Kapitel 1

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Harry und ich hielten uns so gut es ging von allen fern. Allein Colin kam uns ein paar Mal besuchen und das auch hauptsächlich wegen mir. Es war ganz lustig zu sehen, was Harry und Sirius taten, wenn Colin und ich in meinem Zimmer verschwanden. Ich erwischte die beiden fast immer beim Lauschen, auch wenn sie jedes Mal beteuerten, dass sie nur zufällig vorbei gelaufen waren. "Ich wollte die Wäsche machen", hatte Sirius einmal gesammelt. Ich hatte gelacht und gelacht. "Da musst du aber nach unten", hatte ich irgendwann herausgebracht. "Stimmt", hatte Sirius gesagt und war ganz schnell die Treppe hinunter gehetzt.

Heute war ein sehr heißer Tag. Harry und ich waren draußen unterwegs. Seit den Vorfällen beim trimagischen Turnier - wodurch ich öfters Albträume bekam - nahmen wir unsere Zauberstäbe immer mit nach draußen. Auch, wenn Harry eigentlich nicht zaubern durfte außerhalb der Schule. Notfalls konnte ich uns auch noch verteidigen.

Harry und ich liefen und liefen und irgendwie kam es, dass wir zu einem Spielplatz in der Nähe unseres alten 'Zuhauses' kamen. Drei Kinder spielten auf dem Karussell, ehe sie von ihrer Mutter geholt wurden. Harry und ich saßen auf den Schaukeln. Er sprach nicht mit mir. Ich machte mir Sorgen um ihn. Das alles schien ihn mehr mitzunehmen als mich.

Stimmen lenkten meine Aufmerksamkeit nach vorne. Dudley und seine Gang. "Hallo big D. Habt ihr mal wieder einen Zehnjährigen verhauen?", knurrte Harry. "Na und? Der hatte es verdient", gab unser Cousin zurück und seine Gang stimmte ihm lautstark zu. Dudley war schlimmer als ein Troll! "Fünf gegen einen. Wirklich mutig." Harry sollte aufhören ihn zu provozieren. "Du hast es gerade nötig. Jammerst bestimmt jede Nacht im Schlaf vor sich hin! Wenigstens hab ich keine Angst vor meinem Kissen." Die Jungs lachten. "Schreist du nach deiner kleinen Schwester, weil du alleine nichts kannst? Oder nach deiner Mum? Wo ist eure Mum? Wo ist eure Mum, Potters? Ist sie tot?"

Er war zu weit gegangen. Harry sprang auf und hielt Dudley seinen Zauberstab an die Kehle. Ich sprang ebenfalls auf, hielt meine Hand an meinem Stab und beobachtete das weitere Geschehen genau. Die Jungs lachten sich schlapp. Nur Dudley verstand. "Du darfst außerhalb deiner Schwachmatenschule nicht zaubern", flüsterte er. "Er nicht, aber ich!", knurrte ich, zog meinen Zauberstab und legte ihn ebenfalls an Dudleys Kehle. Wie dieser Kerl mich nervte und wütend machte!

Mit einem Schlag wurde es dunkel. Dichte, dunkle Wolken zogen sich vor die Sonne. Es wurde windiger und kühler. "W-Was macht ihr?", wollte Dudley wissen. "Ich mach gar nichts!", beteuerten Harry und ich gleichzeitig und blickten in den Himmel. Dudleys Gang nahm die Beine in die Hand und kurz darauf auch Harry, Dudley und ich. Wir rannten den Feldweg entlang in Richtung unseres alten Zuhauses, aber in Anbetracht der Gefahr war das alles andere als schlimm. Notfalls würde ich Tante Petunia und Onkel Vernon zwingen uns rein zu lassen! Das ich das jemals denken würde....

Es wurde immer dunkler und kurz darauf fing es an zu regnen und zu gewittern. Wir drei sprangen in eine alte Unterführung und wollten weiter laufen, als es mit einem Mal eisig kalt wurde. Frost bildete sich und das Wasser vereiste. Wir blieben stehen.

Mit einem Mal wurde Harry von etwas gepackt und ich zur Seite gestoßen. Ich fiel hin und verlor dabei meinen Zauberstab! Ich drehte mich zu meinem Bruder und mein Herz setzte aus. Ein Dementor! "Dudley, lauf weg!", schrie ich, während ich mich mit schnell klofpendem Herzen aufrappelte und auf meinen Zauberstab zu rannte. Ich drehte mich wieder um und sah, dass Harry und Dudley von den Dementoren ausgesaugt wurden. Scheiße!

"Expecto Patronum!", schrie ich, machte dabei einen Schritt und rutschte auf dem vereisten Boden aus. Aber es brachte etwas. Der eine Dementor wurde von meinem Bruder abgelenkt. Nur leider kam er nun genau auf mich zu! Bevor ich noch etwas tun konnte, packte er mich und begann meine Freude auszusaugen.

Ein grünes Licht. Ein Schrei. Ein grünes Licht. Ein Schmerz. Diabolisches Lachen. Harry am Boden. Der Cruciatus. Voldemort.

Keuchend blickte ich in Harrys Gesicht. "Luna! Geht's?" "Ging mir schon mal besser", murmelte ich und rappelte mich mit Harrys Hilfe auf. Meinen Zauberstab hielt ich fest in der Hand. Leicht von ihm gestützt, liefen wir zu Dudley, der einfach nur auf dem Boden lag. Wir knieten uns zu ihm, als mit einem Mal jemand kam. "Mrs. Figg", erkannte Harry und wir beide versteckten schnell unsere Zauberstäbe. "Legt bloß den Zauberstab nicht weg, falls sie zurück kommen", meinte die alte Lady.

Harry stützte Dudley auf dem Weg zu ihm nach Hause. Wir mussten ihn ja leider noch nach Hause bringen. Mrs. Figg lief neben uns her. "Dementoren in Little Winning, was kommt als Nächstes? Die ganze Welt steht vollkommen Kopf", murmelte sie vor sich hin. "Eins verstehe ich nicht. Woher wissen Sie von...", setzte Harry an, wurde aber von Mrs. Figg unterbrochen. "Sirius hat sich Sorgen gemacht, weil ihr so lange nicht gekommen seid. Er hat sofort Dumbledore benachrichtigt und der hat mir gesagt ich soll Ausschau nach euch halten. Glaubt ihr, nachdem was letztes Jahr mit Ihr-wisst-schon-wem passiert ist, lassen die beiden euch länger als eine Stunde unbehelligt draußen rumlaufen? Bringt den Jungen rein und dann kommt ihr mit zu mir. Sirius wird bestimmt jeden Augenblick kommen und euch holen."

Wie ignorierten Tante Petunia und Onkel Vernon, drückten ihnen Dudley in die Hand und verschwanden schnellstmöglich mit Mrs. Figg. Wir standen noch vor ihrem Haus, als Sirius mit einem Plopp auftauchte. Apparieren. Es war grausam. "Harry! Luna! Ich bin umgekommen vor Sorge! Was ist nur passiert? Ach, ihr könnt mir alles zu Hause erklären. Danke, Mrs. Figg. Kommt schon, ihr beiden." Sirius redete sehr schnell und ehe wir uns versagen, hatte er schon unsere Hände genommen und wir apparierten zurück zum Grimmauldplatz.

Harry Potter und seine kleine Schwester 2Where stories live. Discover now