K A P I T E L D R E I

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Ich fand mich in dem Gästezimmer wieder. Langsam lief ich auf und ab in der Hoffnung die ganzen Fragen die in meinem Kopf herum schwirren endlich beantworten zu können. Aber wie jedes mal konnte ich meine Fragen einfach nicht beantworten. Es waren zu viele und zu komplizierte Fragen. Fragen die man nicht einfach so beantworten könnte. Ein klopfen riss mich aus meiner Gedankenwelt. "Ja?" Rief ich fragend. "Ich bin's." Rief Ginny. Ich fragte mich wie ich sie am besten abwimmeln könnte. "Jetzt nicht." Rief ich also. "Ich wollte bloß sagen dass es bald Essen gibt." Sagte sie und dann hörte ich Schritte die von meiner Tür weg führten.

Erleichtert atmete ich aus und ließ mich auf das Bett sinken. Ich habe wirklich Schluss mit Ronald gemacht. Dieser Fakt konnte irgendwie nicht in meinem Kopf ankommen. Seit dem Krieg fühlt sich alles so unrealistisch an. Jeder Atemzug. Jeder schöne Moment. Jedes lachende Kind das an mir vorbei läuft. Es ist so unrealistisch. Wir, die im Krieg dabei waren, sahen wie das Leben wirklich ist. Das Leben ist grauenvoll wenn man zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Harry hat alles gut überstanden. Ginny und Harry planen sogar eine Familie zu gründen.

Ronald wurde aggressiv. Aggressiv. Sexsüchtig. Gewalttätig. Ich schloss meine Augen und sah vor meinem innerem Auge wie Ronald vor mir stand. Mit dem glitzern der Lust in seinen Augen. Wie er sich immer über die Lippen geleckt hat und schließlich auf mich zugekommen ist. Ohne auch nur einmal nach meiner Bestätigung zu suchen hat er sich an meinen Klamotten zu schaffen gemacht. Schnell öffnete ich meine Augen. Ich wollte jetzt nicht meine gesunden Gehirnzellen mit diesem Scheiß belasten. Mein Blick wanderte durch den Raum. Nichts besonderes. So wie jedes Gästezimmer eben. Ein Bett. Ein Schrank. Ein Nachttisch. Ein Teppich. Mehr bracht ein Gast auch nicht.

Dann sah ich aber etwas was mich traurig werden ließ. Ich stand auf und ging zum Fenster. Dort lehnte ein magisches Bild. Von dem überall bekannten goldenem Trio. Wir drei lachten in die Kamera. Ich konnte mich sehr gut an die Situation erinnern. Es war an dem Tag bevor der Winterball los ging. Wir waren glücklich und haben gelacht. Dann hat Ronald wegen meiner Begleitung alles für mich kaputt gemacht. "Du verbündest dich mit dem Feind!" Äffte ich Ronald nach und musste lachen. Ich hörte meinen Magen knurren weshalb ich mich dazu aufraffte in die Küche zu gehen.

Dort setzte ich mich an den Tisch und sah zu Harry und Ginny die am essen sind. "Hey Mine." Begrüßte mich Harry. "Hast du Hunger?" Fragte Ginny sofort danach. "Hi Harry. Und ja, mittlerweile habe ich auch ein bisschen Appetit bekommen." Log ich den beiden ins Gesicht. Hunger hatte ich. Aber Appetit? Der war nicht vorhanden. Die Erinnerungen sind in meinem Kopf einfach noch zu präsent. Ginny schöpfte mir etwas Kartoffelpüree und Erbsen auf meinen Teller. Dankend nahm ich diesen auch an. Mit der Gabel stocherte ich erst nur im Essen herum. Aber dann fing auch ich an zu essen.

Nach einiger Zeit war ich endlich fertig mit dem Essen. Für so einen Schwachsinn wollte ich eigentlich keine Zeit verschwenden aber Naja. Ich möchte schließlich vieles nicht wenn der Tag lang ist. Langsam stand ich auf und räumte meinen Teller weg. Harry und Ginny haben sich zurückgezogen was für mich auch komplett okay war. Nachdem mein Teller sauber im Schrank stand machte ich mich auf den Weg in den Flur. Dort zog ich meine Schuhe an und auch eine Jacke. Schnell verließ ich das Haus. Es schneite. Der Schnee rieselte vom Himmel herunter und verirrte sich in meinen Haaren.

Ein kleines lächeln schlich sich auf meine Lippen. Der Schnee war bezaubernd. Und dieser Moment war so schön für mich dass es sich schon wieder unrealistisch anfühlte. Langsam lief ich durch die Straßen. An einem Park angekommen setzte ich mich auf die Bank. Mir war zwar kalt aber ich wollte noch nicht zurück. Diesen Moment wollte ich voll und ganz auskosten. Viele Menschen liefen an mir vorbei. Einige waren Kinder. Die Kinder tollten im Schnee und bewarfen auch mit Schneebällen. Einige waren Erwachsene. Erwachsenen die durch den Park hetzten um schnell nach Hause zu kommen. Dabei bekamen sie nicht mit wie schön die Natur doch sein kann.

Andere Erwachsene schlenderten durch den Park und genossen die naturelle Schönheit. Einer stach mir sofort ins Auge. Er war ungefähr genauso groß wie ich, hatte dunkel blondes gelocktes Haar und Augen so blau wie Eis. Seine Erscheinung war Symphatisch. Aber der Grund warum er mir sofort auffiel war dass er die Schönheit der Natur genauso genoss wie ich es tat. Er spielte mit Kindern und lachte mit ihnen. In diesem Moment konnte ich meine Augen nicht von ihm lassen. Erst ein Kind das laut rief riss mich aus meinen Gedanken. "Daddy! Daddy! Guck mal ein Baby Schneemann! Den haben Mommy und ich gebaut!"

"Super hast du das gemacht." Rief der junge Mann. Der hat aber früh Kinder gekriegt. Aber dafür sieht es so aus als währen sie glücklich. In diesem Moment fühlte ich trauer. Ich wollte auch immer Kinder bekommen. Aber das Problem ist das ich mittlerweile Angst davor habe mich auf etwas festes einzulassen. Sein Ronald so zu mir ist habe ich mir geschworen dass er mein erster und letzter Freund gewesen sein soll. Aber was soll's dann sterbe ich eben als Single. Vielleicht kann ich ja trotzdem noch Spaß im leben haben.

Und falls der unwahrscheinliche Fall eintreten sollte dass ich doch nicht als Single sterbe, hoffe ich für mich dass es sich lohnen wird mich auf etwas eingelassen zu haben. Irgendwie mag ich es Single zu sein aber irgendwie auch nicht. Das positive ist dass man sich nicht alleine gelassen fühlt. Man hat jemanden an seiner Seite. Das negative: Es kann viel zu schnell vom Paradies zur Hölle werden. Es reicht eine Woche. Mehr braucht es dazu nicht. Aber was soll's. Ich stand auf um mich langsam auf den Weg zurück zu machen. Ich setzte mich in Bewegung und sah zu spät dass jemand dort stand wo ich gerade hin lief. So lief ich in die Person rein. "Entschuldige!" Rief ich sofort und sah in zwei Obsidian schwarze Augen...

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⏰ Last updated: Mar 15, 2022 ⏰

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Say it twice | Sevmine | PausiertWhere stories live. Discover now