15 | Arschloch-Sein macht auch hässlich

5.4K 292 118
                                    

Ich versuchte mit allem, was ich in mir hatte, Bash nicht wütend anzustarren. Er machte es mir tragischerweise aber nicht einfach. Ständig hatte er etwas zu meckern und mir platzte langsam der Kragen. »Vielleicht sollten wir die Schrift doch wieder zu der von vorher ändern. Das hat besser ausgesehen.«

Meine Finger verkrampften sich über der Tastatur. Es war Freitag-Morgen und ich war ausgelaugt. Dazu kam noch, dass wir eine Power-Point-Präsentation erstellen wollten. Addie und Delilah hatten sich bereits an unser neues Projekt gesetzt, Bash und ich waren verantwortlich für die Beendung dieses Projektes. Es war zwar nicht mehr viel Arbeit übrig, aber er machte mich fertig, weil er so anstrengend war. Ich hatte nur zugestimmt, weil ich Deli ihren Moment mit Addie lassen wollte. Irgendwie hatten wir einen Plan gemacht, wie sie herausfand, ob es eine Möglichkeit gab, dass Addie auch auf Frauen stand und heute ging es um die Wurst. Es machte Bash trotzdem nicht erträglicher.

Ich hatte mich schon vorher über ihn geärgert, denn ich hatte versucht, mit ihm über Schuluniformen zu diskutieren und das war mächtig schiefgelaufen. Genau genommen hatte es sogar in einem riesigen Streit geendet und erst Illian hatte es geschafft, uns vor den Beleidigungen zu retten, welche wir uns an den Kopf geschmissen hatten. Mein schlechtes Gewissen hatte sich nachher direkt gemeldet, allerdings hatte ich es gekonnt ignoriert. Ich war ein Mensch, der nach Instinkten handelte. Und wenn sich etwas falsch anfühlte, dann ignorierte ich dieses Gefühl nicht. Bashs Ansichten hatten sich falsch angefühlt und ich hatte versucht, ihm meine näherzubringen. Fazit war, dass ich ihn nach dieser Sache ein Stück weniger attraktiv fand. Vor allem sein stetiges, überlegenes Grinsen hatte heute eine penetrante Wirkung auf mich und ging mir auf die Nerven. Ich konnte verstehen, wieso River nicht mit seinem Bruder abhing, wenn er in der Öffentlichkeit war. Ich glaubte kaum, dass er auch privat so anstrengend war. Am Strand, als wir Volleyball gespielt hatten, hatte er sich nämlich ganz anders verhalten. Dieser Bash war angenehm, lieb und witzig gewesen. Die Schulversion von Bash ging mir einfach nur noch auf die Nerven. Ich hatte geglaubt, dass ich ihn vorher falsch verstanden hätte und er gar nicht so polar dachte, aber da hatte ich mich getäuscht.

»Wir ändern die Schrift jetzt nicht mehr, Bash. Du hast sie ausgewählt. Wenn du daran etwas auszusetzen hast, kannst du dich am Schluss allein darum kümmern«, knurrte ich also als Antwort. Danach hielt er die Klappe darüber. Aber er hörte nicht auf zu meckern. Die Textgröße war nicht gut. Wir sollten als Aufzählpunkte lieber Farbkleckse als Pfeiler benutzen. Die Bildschirmhelligkeit des Computers blendete ihn. Am liebsten hätte ich ihm das verdammte Teil an den Kopf geworfen, aber ich hielt mich zurück. Ich blendete die meisten seiner Kommentare aus, aber er war trotzdem noch ein Hampelmann. Er spielte ständig mit seinem Stift, welcher beinahe jedes Mal auf den Boden flog. Er fuhr sich immer wieder durch seine Haare und sah am Ende des Tages immer noch gleich aus. Wie hätte ich mich denn bitte nicht darüber aufregen sollen? Ja, er sah gut aus. Aber von Nahem sah sein Haar nicht mehr wie warmer, schöner Sand aus, sondern wie der nasse, klebrige und dazu noch unendlich nervige, der sich nach einem Strandbesuch auf dem Boden der Dusche blieb. Und seine Klamotten ließen ihn nicht mehr lässig, sondern nervig erscheinen. Verdammt aber auch.

»Ich denke, dass wir hier fertig sind«, beschloss ich irgendwann. Ich hatte nicht mehr die Nerven, ihm bei seinem dekadenten Gelaber zuzuhören. Heute war ein Football-Spiel, bla bla bla. Gegen irgendeinen wichtigen Gegner, den das Schulteam seit Ewigkeiten nicht mehr geschlagen hatte. Alle waren nervös und so weiter und so fort. Ich stellte meine Ohren auf Durchzug und schickte Deli eine Sicherheitskopie, bevor Bash noch auf die grandiose Idee kam, etwas zu ändern und dann meine ganze Arbeit zu ruinieren. Ja, meine Arbeit, denn er selbst hatte kaum etwas geleistet, sondern nur gejammert. Sobald die Schulglocke läutete, stürmte ich bereits aus dem Raum und sprintete in Windeseile zu Rivers Spind, weil ich noch etwas reinwerfen musste, bevor mich die drängende Masse von Schülern noch zerquetschte.

Kiss Me On PaperWo Geschichten leben. Entdecke jetzt