Kapitel 13

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Im Wahnsinn

I lost my mind
But I'm doing just fine
Yeah, I'm doing just fine
I don't need my mind

*

P.O.V.: Olivia Ortega

*

Ich habe mich schon häufig in meinem Leben eingeengt gefühlt. Die Zeit in Minnesota nach Mums Tod forderte ihren Tribut, indem sie mir die Luft zum atmen nahm. Panik bekam ich auch in meiner ersten Clubnacht, als ich Charlie in der Menge verlor und mich plötzlich an einem wildfremden Ort in einem Meer von Menschen wieder fand. Oder jedes verdammte Mal, wenn Toby -einer meiner Mitschüler- mich nach einem Date gefragt hat oder mit mir Lernen wollte. Und man musste ihm wirklich zugute halten, dass er mich seit zwei Jahren bald mindestens zweimal im Monat darum bat. Und an bestimmten Ereignissen wie der Frühjahrsball auf dem Campus fragte er mich zusätzlich noch einmal.

All diese Male fühlte ich mich psychisch eingeengt, aber nicht nie physisch. So wie jetzt. So wie hier. In diesem dunklen Zimmer, an dessen kaum vorhandene Helligkeit sich meine Augen nur langsam gewöhnen. Dicht gepresst an der Tür, Louis Körper hinter mir, sein Knie zwischen meinen Beinen. Ich bin komplett an der Tür fixiert, während sein heißer Atem über meinen Nacken gleitet und er anschließend sein Gesicht in meinen Haaren vergräbt. Tief einatmet, während ich meinen anhalte.

Meine Gedanken rasen, überschlagen sich und stolpern übereinander, während ich angestrengt versuche die Situation zu erfassen und einzuordnen. Doch es möchte mir einfach nicht gelingen. Dazu ist sie zu absurd, zu falsch, zu surreal.
Alles wirkt so unecht, daher kommt es wohl auch dazu, dass ich beginne mich unter seinen Berührungen zu winden.

Einerseits zergehe ich in seiner Nähe, andererseits wünsche ich mir, er würde mich loslassen und Abstand von mir nehmen. Seine Finger brennen sich in meine Handgelenke, sowie an meiner Kieferlinie, die er federleicht entlang fährt und mein Gesicht zur Seite dreht.
Er kommt mir näher. Mit seiner Stirn lehnt er an meiner, seine Nase streift meine und seine Strähnen fallen uns in die Stirn.

Wir teilen uns die Luft beim atmen und ich traue mich kaum, mich zu rühren.
Als seine vollen Lippen meine jedoch steifen, werde ich leicht panisch und wispere haltlos an seinen Mund: "Ich verstehe nicht-", weiter komme ich jedoch nicht.

Denn im nächsten Moment japse ich aufgeregt nach Luft, als er mich blitzschnell dreht und grob gegen die Tür presst. Sein Knie wieder eindringlich an meiner Mitte, raubt mir erneut meinen Atem und er zieht scharf die Luft ein.

Seine Lippen liegen auf meinen.
Pressen sich darauf, unnachgiebig, fieberhaft, beinahe schmerzvoll.

Dann jedoch werden seine Lippen kurz weicher, geben mir das Gefühl, ich kann mich den Kuss hingeben, in ihn fallen lassen. Diese Sanftheit lockt mich aus der Reserve, sodass er hinterlistig wie er ist den Moment nutzt und mir auf die Unterlippe beißt, daran zieht, während er sein Knie leicht anhebt.

Überwältigt von diesen unbekannten Empfindungen öffne ich stöhnend meinen Mund. Ich spüre ihn daran kurz lächeln, bevor seine Zunge hervorschnellt und in meinen Mund gleitet.

Nie zuvor wurde ich so geküsst. Wenige Male waren ein Jahr zuvor. Ich ging auf ein Date mit einem recht süßen Typen, den ich eines Abends in einer Bar Londons Altstadt kennenlernte.
Kilian war ein anständiger, etwas schüchterner Junge, dem ich niemals zugetraut hätte, dass er den ersten Schritt machen und mich küssen würde.
Und aus genau diesen Grund war ich auf nur bereit, mit ihm auf ein Date zu gehen.

butterfly effect Where stories live. Discover now