42 ~ LEFT OUTSIDE ALONE

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POV BETH

Wasser bedeutet Leben. Leben bedeutet Menschen. Menschen bedeuten Sicherheit. Mit diesem Gedanken und neuer Hoffnung humpelte ich in die Richtung des Plätschern welches immer lauter und lauter wurde je weiter ich ging. Ich musste immer wieder Pausen machen, da der starke Schneefall meine Sicht trübte und ich kaum 10 Meter vor mich sehen konnte. Und dann sah ich ihn endlich.

Vor mir erstreckte sich ein breiter Fluss welcher eine recht starke Strömung aufzeigte. Schnell lies ich mich in den Schnee fallen und trank gierig. Das Eiswasser schmerzte unglaublich im Hals und doch tat es so unglaublich gut endlich etwas zu trinken. Durch die Gier verschluckte ich mich, musste heftig husten und spuckte sogleich etwas Blut aus. Ich musste weiter....auch wenn mein Körper gerade nichts lieber täte als sich aus zu ruhen. Und so stand ich wieder auf und humpelte den Fluss entlang. Meine Angst, das John mir doch noch hinterherkommen würde, die untergehende Sonne und die Hoffnung auf baldige Hilfe, trieben mich voran. 


POV AYA

Seit knapp einer Stunde waren wir wieder am Weg hinab ins Tal. Nachdem mir die Bergrettung nach gründlicher Untersuchung versicherte, das an der zerfallenen Hütte seit Monaten niemand war, traten wir den Heimweg an. Ich war mir so sicher gewesen, Beth oder John hier zu finden, dass mir die Enttäuschung darüber das hier niemand war, sichtlich ins Gesicht geschrieben stand. Die Retter ließen mich in Ruhe und so gingen wir schweigend immer weiter. Inzwischen war schon ein sehr starker Sturm aufgekommen und der Schneefall nahm zu.

Die Sonne war fast gänzlich verschwunden und Ralph, unser Bergführer lotste uns zu einer kleinen Höhle, da er der Ansicht war, das wir heute Nacht zur Vorsicht lieber in einer geschützten Umgebung verbringen sollten. "Die Nacht kann unberechenbar sein. Ein falscher Schritt und wir sind es die Hilfe benötigen"....zwinkerte er mir lachend zu, da er die Stimmung etwas lockern wollte. Ich nickte und alle zusammen stellten wir recht schnell ein etwas größeres Zelt für uns alle auf und platzierten die Schlafsäcke innen. Da ich noch nicht müde war, setzte ich mich zum Höhleneingang, starrte in die Dunkelheit hinaus und ging meinen Gedanken nach. Ich war mir so sicher gewesen Beth hier zu finden. Selbst jetzt spürte ich immer noch dieses Gefühl tief in mir, welches ich die letzten Jahre immer hatte, wenn sie in meiner Nähe war. Die letzten Jahre.....ich hatte soviel Zeit damit verschwendet das angeblich richtige zu tun, und nun war es vielleicht zu spät. Wehmütig erinnerte ich mich an meinen persönlichen Engel und verlor mich in meinen Gedanken..


Vor 8 Jahren

"Schätzchen ist der Tisch fertig?"......"Ja Mam"......."Hast du auch den Rotwein schon aufgemacht?"....."Jaa Mam"......"Und hast du auch...."......"Jaaaaaaa Mam...ich habe alles erledigt"...rief ich ihr leise lachend zu, umarmte meine Mutter und küsste sie auf die Wange. 

"Mam es ist nur eine Frau. Beruhig dich wieder"...lachte ich. "Nur eine Frau? Aya dein Bruder hat noch nie jemanden mit hergebracht. Und nun offeriert er uns einfach so das er seit einem halben Jahr schon eine Beziehung führt mit dieser geheimnisvollen Frau?!? Nur eine Frau.....pffff"...regte sich meine Mam auf und ich musste grinsen. Aber es stimmte schon. Es war komisch. Sonst erzählte mir John immer von seinen Eroberungen und machte keinen Hehl daraus mit wem er schlief. Mir fiel auf, das er sich die letzten Wochen kaum mehr blicken lies und mich öfters vertröstete wenn ich etwas trinken gehen wollte. Also wenn man es so nahm....hatte diese geheimnisvolle Fremde keinen guten Einfluss auf meinen geliebten Bruder. Na mal sehn was der Abend zeigt, und prompt in diesem Moment klingelte es kurz an der Türe und ich hörte wie die Türe geöffnet wurde. Unsere Eltern bestanden darauf das wir als Vorankündigung zumindest anläuteten wenn wir zu Besuch kamen, und nicht einfach reinkamen, auch wenn wir noch unsere Schlüssel hatten.

