K A P I T E L Z W E I

130 5 0
                                    

Ich kehrte nach Hause zurück, war aufgeregt, aber auch irgendwie voller Vorfreude. Ich meine, ich wäre frei, wäre ungebunden, niemand könnte mir mehr etwas vorschreiben. Außer vielleicht der Mensch, der sich mit mir eine Wohnung teilen muss. Aber daran wollte ich jetzt nicht denken. Molly stand in der Küche, schrie irgendwem was nach, ich konnte und wollte es nicht verstehen. Ich ging die unförmige Treppe hinauf, in Ronalds Zimmer und rieb mir nervös die Hände. Gleich würde es so weit sein. Ich würde mit ihm Schluss machen. Und dann würde ich abhauen, irgendwohin, wo er mir nicht mehr nachlaufen kann und mich nerven kann, mit seiner Unwissenheit und Verdrängens.
Sofort rannte Ronald erregt, während er ihr näher kam und an die Brust fasste. „Ahh Hermine, du bist endlich da… Hol mir einen runter. Jetzt. Jetzt. Jetzt!“, rief er und sah mich verschlagen an. Ich gehorchte ihm absolut nicht und machte nicht was er mir ‚befohlen‘ hatte. Selbstsicher rief ich: „Nein, das werde ich nicht! Ich mache Schluss! Ich werde auch nicht zu dir zurückkommen!“ Ronald wurde sofort aggressiv. „Du Hure! Du Schlampe! Du bist immer zurückgekommen! Wie lange willst du diesmal wegbleiben? Drei Tage? Vielleicht vier? Hm? Ich warte auf eine Antwort! Du kommst zurück, du brauchst mich, das weiß ich!“, der Rotschopf passte nun immer mehr zu seiner Gesichtsfarbe. „Ich komme nicht zurück, ich brauche dich nicht und das weiß ich. Ganz sicher. Du kannst lange warten, Ronald Weasley, bis ich wieder zu dir komme!“, schrie ich den Schluss aus und packte meine wichtigsten Sachen zusammen. Es wurde mir zu viel. Wie konnte ich diesen Kerl nur ein ganzes Jahr aushalten? Ich wurde von hinten an den Schrank gepresst, umgedreht und geschlagen. „Du Hure! Du Schlampe! Wie oft hattet ihr schon, dass du mich jetzt verlässt!?“, Beleidigungen prasselten auf mich ein, doch mir war das alles egal. Es war aus, und er wollte es nicht akzeptieren. Auf das wollte ich aufbauen und so trat ich ihn mit aller Kraft zurück, er landete auf dem Boden und ich riskierte nicht einen Blick zurück. Es war mir so egal. So verdammt egal. Sollte er doch ruhig einige Minuten bluten. Ich hatte es immerhin ein ganzes Jahr lang getan. „Denkst du, du kriegst mich so leicht los?“, fragte er laut und drückte ihr die Luft ab. „Du hast mir nichts zu sagen!“, schrie ich und schlug in seine Magengegend. Anscheinend sehr heftig, denn er ließ augenblicklich von mir ab und ich konnte weiterlaufen. Kurz nachdem ich den Fuchsbau verlassen hatte, disapparierte ich und erschien vor Ginnys und Harrys Haus. Nach einer kurzen Verschnaufpause klingelte ich und wartete, hoffte, dass jemand mir öffnen würde.
„Herms?“, fragte eine weibliche Stimme, die ich Ginny zuordnete und umarmte sie. „Was machst du denn hier?“, fragte sie weiter und zog mich, mitsamt meinen Sachen ins Haus und setzte mich auf die Couch. „Ich hab mit Ronald Schluss gemacht…“, gab ich zur Antwort und hoffte, dass sie mir nicht böse sein würde. Immerhin war es ihr Bruder und bei den Weasleys stand die Familie immer ganz oben. Aber zu wem hätte ich denn sonst gehen sollen? Snape? Niemals. Wäre auch sehr komisch, wenn ich ihn nach Rat fragen würde. Ich lachte leicht und erntete dabei einige komische Blicke von Harry und Ginny. Ich wank ab und begann von Ron und mir zu erzählen. Schockierte Blicke von Harry sowohl auch von Ginny ließen mich erkennen, dass Ronald nur zu mir so war. Also glaubte ich zumindest.
„Ich werde jetzt mit einem mir Fremden in eine Wohnung ziehen, ist sowas wie eine Therapie. Für uns beide. Ich glaube ich kann jederzeit gehen, aber wenn ich was erreichen will, muss ich da auf jeden Fall bleiben.“, informierte ich die beiden und wartete auf eine Antwort. „Also… Das ging… ziemlich schnell. Glaubst du denn nicht, dass du zu schnell handelst Hermine? Ich meine… Du machst mit Ron Schluss, erzählst uns aber eine Woche vorher noch, dass du ihn mit vollem Herzen liebst? Bist du dir sicher?“, äußerte Harry seine Gedanken. „Es geht nur mich was an, das was zwischen Ronald und mir gelaufen ist. Er hat euch nur was vorgespielt, wirklich“, versuchte ich mich durchzusetzen. Sie glaubten mir nicht. Ist auch egal. Sie sind aber trotzdem meine besten Freunde und ich wüsste auch sonst nicht, wo ich hin sollte, denn zu Ron gehe ich ganz sicher nicht mehr zurück. Heute, morgen und auch übermorgen nicht. Er sollte schon noch sehen, was er an mir hatte, denn der Sex war sicher nicht, weshalb ich oder er es miteinander ausgehalten hatten. Vielleicht weil er dachte, es würde gut sein. Ich aber hatte mir immer einen Mann gewünscht, der für mich da wäre und nicht nur mit mir zusammen ist, sondern auch mein bester Freund ist… Doch das gab es nur sehr selten und Ronald war ganz sicher nicht dieser Jemand. Mit ihm wollte ich nichts mehr zu tun haben. Sicher knutschte er jetzt mit Lavender rum, ich hatte schon seit längerem den Verdacht, dass zwischen den beiden etwas laufen würde, doch solange er mich nicht damit volllaberte, war mir das relativ egal. Auch wenn ich Wert auf Treue legte, so war mir das trotzdem unwichtig. Es schmerzte, dass der eigene Freund jemanden betrog, ja, aber nicht so ein Freund. Der einen die ganze Zeit ausnutzte und versuchte jemanden für sich zu gewinnen, aber mit Methoden, vor denen die allermeisten zurückschrecken würden. Immer, wenn ich sein Zimmer betreten hatte, trat ein Glitzern der Lust in seine Augen und ich hatte augenblicklich das Bedürfnis aus diesem Zimmer, diesem Haus zu verschwinden. Und jetzt, ein Jahr später, hatte ich es geschafft, aus diesem ganzen Farce auszubrechen, ihn hinter mir zu lassen und mich dabei sogar gut zu fühlen. Ich hatte dieses Gefühl der Hilflosigkeit abgeschüttelt, und dem nächsten Mädchen, dass er sich griff, zurückgelassen…

Say it twice | Sevmine | PausiertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt