meinem Platz. Meine Beine zitterten leicht und ich hatte dieses Gefühl im Magen vor Aufregung gleich zu platzen! Es fühlte sich jedoch so an, als würde eher mein Kopf als mein Bauch gleich platzen und ich schwankte kurz hin und her. War ich womöglich Flugkrank?

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