"Christopher...Christoooopher.....sie sind da...sie sind da"....rief meine Mam ganz aufgeregt zu meinem Dad, der sich schon lächelnd zu uns stellte, mir zuzwinkerte und meiner Mam seine riesigen Hände auf die Schulter legte. Ich sah wie die Anspannung regelrecht von ihren Schultern fiel, sie sich leicht an ihn lehnte und einen Moment die Augen schloss. Ich beneidete meine Eltern um dieses Band, das sie seit knapp 20 Jahren verband. Eines Tages wollte ich so etwas auch haben, aber ich war noch lange nicht bereit für irgendetwas ernstes. Es gab zu viele Ladys das draußen die meine  Aufmerksamkeit brauchten...grinste ich in mich hinein und blickte auf die Wohnzimmer Türe die sich gerade öffnete. John kam lächelnd herein, dicht gefolgt von seiner geheimnisvollen..........Holy Shit......einem Engel......es gab kein anderes Wort für die Person die schüchtern lächelnd neben John stand. Ich weis nicht wie lange ich einfach nur auf diesen Engel starrte ehe ich das räuspern von meinen Dad neben mir hörte und ich mehrmals blinzelt den Blick abwendete.

"Mam, Dad, Schwesterchen...darf ich vorstellen? Das ist Elizabeth Haylee............meine........ Verlobte" ..stolz präsentierte John uns seine Verlo...Moooooooment...bitte was?...."Verlobte?"...platzte es aus mir raus ehe ich nachdenken konnte und alle sahen mich erstaunt an. Verlegen kratze sich John am Kopf und lächelte uns an. "Jaaaaaa ich weis...es kommt überstürzt...und es tut mir auch leid das ich euch nicht eher etwas sagte...vor allem dir nicht Aya......aber ich wollte meinen Schatz einfach nicht teilen. Und als sie vor ein paar Tagen JA sagte....ich war so glücklich. Ich wollte dieses Glück endlich mit euch teilen."

Ich sah John mit einer Mischung aus Erstaunen und Unverständnis an. Wir waren Zwillinge. Wir teilten unser Leben lang alles miteinander. Es gab nie Geheimnisse zwischen uns. Und nun lies er so eine Bombe platzen...ich wusste nicht was ich sagen sollte. Gut das mein Dad für mich einsprang.

"Na wenn das so ist...Willkommen in der Familie meine Liebe. Ich bin Christopher, aber du kannst mich gerne Chris nennen. Und das hier ist meine bessere Hälfte, Elvira."....meine Eltern umarmten die Verlobte meines Bruders, welche sich danach zu mir wandte. 

"Aya? Es tut mir leid das John dir nichts gesagt hat...ich wollte keinen Streit zwischen euch treiben. Ich hoffe dennoch das wir gut miteinander auskommen können und bald darüber lachen können?"...fragte mich der Engel leise mit ihrer süßen Stimme und biss sich nervös auf ihre Unterlippe. Diese Geste reichte aus um mich schwach werden zu lassen, ich riss die Augen auf und keuchte völlig perplex auf. "Aya?".....hörte ich John der sich schützend hinter Elizabeth stellte und mich mit hochgezogener Augenbraue ansah. Er duldete nun keine falsche Antwort. John war nach meinen Eltern, einer der liebevollsten Menschen die es gab, aber er konnte auch anders. Wir gerieten oft in Kneipenschlägereien, nur weil er dachte das ihn jemand schief ansieht. Ich sah zwischen den Elizabeth und John hin und her und seufzte ehe ich lächelte. 

"Entschuldige bitte. Ich war wohl gerade nicht sehr höflich. Lass uns von vorne beginnen...."...ich reichte ihr meine Hand und zwinkerte ihr zu...."Ich bin Aya und der bessere Zwilling von uns beiden" ..sie nahm meine Hand in ihre und ich spürte die Sanftheit ihrer Haut ..."Aya...es freut mich wirklich sehr. Ich bin Beth"...stellte sich mein Engel vor und sah mir liebevoll in die Augen. 


Jetzt

Lächelnd erinnerte ich mich an unsere erste Begegnung auf die kurz darauf die Hochzeit der beiden folgte. Es war eine schwere Zeit für mich damals...welche nur mein Dad mitbekam. Ich wollte meine Gefühle einfach nicht akzeptieren und ertrank sie regelrecht im Alkohol. 

"Aya..so kann es nicht weiter gehen das weist du"...sagte er damals zu mir. Er war der einzige der wusste das ich Bisexuell war und eigentlich das weibliche Geschlecht bevorzugte. Meine Mam war diesbezüglich etwas zu altmodisch und John...für John wäre sowas eine Katastrophe. Ich hasste es immer mich verstecken zu müssen vor ihm, aber er hatte null Verständnis für Menschen die anders waren als er. "Dad...ich liebe sie.....ich weis nicht wie ich es abstellen soll...ich weis nicht was ich tun soll...." schluchzte ich in seinen Arm als er mich nach einem meiner Alkoholexzesse fand. "Ich weis Prinzessin. Und es tut mir unendlich leid das du da durch musst, aber Beth gehört zu John. Da darfst du nicht dazwischen gehen".....versuchte er mich zu trösten und streichelte mir behutsam über den Rücken.

Hätte ich es nur getan.....Beth wäre soviel Kummer und Schmerz erspart geblieben.....ich hätte sie glücklich gemacht....und nun schaffte ich es nicht mal sie zu finden. Seufzend lies ich meinen Kopf auf meine angewinkelten Kniee liegen und sah in die Dunkelheit hinaus.



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