32 | Zwischen den Spinden

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Die Traurigkeit hatte sich von Illian auf mich übertragen, was ich auch merkte, als ich mich zu River gesellte, der geduldig vor meinem Spind wartete. Er hatte sich locker daran gelehnt und sah forschend durch die Hallen, bis sein Blick mich fand. Er begrüßte mich mit einem sanften Lächeln, das mich sofort beruhigte. Es war schön zu wissen, dass er noch immer für mich da war und mich erwartete, selbst wenn Spannungen in unserer Freundesgruppe existierten. Rivers Präsenz war wie ein sicherer Hafen für mich – ein Anker, genau wie wir es uns mit den Armbändern auch versprochen hatten.

»Wie schlimm ist es gewesen? Lebt er noch?«

Ich rollte mit den Augen. »Ich hätte ihm schon nichts getan, Riv. Er ist mein bester Freund. Ich habe aber mit ihm geredet.«

»Und?«

»Er ist traurig, weil er glaubt, dass Frankie vielleicht nicht mit ihm zusammen sein möchte, obwohl sie vorhin ja gesagt hat.«

»Stimmt das denn?«, fragte er weiter.

»Wird das ein Verhör?«, scherzte ich, worauf er nur eine Augenbraue in die Höhe zog.

»Ich möchte nur herausfinden, ob ich Illian heute vielleicht einen Besuch abstatten soll und mit ihm Eis mästen muss, damit er morgen wieder halbwegs ein Mensch ist.«

»Das würdest du für ihn machen?«

»Ja, obwohl er es nur mäßig verdient hat. Wir sind ebenfalls befreundet, Darling. Zumindest mehr oder weniger. Also?«

»Ja, Frankie möchte nicht mehr mit ihm zusammen sein. Oder zumindest möchte sie diese On-Off-Beziehung nicht mehr führen. Ich weiß nicht, wie sie sich das genau vorstellt. Aber du hast ja selbst gesehen, dass sie nach dieser Liebesbekundung nicht unbedingt Luftsprünge gemacht hat.«

River zuckte mit den Schultern und strich mir gedankenverloren eine Haarsträhne hinters Ohr. »Natürlich habe ich das. Jeder außer Illian hat es gesehen. Es war nicht unbedingt die Klügste Variante, mit Frankie umzugehen. Du hättest ihren Gesichtsausdruck sehen müssen, als jemandem während der Stunde Happy Birthday gesungen wurde.« Ich lachte. »Aber so gut wie du das am Samstag gesungen hast, wird es sowieso niemand jemals nachmachen können.«

Womit das Lachen sofort in meinem Hals steckenblieb und ich zu einer Tomate mutierte. »River! Du hast das gehört? Wieso hast du mir nichts gesagt?«

»Weil es süß war. Deine Mom hat gesagt, dass du eine weitere Phase des Wahnsinns durchmachen würdest und dass ich es am besten ignorieren sollte.« Er grinste mich an und ich verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. Jetzt verbündete er sich auch schon mit meinen Eltern? Das war nicht fair.

»Ich kann überhaupt nicht singen. Ist dir das nicht aufgefallen, während du geglaubt hast, dass es süß sei?«

Er brach in Gelächter aus und zwickte mir in die Wangen, die immer heißer wurden. Ich würde nie wieder singen, so viel war klar. »Natürlich ist es mir aufgefallen. Das hat es nur noch lustiger gemacht.«

»Du bist gemein!« Ich vergrub mein Gesicht weinerlich in meinen Händen.

»Ich bin trotzdem dein Lieblingsmensch.«

Ich verdrehte die Augen und schob ihn sanft zur Seite, damit ich mein Mathebuch aus dem Spind holen konnte. »Bescheiden wie eh und je.«

»Immer doch. Ich wollte auch noch etwas mit dir besprechen, Dar. Wegen Samstag ...«

Ich winkte ab. Ich hatte dieses Gespräch in den hintersten Winkel meines Gedächtnisses geschoben. Es war praktisch, wenn man seine Probleme einfach ignorieren konnte.

»Ist kein Ding, ehrlich.«

»Doch. Ist es. Ich wollte dich nicht mit meiner Meinung bedrängen. Ich wollte dir helfen. Ich habe nicht besonders viel darüber nachgedacht, aber ich habe jedes Wort ernst gemeint. Wenn du etwas so sehr liebst wie das Fotografieren, dann solltest du dich nicht davor fürchten, was die Risiken sind, sondern deinem Herzen folgen.«

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